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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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doch anschließen, oder nicht, Sir?«
    »Ich denke darüber nach«, sagte Frank und schaute die Straße hinauf. Ein Plakat an einem großen Gebäude auf der rechten Seite fiel ihm ins Auge: bunte Farben, fette Lettern. Er ging darauf zu.
    »Weil wir nämlich strikte Regeln haben für Leute, die sich uns anschließen wollen«, sagte der schwarze Junge und trottete weiter neben ihm her.
    »Irgendwie überrascht mich das überhaupt nicht.«
    »Es ist wirklich nötig, daß Sie sich an die –«
    »Wie heißt du, Kleiner?«
    »Clarence, Sir«, sagte der Junge.
    »Ich sag dir was, Clarence: Wieso hörst du nicht auf mit dem Stuß und erzählst mir, was los ist, damit ich mich entscheiden kann? Wer leitet die Show hier?«
    »Wie bitte?«
    »Wer ist der Oberboß?«
    »Unser Führer?«
    »Wer hat die Regeln geschrieben?«
    »Unser Führer ist Reverend Day.«
    »Reverend A. Glorious Day«, ergänzte ein anderer voller Begeisterung.
    »Was bedeutet denn das ›A‹?« fragte Frank.
    Wieder starrten sie ihn irritiert an.
    »Was ist denn so wahnsinnig Besonderes an diesem Reverend Day?« fragte Frank.
    »Reverend Day spricht mit dem Erzengel«, sagte Clarence.
    »Er bringt uns das Wort unseres Herrn.«
    »Durch den Reverend sehen wir Ihn –«
    »Wir kommunizieren mit ihm, Bruder Tad«, korrigierte Clarence.
    Jetzt blieb Frank wie angewurzelt auf dem Gehsteig stehen. »Ihr macht was?«
    »Wir kommunizieren mit dem Erzengel.«
    Sie strahlten ihn wieder an wie eine Reihe Glühbirnen.
    »Welcher Erzengel ist das?« fragte Frank.
    »Wir kennen Seinen Namen nicht, Sir.«
    »Er ist einfach der Erzengel.«
    »Er sitzt zur Rechten Gottes«, sagte Clarence.
    »Das erzählt euch dieser Reverend Day?«
    »O ja, er kennt den Erzengel gut –«
    »Aber wir kennen Ihn auch, hier, in unseren Herzen«, sagte Clarence. »Wenn wir Kommunion mit Ihm haben.«
    »Wo findet denn diese ganze Kommuniziererei statt?«
    Die Weißhemden grinsten einander an, weil die Antwort doch auf der Hand lag.
    »Überall.«
    »Der Erzengel ist überall.«
    »Wir hören Seine Stimme, wohin wir auch gehen.«
     
     
    »Wir sind nie allein –«
    »Soll das heißen, daß ihr zum Beispiel jetzt in diesem Augenblick eine Stimme hört, die euch sagt, was ihr tun sollt?« fragte Frank vorsichtig.
    »Ja, Sir. Durch Reverend Day ist der Erzengel immer bei uns.«
    »Lobet den Herrn.«
    »Halleluja.«
    »Okay«, sagte Frank und nickte langsam. Zweifelnd schaute er all die lächelnden Weißhemden an und war plötzlich sehr viel wachsamer, nachdem er begriffen hatte, daß er in eine Irrenanstalt spaziert war.
    »Und auch Sie werden den Erzengel hören, Sir, wenn Sie sich uns angeschlossen haben.«
    »Wenn Sie Reverend Day kennengelernt haben, werden Sie es verstehen.«
    »Wofür ist der Turm, den ihr da drüben baut?« fragte Frank.
    »Das ist das Tabernakel des Erzengels, Sir.«
    »Also eine Kirche.«
    »Viel, viel mehr als das, Sir.«
    »Wenn das Heilige Werk vollendet ist, dann wird dort der Erzengel erscheinen«, zwitscherte Clarence eifrig.
    »Und der Reverend sagt, das Heilige Werk ist bald fertig.«
    »Es wird nicht mehr lange dauern.«
    »Was für ein herrlicher Tag das sein wird!«
    Und ein Chor von Hallelujas folgte.
    Du lieber Gott, dachte Frank, die sind ja verrückter als eine Horde betrunkener Affen.
    »Ich will dich was fragen, Clarence.« Frank legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter und deutete auf das Plakat des Ultimativen Tournee-Theaters, das neben ihnen an der Wand hing. »Diese Aufführung findet heute abend statt; habe ich das richtig verstanden?«
    »O ja, Sir.«
    »Und die Schauspieler, wohnen die hier in der Stadt?«
    »Ja, Sir, da drüben im Hotel«, sagte der schwarze Junge.
    »Wo wäre das?«
    »Nur ein Stück weiter unten an der Straße.«
    »Wo alle unsere Gäste wohnen.«
    »Da werden Sie auch wohnen, Sir.«
    »Na, warum sagt ihr das denn nicht gleich –«
    Aufruhr auf der Straße unterbrach dieses Gespräch. Fünf Reiter galoppierten zu einem Gebäude auf der anderen Straßenseite, und vor ihnen stoben die Leute auseinander. Das Haus sah anders aus als alle anderen in der Straße, ein großer Lehmziegelbau, wie die Hacienda eines Ranchero. Und davor ein Schild: Haus der Hoffnung.
    Rufe von den Reitern. Ein großer Mann in einem grauen Staubmantel kam die Treppe vor dem Haus herunter und ging ihnen entgegen, derselbe Mann, den Frank in der Nacht zuvor mit den Soldaten in der Wüste gesehen hatte.
    Gut gekleidet, die fünf Männer, staubbedeckt

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