Im Zeichen der Wikinger
blicken.
Boote voller Kameraleute tauchten unverhofft auf, dazu Scharen von Reportern in leichten Flugzeugen und Hubschraubern. Keine zwei Tage, nachdem das Unterwasser-Kreuzfahrtschiff zum Meeresgrund gesunken war, trieb eine Flotte aus fast hundert Schiffen und Booten über der Unglücksstelle.
Gerade noch rechtzeitig konnte die Küstenwache all jene verscheuchen, die keine akkreditierten Journalisten an Bord hatten.
Der Brand auf dem Kreuzfahrtschiff hatte sich in einer abgelegenen Gegend des Pazifischen Ozeans zugetragen. Doch diesmal sah es anders aus. Die
Golden Marlin
war nur siebenundneunzig Meilen vor der Küste von Florida untergegangen.
Hier konnte man aus nächster Nähe genauestens über alles berichten. Die Erregung stieg von Stunde zu Stunde, während das Ende für die Menschen tief unten im Meer immer näher rückte. Am dritten Tag gab es kein Halten mehr für die Journalistenmeute, die sich für den tragischen Schlusspunkt bereitmachte.
Sie probierten jeden noch so ausgefallenen Trick, um sich mit irgendjemandem auf dem gesunkenen Boot in Verbindung zu setzen. Manche versuchten, die mit der Boje verbundene Telefonleitung anzuzapfen, doch die Küstenwache ließ es nicht zu. Sie setzte dem einen oder anderen Boot mit Pressevertretern sogar einen Schuss vor den Bug, damit sie den Helfern nicht in die Quere kamen, die hektisch damit beschäftigt waren, die 617 an Bord verbliebenen Menschen zu retten.
Die Frauen und Kinder, die mit der Kapsel entkommen waren, wurden unentwegt interviewt. Auch mit Giordino versuchten sich die Reporter in Verbindung zu setzen, doch der hatte sich an Bord des NUMA-Bergungsschiffs begeben, sobald es eingetroffen war, und verweigerte jedes Gespräch. Er und die Besatzung machten sich unverzüglich an die Arbeit und schickten ein ROV, ein ferngesteuertes Tauchboot namens
Sea Scout
, ein Schwesterfahrzeug der
Sea Sleuth
, nach unten, um den Rumpf der
Golden Marlin
von außen zu erkunden und zu untersuchen.
Doch als er das ROV mit Hilfe der Fernsteuerung, die er auf dem Schoß stehen hatte, zum U-Boot lotste und über der Ausstiegsluke oben auf dem Rumpf schweben ließ, wurde ihm die ganze Aussichtslosigkeit des Unternehmens bewusst. Die Bilder auf dem Videoschirm bestätigten das, was Pitt ihm mitgeteilt hatte. Die Luke war hoffnungslos verklemmt. Die ließ sich allenfalls mit Sprengstoff oder einem Schneidbrenner öffnen, doch dann brach das Wasser durch die so entstandene Öffnung ein, bevor irgendjemand lebend herauskam. Auch ein Andockmanöver mit einem Rettungsfahrzeug war unmöglich.
Es gab keinen anderen Fluchtweg.
Am nächsten Morgen traf das Marineversorgungsschiff mit dem Rettungstauchboot ein. Daraufhin setzte Giordino auf die
Alfred Aultman
über, deren Besatzung unverzüglich damit begann, das Rettungsfahrzeug für den Abstieg zu dem gesunkenen Boot bereit zu machen. Der Kapitän des Schiffes, Lieutenant Commander Mike Turner, begrüßte Giordino, als er an Bord kam.
»Willkommen auf der
Aultman
«, sagte er und schüttelte Giordino die Hand. »Die Navy ist jederzeit gern bereit, mit der NUMA zusammenzuarbeiten.«
Die meisten Schiffskommandeure gaben sich unnahbar, so als hätten sie ihr Schiff aus der eigenen Tasche bezahlt, und ließen nur auserwählte Gäste an Bord. Turner hingegen, der haselnussbraune Augen und schüttere blonde Haare mit tiefen Geheimratsecken hatte, wirkte ausgesprochen freundlich, und sein Verhalten verriet eine hohe Intelligenz.
»Ich wünschte nur, die Umstände wären weniger traurig«, erwiderte Giordino.
»So ist es«, räumte Turner mit ernster Miene ein. »Ich lasse Sie von einem meiner Offizier zu Ihrer Unterkunft bringen.
Möchten Sie etwas essen? Wir lassen die
Mercury
erst in etwa einer Stunde zu Wasser.«
»Ich hoffe doch, Sie lassen mich mitfahren, wenn ich Ihnen nicht unnötig Platz wegnehme.«
Turner lächelte. »Wir bringen bis zu zwanzig Mann darin unter. Sie nehmen uns also überhaupt keinen Platz weg.«
»Uns?«, erkundigte sich Giordino, der sich wunderte, dass der Kapitän keinen Untergebenen auf die Tauchfahrt schickte.
»Kommen Sie ebenfalls mit?«
Turner nickte, und sein freundliches Lächeln verschwand.
»Ist nicht das erste Mal, dass ich mit der
Mercury
zu einem gesunkenen Boot voller Menschen tauche, deren einzige Hoffnung unser Rettungsgerät ist.«
Wie eine von einem modernen Künstler gemalte Banane, aus deren Schale allerlei Wucherungen herausragten, hing der gelb gestrichene und mit einem
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