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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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auf und stieß eine Reihe Flüche aus, von denen sie viele noch nie gehört hatte. Er riss an seinem linken Bein, das sich unnatürlich abspreizte.
    Sie rannte zu ihm und streckte die Hände aus. „Es tut mir so leid.“
    Der Mann verstummte. Große blaue Augen starrten sie unter schweren Brauen an. „Nein, mir tut es leid.“
    „Warum?“
    Er versuchte seinen Stiefel zu erreichen. „Frauen sollten solche Ausdrücke nicht hören müssen.“
    Seine Ansicht brachte sie fast zum Lachen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie und bereute ihre Frage sofort. „Offensichtlich nicht.“
    Seine Stimme wurde härter. „Warum machst du Jagd auf mein Pferd?“ Er sah sich um. „Wo ist er hin? Keleos!“
    „Ich hole ihn“, sagte sie, auch wenn sie bezweifelte, dass es ihr gelingen würde, ein Tier einzufangen, das sie gerade erst verschreckt hatte.
    „Warte.“ Der Mann hob eine Hand und horchte einen Augenblick. Von der Lichtung her kam ein leises Wiehern. „Er sagt, er kommt zurück, wenn du verschwindest.“
    „Oh.“ Sie begann sich umzudrehen. „Aber brauchst du denn keine Hilfe?“
    Er stützte sich auf seine Hände und sah sie finster an. „Du kannst helfen, indem du weggehst.“
    „Aber dein Bein ist gebrochen.“
    „Nein, ist es nicht.“
    Aus zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an und fragte sich, ob er sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen hatte.
    Ein Zucken seines linken Fußes lenkte sie ab. Der Saum seiner Hose war hochgerutscht und zeigte darunter nicht Haut, sondern hartes Leder. „Oh! Dann bist du …“ Alanka zeigte auf ihn, während sie versuchte, sich an seinen Namen zu erinnern,den er ihr nicht verriet. „Dann bist du der Nachfahre, der bei Rhias Vater lebt.“
    Schnell schob er das Hosenbein herunter, um seine Prothese zu verbergen. „Welche Absonderlichkeit hat mich verraten? Dass ich hören kann, wie ein Pferd mit mir spricht, oder dass ich nur ein Bein habe?“
    Sie neigte den Kopf zur Seite. „Ich habe gehört, du hast anderthalb Beine.“
    Er starrte sie mit offenem Mund an, und ihr wurde klar, dass sie es damit nur noch schlimmer gemacht hatte. „Ich meine“, stammelte sie, „das ist doch ein Unterschied, nicht?“
    Langsam schloss er den Mund und verzog ihn dann zu einem schiefen Lächeln, das ihr den Atem verschlug. „Ein Unterschied von einem halben Bein, um genau zu sein.“
    Alanka stand da und starrte ihn an, bis sie merkte, dass sie sich wie ein kleines dummes Mädchen verhielt. „Soll ich immer noch gehen?“
    Die Stirn gerunzelt, sah er zu der Lichtung, wo das Pferd immer noch auf eine Antwort wartete. Alanka konnte hören, wie es ungeduldig mit den Hufen aufstampfte. „Gib mir den Ast da drüben“, sagte er zu ihr.
    Alanka bückte sich, um den toten Ast, auf den er deutete, aufzuheben, und merkte, dass er ihr genau dabei zusah. Er könnte genauso gefährlich sein wie seine Kameraden und sie auf die kleinste Reizung hin töten, überlegte sie. Den Ast in der Hand, wirbelte sie zu ihm herum.
    Der Mann hob die Hände, um sich zu verteidigen. „Was im Namen der Götter machst du da?“
    „Wozu brauchst du den Ast?“, fragte sie. „Willst du mich niederschlagen, wenn ich nicht hinsehe?“
    „Ich brauche ihn zum Gehen.“ Er benutzte sein gesundes Bein, um sich vorzuschieben, und griff nach dem Ast. Ein Holzsplitter grub sich in ihre Handfläche.
    „Au!“ Sie saugte an der Wunde. „Kein Grund, gleich gewalttätig zu werden.“
    „Gewalttätig?“ Er benutzte den Ast, um damit bis zu demStamm des gefallenen Baumes zu humpeln. „Erst tust du so, als würdest du mich erschießen, und dann schlägst du mir fast mit einem Stück Baum den Schädel ein.“ Er sog scharf die Luft ein, als er sich setzte. „Du bist noch verrückter als der Rest von denen.“
    „Der Rest von wem?“
    Er deutete mit dem Ast auf ihre Umgebung. „Die Asermonier. Meine herzlichen Gastgeber.“
    „Ich bin nicht aus Asermos. Ich bin Kalindonierin.“
    „Du bist eine Termite?“
    Hitze stieg ihr ins Gesicht. „Den Namen mögen wir nicht sonderlich.“
    „So nennen euch die Asermonier. Ihr lebt in Bäumen, richtig?“
    „Wie können sie es wagen, uns so zu nennen, nachdem wir ihr Dorf gerettet haben vor den … Vor euch. Mein Wolfbruder Marek ist in euer Lager geschlichen, um eure Schlachtpferde zu betäuben. Er wurde gefangen genommen und fast umgebracht. Klingt das nach der Tat einer Termite?“
    Der Mann schwieg und schob den Unterkiefer zur Seite. Sie verspürte das seltsam

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