Im Zeichen der Wikinger
Zahnbilder und der Fingerabdrücke wahrscheinlich feststellen, dass es sich bei diesen Jungs um ehemalige Mitglieder der Special Forces handelt, die den Dienst quittiert und sich als Söldner verdingt haben.«
»Das soll ja heutzutage beim Militär gang und gäbe sein.«
»Da draußen kann man leider viel mehr Geld verdienen als bei der Truppe.«
»Hat Max schon irgendeine Ahnung, ob es möglicherweise einen Grund geben könnte, aus dem sich die Direktoren der Cerberus zu einem Massenmord hätten hinreißen lassen würden?«
»Bislang ist ihr dazu nichts eingefallen, das auch nur halbwegs nachvollziehbar wäre.«
»Vielleicht ist Dr. Egan der Dreh- und Angelpunkt«, sagte Sandecker versonnen.
»Ich werde Max sofort mit den entsprechenden Nachforschungen über den guten Doktor beauftragen.«
Yeager kehrte in sein elektronisches Reich zurück und begab sich an sein Keyboard. Er rief Max auf, saß dann da und starrte ins Leere, während die holographische Gestalt vor ihm auftauchte und geduldig wartete. Schließlich blickte er sie über seine Konsole hinweg an.
»Hat sich irgendwas getan, während ich beim Admiral war?«
»Die Taucher des Bergungsunternehmens haben berichtet, dass sie keinerlei Anhaltspunkte gefunden haben, die auf die Identität der Piraten schließen lassen. Keine persönlichen Habseligkeiten, keine Notizen, nichts als ihre Kleidung und die Waffen. Derjenige, der für die Entführung verantwortlich ist, kennt sich aus und weiß genau, wie man sämtliche Spuren verwischt.«
»Wenn es dir recht ist, möchte ich dich mit einer neuen Aufgabe betrauen. Nimm dir mal Dr. Elmore Egan genauer vor.«
»Den Erfinder?«
»Genau den.«
»Mal sehen, was ich neben den allseits bekannten biographischen Daten über ihn herausfinden kann.«
»Vielen Dank, Max.«
Yeager war müde. Er beschloss, heute früher Feierabend zu machen und nach Hause zu fahren. Er hatte seine Familie sträflich vernachlässigt, seit er in den Fall Dolphin eingespannt war. Nun nahm er sich vor, seine Frau und seine beiden Töchter zum Essen auszuführen und mit ihnen ins Kino zu gehen. Er legte den Lederkoffer auf einen freien Platz auf seiner Computerkonsole und öffnete ihn, um ein paar Akten und Papiere darin zu verstauen.
Yeager ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Er war bekannt für seine Ruhe und Gelassenheit. Aber jetzt war er wie vom Donner gerührt. Vorsichtig, so als greife er in eine Bärenfalle, tauchte er die Hand in die dunkle Substanz, die in dem Koffer schwappte, und verrieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Öl«, murmelte er vor sich hin und starrte verständnislos auf die Flüssigkeit, die den halben Koffer ausfüllte. Das darf doch nicht wahr sein, dachte er verdutzt. Er hatte den Koffer nicht aus der Hand gegeben, seit er Sandeckers Büro verlassen hatte.
27
Kelly fuhr den Highway Nummer 9 am Westufer des Hudson entlang. Es war ein grauer, trüber Tag, und der Wind peitschte fortwährend dichte Regenschleier gegen das Auto, doch sie steuerte ihren Sportwagen, einen Jaguar XK-R mit Hardtop, einem 370 PS starken Motor mit Turbolader, computergesteuerter Einzelradaufhängung und Bodenhaftungskontrolle, mit ruhiger Hand und weitaus schneller, als erlaubt, über die nasse Fahrbahn.
Pitt, der lässig in dem weichen Lederpolster des Beifahrersitzes saß, genoss die Fahrt und warf nur gelegentlich einen Blick nach links auf die Tachonadel. Gern hätte er sich Kellys Fahrkünsten anvertraut, aber er kannte sie noch nicht lange genug und wusste nicht, wie gut sie den Wagen bei Regen beherrschte. Zu seiner Erleichterung war an diesem frühen Sonntagmorgen nur wenig Verkehr. Er ließ sich wieder zurücksinken und betrachtete die vorbeiziehende Landschaft.
Der felsige Grund über den Klippen am Fluss war grün und von dichten Wäldern mit hohen Bäumen bestanden, zwischen denen sich nur ab und zu Felder und Wiesen auftaten, sodass er selten mehr als vierhundert Meter freie Sicht hatte.
Er glaubte, mindestens zwei Dutzend Antiquitätenhandlungen gezählt zu haben, als Kelly kurz oberhalb von Stony Point im Staat New York auf eine schmale Asphaltstraße abbog, die in zahlreichen Kurven und Windungen an malerischen Häusern mit Blumengärten und gepflegten Zierrasen vorbeiführte und schließlich vor einem Tor endete. Die Steinmauern zu beiden Seiten, obwohl gut drei Meter hoch, passten halbwegs in die ländliche Umgebung, doch die massiven Stahlstangen des Tores sahen so aus, als hielten sie auch
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