Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
zeigte auf ihn. „Zurück an die Arbeit“, sagte er zu Bolan.
Die drückende Nachmittagshitze ließ sie geradezu schleichen. Filip gestattete sich ein einziges Mal, zurückzusehen, nicht auf das Denkmal selbst, sondern auf die Rosen, die von den Hinterbliebenen der Gefallenen zurückgelassen worden waren. Am Morgen mochten sie frisch gewesen sein, doch jetzt lagen sie schlaff und welk in der Sonne.
Ihr Duft blieb ihm in Erinnerung und verfolgte ihn den ganzen restlichen Tag.
32. KAPITEL
R hia lief zur Tür, sobald sie das Klopfen hörte. Sie riss sie auf und blickte Filip und Bolan an, die von der Hitze des Tages rot und verschwitzt waren.
Filip trat ein und reichte Rhia die Schachtel mit Mareks Schal darin. „Dein Mann ist in Leukos.“
Erleichtert keuchte Rhia auf und umarmte ihn. Er zuckte zusammen, als sie mit den Armen an seinen sonnenverbrannten Hals kam.
„Ich hole die anderen.“ Koli schob sich an ihnen vorbei auf den Flur.
Rhia öffnete die Schachtel. Der Schal, den sie darin fand, war mit Staub und Hundesabber befleckt. „Seid ihr sicher?“ Sie sah erst Filip, dann Bolan an. „Was ist mit Nilik?“
Beide schüttelten den Kopf. „Wir wissen es nicht“, sagte Bolan. „Es tut mir leid.“
Rhia wollte die Schachtel an die Wand werfen. Dann dachte sie an Mareks Nachricht. Er würde auf Nilik aufpassen, was auch immer er tun musste. Wenn Marek am Leben war, mussten die beiden zusammen sein.
Die anderen traten ein. „Ihr habt ihn gefunden?“, wollte Lycas wissen.
„Ja. Im nordöstlichen Quadranten, dem Regierungsbezirk.“ Filip nahm einen großen Schluck von dem Wasser, das Alanka ihm und Bolan reichte. „Mehrere Tiere – Hunde, Pferde, sogar eine streunende Katze – haben seinen Duft erkannt. Sie haben sich gern an ihn erinnert, weil er sie gestreichelt hat.“
„Wann war er dort?“, fragte Rhia.
„Unmöglich, das genau zu sagen“, antwortete Bolan. „Aber einige von ihnen haben sich an Sonne erinnert, andere an Regen, was bedeutet, dass er nicht einfach nur durch den Bezirk gekommen ist. Er muss sich länger dort aufgehalten haben.“
„Ich habe mich umgehört“, sagte Filip, „und es hat vorgestern erst geregnet.“
Rhia versuchte logisch zu denken und ihre Aufregung zudämpfen. „Woher sollen wir wissen, dass die Tiere sich an diesen Regentag erinnern und nicht an einen anderen?“
„Das muss so sein“, sagte Filip. „Um diese Jahreszeit regnet es kaum.“
„Also war er erst vor zwei Tagen dort.“ Sie ging auf und ab und drehte dabei die Schachtel in den Händen. „Wenn er regelmäßig auf den Markt dort geht, muss er in der Nähe wohnen.“
„Wie groß ist der nordöstliche Quadrant?“, fragte Arcas Filip.
„Riesig. Wir finden auf keinen Fall heraus, wo er sich befindet, wenn wir ihn nicht zufällig entdecken.“
„Dann gehen wir morgen gleich auf den Markt, wenn er öffnet“, rief Rhia aufgeregt.
Filip nickte. „Das ist unsere heißeste Spur. Aber wenn er jetzt jemandem gehört, hängt seine Anwesenheit auf dem Markt von den Launen seines Besitzers ab. In die Öffentlichkeit zu gehen ist eine Belohnung für Haussklaven, die sich gut benehmen.“
Rhia erschauerte bei dem Gedanken, dass Marek jemandes Sklave war. Das würde er nicht lange ertragen.
Sie bemerkte, wie Filip sie eisig ansah. „Ich muss einen Augenblick mit Rhia allein sprechen“, sagte er.
Die anderen gingen ins Nebenzimmer, um herauszufinden, was sie für das Abendessen brauchten. Filip schloss die Tür hinter ihnen und setzte sich auf den klapprigen Stuhl neben dem Bett. Rhia konnte die Erschöpfung in seinen geröteten Augen sehen.
„Was ist los?“, zwang sie sich zu sagen. Ihr Herz klopfte.
„Du weißt nicht, dass mein Geist mir ungewöhnliche Macht für meine erste Phase als Pferd geschenkt hat. Ich kann die Gedanken der Tiere nicht nur hören, ich kann in ihr Bewusstsein eindringen – sehen, was sie sehen, hören, was sie hören, riechen, was sie riechen.“
Sie nickte. „Und weiter?“
„Ich habe bei den Tieren, die Marek begegnet sind, etwas Besorgniserregendes festgestellt.“
Rhia hielt den Atem an. „Was?“
„Sie haben ihn natürlich gerochen.“ Ängstlich schaute er sie an. „Sie haben Angst wahrgenommen.“
Am nächsten Morgen war Rhia auf dem Marktplatz, sobald er öffnete. Sie versuchte sich unauffällig zu verhalten, als sie mit ihren Freunden an den Marktständen vorbeischlenderte, schaute sich aber nach allen Seiten um. Was Filip herausgefunden
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