Im Zeichen der Wikinger
wirkte nicht allzu zuversichtlich. »Der Dichtungsring unten um die Luke ist völlig zerfetzt. Daran können wir mit der Luftschleuse der Rettungskammer nie und nimmer andocken.
Das heißt, dass wir die Luke auch nicht reparieren können, weil der Rumpf zu sehr beschädigt ist, als dass wir luftdicht ankoppeln, das Wasser abpumpen und uns mit Schneidbrennern an die Arbeit machen könnten.«
»Was ist mit Tauchern?«, fragte Giordino. »Die arbeiten doch oft in dieser Tiefe.«
»Sie müssten in mehreren Schichten rund um die Uhr arbeiten, und sich unterdessen in einer Dekompressionskammer aufhalten. Bis wir eine Kammer hier haben und mit der Arbeit fertig sind, vergehen mindestens vier Tage. Bis dahin …« Er ließ den Satz verklingen.
Alle drei betrachteten den verbeulten Rumpf rund um die Ausstiegsluke eine ganze Zeit lang, so jedenfalls kam es ihnen vor. Giordino wurde mit einem Mal unsäglich müde. Er wusste nicht, ob es an der zunehmend schlechter werdenden Luft lag oder an der Verzweiflung, die ihm immer mehr zusetzte. Ihm als ausgebildetem Ingenieur war nur zu klar, dass es keine Möglichkeit gab, die Luke gewaltsam zu öffnen, ohne dass ein Schwall Wasser ins Boot einbrach und alle ertrinken würden, die an Bord waren. Jeder Versuch war sinnlos. Trotzdem schwebte McKirdy noch eine Minute lang über der Ausstiegsluke.
»Wir müssen eine Druckkammer auf den Rumpf hinunterlassen, sie hermetisch abdichten und dann ein Loch in die Platten schneiden, das groß genug ist, damit wir die Leute an Bord der
Mercury
nehmen können.« Turner stellte die Vorgehensweise so leicht dar, dass er sich anhörte wie ein Lehrer, der die Hausaufgaben stellt.
»Wie lange dauert das?«, fragte Giordino.
»In achtundvierzig Stunden sollten wir die Sache geschaukelt haben.«
»Zu spät«, erwiderte Giordino unverblümt. »Die Luft da drin reicht allenfalls noch dreißig Stunden. Danach öffnen Sie nur noch einen riesigen Sarg.«
»Sie haben Recht«, räumte Turner ein. »Aber laut der Baupläne des Bootes, die uns die Werft per Helikopter zukommen ließ, gibt es an der Außenhülle einen Lufteinlassstutzen für derartige Notfälle. Der Anschluss für einen Luftschlauch befindet sich unmittelbar vor der Flosse am Heck. Wir haben den entsprechenden Schlauch und eine Pumpe, die einen Druck von rund drei Tonnen pro Quadratzentimeter erzeugt. Wenn wir die in Betrieb nehmen, können wir in« – er stockte und warf einen Blick auf die Uhr –, »in spätestens drei Stunden Frischluft zuführen.«
»Damit«, sagte McKirdy, »erhalten wir die armen Teufel da drin wenigstens am Leben, bis wir uns einen Zugang verschaffen und sie retten können.«
Giordino war noch längst nicht überzeugt. »Ja, ich weiß über diesen Lufteinlassstutzen Bescheid«, sagte er. »Aber überprüfen Sie lieber diesen Außenanschluss, bevor Sie sich zu viel davon versprechen.«
McKirdy wartete nicht auf Turners Befehl. Er zog das Tauchboot scharf herum und steuerte den vorderen Teil der hoch aufragenden Flosse an, in der sich der Salon des Bootes befand.
Über einem kleinen, runden Höcker am Fuß der Flosse hielt er an.
»Ist das das Gehäuse für den Lufteinlassstutzen?«, fragte er.
»Das müsste es sein«, sagte Turner und zog die Baupläne zu Rate.
»Sieht so aus, als ob alles intakt wäre.«
»Gott sei Dank«, sagte McKirdy, der plötzlich wieder auflebte. »Jetzt können wir den Schlauch anschließen und so viel Luft hineinpumpen, dass die Leute da drin überleben, bis wir sie nach oben holen.«
»Sie haben doch Greifarme«, sagte Giordino, dem noch nicht nach Feiern zumute war. »Warum schrauben Sie nicht sicherheitshalber den Deckel ab und überzeugen sich davon, dass euer Schlauch auf den Stutzen passt?«
»Von mir aus«, sagte Turner. »Da wir schon mal hier sind, können wir das Anschließen schon vorbereiten. Das spart uns später Zeit.« Er wandte sich von der Steuerkonsole ab, griff zu einer kleinen Fernsteuerung mit Handreglern und betätigte die beiden Greifarme. Vorsichtig löste er die vier Verschlussbügel rund um das Gehäuse. Dann hob er den mit einem Scharnier versehenen Deckel an.
Mit dem Anblick, der sich ihnen bot, hatten sie nicht gerechnet. Die Muffe zum Anflanschen des Luftschlauches fehlte. Es sah so aus, als wäre sie mit Hammer und Meißel weggeschlagen worden.
»Wer, um alles auf der Welt, macht denn so was?«, fragte Turner verbittert.
»Ein ganz gerissener Schweinehund«, grummelte Giordino voller Mordlust vor
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