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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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bitte?«
    »Sofort, Sir!« Bendigo wandte sich den anderen Wagen zu und klatschte in die Hände. »Schauspieler! Nach vorn und in die Mitte, im Laufschritt, alle zusammen!«
    Schauspieler und Bühnenhelfer versammelten sich um Bendigo. Die Menschenmenge, totenstill, aber immer noch lächelnd, drängte heran und umringte sie. Eileen half Jacob beim Herunterklettern; sie ließ es aussehen, als sei er immer noch ziemlich angeschlagen, und stützte ihn, als er stockend nach vorn kam.
    »Darf ich demütig vorstellen: Zu Ihrer Freude und Ergötzung – Bendigo Rymers Ultimatives Tournee-Theater.« Schwungvoll lüftete er seinen dämlichen Hut.
    Der große Mann zählte sorgfältig ab. Niemand in der Menge bewegte sich oder flüsterte auch nur. Er warf einen Blick in das Notizbuch der Frau, zählte noch einmal, und als er fertig war, runzelte er argwöhnisch die Stirn.
    »Sie sollten doch neunzehn sein«, sagte er zu Bendigo.
    »Wie bitte?«
    »Hier sind bloß achtzehn. Am Tor haben Sie gesagt, neunzehn. Haben Sie dafür eine Erklärung, Mr. Rymer?«
    Rymer schluckte und drehte sich um; er schaute Eileen an und erblickte auch Jacob ohne seinen Bart. Eileen sah, daß der Zwergenverstand des Mannes arbeitete wie ein Hamster im Laufrad. Er tat einen Schritt auf den großen Mann zu, verschränkte die Arme und legte eine völlig unglaubhafte Kameraderie an den Tag.
    »Ja, natürlich, das ist eigentlich ganz einfach, Mr …« Bendigo suchte verzweifelt nach einer Reaktion. Der große Mann starrte ihn an und lächelte.
    »Ah, mein guter Sir … Sehen Sie … dieser Gentleman hier«, sagte Rymer, während er sich umdrehte und auf Jacob deutete, »hat sich unserer Kompanie in Phoenix angeschlossen, als er krank geworden war, und ich muß vergessen haben, ihn mit einzubeziehen.«
    »Dann müßte hier jetzt einer mehr sein, nicht einer weniger«, sagte der große Mann. »Oder?«
    Bendigos Lächeln gefror; er war bestürzt, und die gescheiten Ideen waren ihm ausgegangen. Eileen kam rasch nach vorn.
    »Ich kann das sicher erklären«, sagte sie ruhig. »Wir hatten noch einen Gentleman bei uns, als wir von der Station in Wickenburg wegfuhren, einen Arzt, der ein Stück weit mitfuhr, um die ordnungsgemäße Genesung unseres Freundes sicherzustellen.«
    »Und wo ist der hin?« fragte der große Mann.
    »Er ist gestern zurückgeritten; er hatte sein Pferd mitgenommen und hinten an unseren Wagen gebunden. Es ist der letzte Wagen, wissen Sie, und er bleibt immer ein Stück hinter den anderen zurück – ich fürchte, ein Maultiergespann zu führen, ist etwas ganz Neues für mich. Deshalb hat Mr. Rymer sicher nicht gemerkt, daß der Arzt sich verabschiedet hat.«
    »Das ist es, natürlich«, sagte Rymer; seine Stirn glänzte fettig vom Schweiß seines Versagens. »Der Extramann.«
    Der große Mann blickte zwischen den beiden hin und her; er lächelte und ließ keine Reaktion erkennen. Eileen sah, daß am Gürtel unter seinem Mantel Pistolen hingen, und der Kolben einer Schrotflinte ragte aus einer tiefen Innentasche.
    »Dieser Mann hier«, sagte er und zeigte auf Jacob, »gehört also nicht zu Ihnen.«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht«, sagte Rymer hastig. »Er ist ein Freund«, sagte Eileen. »Wie ist sein Name?« »Er heißt Jacob Stern«, sagte Eileen. Der große Mann gab der Frau neben ihm ein Zeichen, und sie schrieb den Namen in ihr Notizbuch. Dann blätterte sie die Seite um.
    »Jetzt brauche ich die Namen Ihrer übrigen Leute«, sagte der große Mann. »Natürlich, ich–«
    »Wie ist denn Ihr Name?« fragte Eileen. »Wie ist Ihrer?«
    »Ich habe zuerst gefragt«, sagte sie.
    Bendigo drehte sich um und warf ihr einen bösartigen Blick zu; halb rechnete sie damit, daß er sie vors Schienbein treten würde.
    »Bruder Cornelius, Ma’am«, sagte der Mann mit einem verschlagenen Lächeln.
    »Eileen Temple.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. Der große Mann schaute auf sie herunter, ein wenig verunsichert, dann schüttelte er sie kurz. »Eine sehr schöne Stadt haben Sie hier, Bruder Cornelius.« »Das wissen wir«, sagte Cornelius.
    »Würdest du bitte aufhören?« zischte Bendigo und lächelte weiter.
    »Sie werden im Hotel wohnen, dort unten an der Straße«, sagte Cornelius. »Wir werden Sie dorthin begleiten, nachdem Sie Ihr Zeug ins Theater geschafft haben.«
    »Wunderbar, ich freue mich so, ich bin sicher, es ist ein prachtvolles Haus«, schwallte Bendigo.
    »Sagen Sie’s mir nachher«, erwiderte Cornelius. »Sie werden die

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