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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Reverend Day.
    Der Reverend nahm Cornelius mit seinem Blick auf den Haken und schaltete den Strom ein, und dann pumpte er ein paar bemessene Stöße in ihn hinein: Aufmerksam beobachtete er, wie die Kraft sich in den Kern des Mannes bohrte und dort an die Arbeit ging, und wie sie seine Gedanken so verkrümmten, daß sie den Bedürfnissen des Reverend entgegenkamen.
    Ein dunkler Schauder rieselte durch seine Nerven; er genoß es, das Sakrament zu verabreichen, genoß das köstliche Empfinden, in sie hineinzugreifen, die Intimität des Kontakts, die Liebkosung der Nacktheit, die sie so gehorsam darboten. Diese Momente der ganz privaten Schändung durch ihre Augen – dafür lebte er.
    Als er sah, daß Cornelius’ Pupillen glasig wurden, zog der Reverend die Tentakel seiner Kraft ein und verstaute sie wie ein Klappbett. Dann vollführte er ein Fingerschnippen vor dem Gesicht des Mannes. Cornelius blinzelte; die Verbindung war unterbrochen. Seine Augen rollten in den Höhlen nach oben wie davonkullernde Murmeln.
    Nach jahrelangem Versuch und Irrtum hatte der Reverend gelernt, seine Gemeinde der Kraft wohldosiert auszusetzen und in sie einzudringen mit der Feinfühligkeit eines Chirurgen; das richtige Maß machte sie auf Tage hinaus fügsam wie Lumpenpuppen, und auf ihren Gesichtern klebte das Grinsen von Betrunkenen. Gab er ihnen zu wenig, kehrte ihr Geist nach und nach zurück; war das Maß zu hoch, sabberten sie nur noch in ihren Becher. Und nicht wenige solcher ›Fehlschläge‹ lagen nun verscharrt vor den Toren der Stadt.
    Mit Cornelius ging er auf Messers Schneide. Der Wille des Mannes war so stark, daß es mehr als bei den meisten anderen erforderte, ihn bei der Stange zu halten, aber der Reverend konnte nicht riskieren, sein Nervensystem zu verschmoren. Er brauchte ihn: Cornelius hatte einen undisziplinierten Haufen von grünen Rekruten in eine Armee verwandelt; niemand in der Stadt konnte ihm das Wasser reichen, was Führungskraft und taktisches Geschick anging, gemäßigt durch ein so genußvolles Barbarentum.
    Und das alles erforderte so viel Mühe; Gott, er war müde.
    Cornelius öffnete die Augen. Gut, der Mann war wieder in seinem Körper. Jetzt ein paar Worte aus der Schrift, um ihn aus dem Nebel herauszuführen.
    »Höre die Worte der Weisen«, wisperte der Reverend.
    Cornelius neigte sich ihm eifrig entgegen.
    »Öffne dein Herz meiner Weisheit; ich habe dich heute unterwiesen, auf daß ich dich die Reinheit des Wahren Wortes lehre. Höre, mein Sohn, und sei weise, denn nur durch die Weisheit wird ein Haus gebaut, und nur durch das Verstehen ist es von Dauer.«
    Cornelius’ Augen klärten sich wieder, und er nickte langsam. Vollständige Hingabe und keine Spur von Verständnis.
     
    So ist’s recht, du Schafskopf, dachte der Reverend und beobachtete ihn genau: Botschaft angekommen.
    »Also«, sagte Reverend Day und ging weiter, zurück zum Geschäftlichen. »Welche gute Nachricht hast du heute für uns, Bruder?«
    Cornelius schwankte einen Augenblick lang, fand sein Gleichgewicht wieder und trabte mit wie ein gehorsamer Köter. »Diese Schauspielertruppe ist pünktlich durch das Osttor gekommen.« Er schwenkte ein Telegramm. »Wann?«
    »Vor ungefähr einer Stunde. Müßten jeden Moment in die Stadt kommen.«
    »Ist das nicht wundervoll?« sagte Day mit ehrlicher Begeisterung. »Wir können uns auf ein wenig lebhaftes Amüsement freuen. Ist dir klar, wie lange es her ist, daß ich im Theater war?«
    Cornelius runzelte die Stirn. »Nein?« Hoffnungslos. Na, macht nichts.
    »Begrüße unsere Neuankömmlinge für mich, Bruder Cornelius, und lade sie für heute abend zum Essen ein; sie sollen meine Ehrengäste sein.«
    »Jawohl, Reverend«, sagte Cornelius und zog noch ein Telegramm hervor. »Und noch eine gute Nachricht, Sir. Auch unsere neuen Gewehre sind soeben angekommen.« »Hervorragend, Bruder.«
    »Wenn es Ihnen recht ist, Sir, dann lasse ich sie ins Lagerhaus bringen, damit ich die Lieferung dort selbst begutachten kann.«
    »Ja, tu das, sei so gut. Und jetzt berichte, Bruder Cornelius: Geht die Ausbildung unserer Miliz gut voran?«
    »Reverend, zu sehen, wie unsere Brüder und Schwestern sich einsetzen, ist eine wahre Inspiration«, sagte Cornelius, und wieder legte sich ein Schleier über seine Augen.
    »Gut. Wie steht es mit ihrer Scharfschützenkunst?«
    »Jeden Tag besser. Und wenn erst diese neuen Gewehre ausgeteilt sind, dann werden sie noch leistungsfähiger …«
    »Gut.

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