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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Zeichnung.
    »Der Buchstabe R und sechs Zahlen«, sagte Jack. »Dreizehn und elf in der mittleren Zeile. Dreizehn und achtzehn in der letzten.«
    »Dann ist es kein Datum«, sagte Doyle.
    »Vielleicht eine geografische Notierung: Längen- und Breitengrad«, erwog Innes.
    Jack schüttelte den Kopf. »Das wäre mitten im Atlantischen Ozean.«
    »Vielleicht ein Bibelverweis«, sagte Stern. »Kapitel und Vers.«
    »Innes, in der Schublade neben meinem Bett ist eine Bibel«, sagte Doyle, und Innes war mit einem Satz bei der Tür. »Aber weck den Major nicht auf.«
    »Woher wissen wir denn, welches Buch der Bibel es ist?« fragte Presto, als Innes mit der Gideonsbibel zurückkam und sie Doyle gab.
    »Es ist eins, das mit R anfangt, nehme ich an«, sagte Doyle.
    »Nur drei fangen mit R an«, sagte Innes aus dem Gedächtnis. »„Ruth, Römer und Revelatio.«
    »Das Buch Ruth hat nur vier Kapitel«, sagte Doyle und blätterte zu diesem Teil. »Und der Brief des Paulus an die Römer nur vierzehn Verse.«
    »Was ist ›Revelatio‹?« fragte Die Allein Geht.
    »Das letzte Buch, die Geheime Offenbarung«, sagte Stern. »Eine Reihe von Visionen des heiligen Johannes.«
    »Eine Prophezeiung der Apokalypse«, sagte Jack.
    »Hier ist es«, sagte Doyle, als er die Seite gefunden hatte. »Revelatio, dreizehn, elf: ›Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen von der Erde; das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache. ‹
    Und dreizehn, achtzehn: ›Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666.‹«
     
     
12
     
    Die erste Kontrollstelle war fünf Meilen weit vom Mittelpunkt der Stadt entfernt. Es war spät am Nachmittag, als die Wagen der Schauspieler sie erreichten; Wüste ringsumher, flach und trostlos, die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herab. Eileen war dankbar für die zusätzlichen Wasserflaschen, die Jacob vor der Abfahrt in Skull Canyon gefüllt hatte; Kanazuchi trank selbst zwei, schweigsam wie zuvor, mit sparsamen und ökonomischen Bewegungen. Seine Wunde blieb sauber und eiterte nicht; der sonderbare Mann schien die Energie, die er gespeichert hatte, darauf zu verwenden, sich aus eigenem Willen zu heilen, und verdammt, es funktionierte: Seine Blässe war verflogen, und er atmete gleichmäßig und kräftig.
    Im Augenblick machte Eileen sich um Jacob größere Sorgen. Den ganzen Tag fuhr er ihren Wagen in der grellen Hitze; eine Zeitlang löste sie ihn am Zügel ab, bis die Glut sie wieder in den Schutz der Plane zurücktrieb. Sie wußte, daß der arme Mann schon vom Schaukeln und Holpern ihres Wägelchens auf der unbefestigten Straße erschöpft sein mußte – sein Gesicht war krebsrot, das Hemd war durchgeschwitzt –, aber er beschwerte sich nie, sondern war fröhlich und heiter wie immer, so daß es ihr unmöglich war, dem wachsenden Gefühl banger Erwartung nachzugeben.
    Zum Teufel mit Bendigo, daß er sie in der Hitze des Tages in die Wüste hinausfahren ließ. Die erste Vorstellung sollte erst morgen abend stattfinden; sie hätten die Fahrt nicht vor Sonnenuntergang in Angriff nehmen sollen; die Straße war gut markiert, und die Wagen waren allesamt mit Laternen ausgestattet. Aber der Himmel verhüte, daß sie zu spät zu einer Gratismahlzeit erschienen; Rymer könnte ja fünf Cent einbüßen.
    Ihre Karawane schlängelte sich von den Ausläufern der Juniper Mountains herunter in den Sand der östlichen Mojave und war eben durch eine gespenstische Formation von spiralförmigen, senkrechten Säulen aus Kalk- und Sedimentgestein gezogen, die sich wie ein steinerner Wald aus der Ebene erhob. Im dichtesten Teil des Felsendickichts bogen die Wagen um eine Ecke und standen plötzlich vor einem rohgezimmerten Tor aus mächtigen, zurechtgesägten Balken – seit Stunden das erste Menschenwerk, das sie zu Gesicht bekommen hatten. Eine kleine, aus dem gleichen Holz erbaute Hütte stand daneben, anscheinend leer.
    Ein scharfer Pfiff ertönte.
    Aus dem Nichts erschien ein Dutzend schwerbewaffneter Männer – nein, Leute, erkannte Eileen: Die Hälfte waren Frauen – zu beiden Seiten und über ihnen auf den Steinsäulen und richteten schußbereite Gewehre auf die Wagen. Sie trugen leichte Kattunhosen, schwere Stahlkappenstiefel und kragenlose weiße Hemden; jeder war mit einem Patronengurt ausgerüstet, den er sich um die Hüfte geschlungen hatte.
    Und noch etwas anderes war seltsam an ihnen: Sie lächelten alle.
    Eine

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