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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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reges Treiben herrschte. Die Düfte drangen in Mareks Nase, und er bemerkte, wie hungrig er war. Er hatte wegen seiner Seekrankheit an Bord des Schiffes nur wenig gegessen, und jetzt erwachte sein Appetit.
    Nachdem sie die Küche durchquert hatten, betraten sie einen fensterlosen Steinkorridor, der von Fackeln in eisernen Wandhaltern beleuchtet wurde. Marek blickte sich nach Niliks Korb um, aus dem mit jedem Schritt, den sie taten, lautere Geräusche drangen.
    Am Ende des Korridors führte ein Torbogen in einen Raum mit einem langen Tisch darin – genug Platz für vierzig oder fünfzig Menschen, Marek wurde schwindelig, als er sich vorstellte, wie groß dieses Gebäude und seine Zimmer waren.
    Sie kamen durch einen Raum mit einer großen steinernen Treppe rechts und einer reich verzierten hölzernen Tür zur Linken, die Marek für die Eingangstür hielt. Ihnen gegenüber befand sich ein kleinerer, gemütlicherer Raum, der dennoch größer war als Mareks ganzes Haus in Kalindos. Sie blieben im Türrahmen stehen, der Soldat mit Nilik neben Marek.
    „Ist er das endlich?“, war eine hohe melodische Stimme zu vernehmen. Sie erklang hinter einer langen gepolsterten Bank.
    Eine junge Frau stand auf und kam mit wehenden weißen Röcken, die um ihre Knöchel strichen, um die Bank herum. Selbst auf die Entfernung konnte Marek sehen, wie ihre hellblauen Augen aufleuchteten.
    „Er ist es.“ Mit ungelenken Schritten kam sie auf sie zu, als müsste sie sich zwingen, nicht zu rennen. Sie rang die Hände, und ihre langen goldenen Locken hüpften bei jeder Bewegung.
    Einige Schritte entfernt erlag sie ihren Instinkten und sprang mit einer so wilden Kraft auf den Korb zu, dass Marek erschreckt zurückwich.
    Die Frau sah ihn an, als hätte sie ihn gerade erst bemerkt. Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Petrop, wer ist das?“, fragte sie, ohne den Blick von Marek zu wenden.
    Ihr Diener machte eine leichte Verbeugung. „Der Erzeuger des Kindes, Euer Ehren.“
    „Er stinkt.“
    Kapitän Sareb trat vor. „Euer Ehren, er ist recht gutmütig und hilfsbereit.“ Er warf Marek einen heimlichen Blick zu, der ihn warnte, nicht die Wahrheit zu verraten. „Trotz seines derzeitigen erbärmlichen Zustands ist sein Körper kräftig. Wenn es Euch recht wäre, dürfte er einen ausgezeichneten Haussklaven abgeben.“ Der Kapitän zeigte mit dem Kinn Richtung Petrop. „Er ist jedenfalls jünger und vitaler als einige Eurer derzeitigen Dienstboten.“
    Die Frau ging um Marek herum und zwirbelte eine ihrer Locken zwischen den Fingern, während sie ihn begutachtete. „Wie viel?“
    „Dreitausend“, sagte Sareb überzeugt.
    „Wie amüsant. Neunhundert.“
    „Er ist jung, gut erzogen, und es lässt sich etwas aus ihm machen. Zweitausend.“
    Marek strengte sich an, ruhig weiterzuatmen. Sie handelten um seinen Preis wie auf dem Viehmarkt.
    „Was sind deine Talente, Junge?“, fragte sie Marek.
    Das Wort „Junge“ regte ihn auf. Sie konnte nicht mehr als fünf Jahre älter sein als er – höchstens sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig. „Ich kann kochen, sauber machen, Dinge reparieren, mich um die Pferde kümmern. Alles, was Ihr verlangt, nur bitte, lasst mich bei meinem Sohn bleiben.“
    „Schsch.“ Die Frau trat nahe an ihn heran, und er merkte, dass sie selbst in ihren flachen Hausschuhen genauso groß war wie er. Sie legte eine Hand um seinen Oberarm, als wollte sie die Muskeln ertasten. „Hmm. Könnte mehr Fleisch dran sein.“ Sie fuhr ihm mit der Hand über die Schulter und den Hinterkopf. „Und das Haar müsste auf jeden Fall ab.“
    Bei dem Gedanken, seine Haare zu verlieren, zuckte Marek zusammen.
    „Die Biester schneiden ihre Haare nur als Zeichen der Trauer ab.“ Sareb neigte den Kopf. „Aber wenn Ihr ihn kauft, könnt Ihr mit ihm natürlich machen, was Ihr wollt.“
    Sie stand weniger als eine Handbreit von Marek entfernt und betrachtete sein Gesicht. Er starrte weiter geradeaus, auf den Webteppich mit Pferden, der an der Wand gegenüber hing.
    „Warst du Soldat?“, fragte sie leise.
    „Nein. Nie.“
    Sie stieß ein überraschtes Geräusch aus. „Aber du hast ein Leben genommen, nicht wahr?“
    Er sah ihr in die leuchtenden Augen, die sie mit einem Kohlestift umrandet hatte, um ihnen eine katzenhafte Form zu geben.
    „Vielleicht auch mehr als eines“, sagte sie. Mit den Spitzen ihrer langen Fingernägel neigte sie sein Kinn herab und zurSeite. „Sieh mich nicht an, als wären wir gleichgestellt.“ Sie wandte

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