Im Zeichen der Wikinger
knallhart wirkender Typ, dessen Arme von oben bis unten tätowiert waren, kam auf die Brücke. Er griff zu einem Fernglas und richtete es auf einen Frachter, der an Backbord an ihnen vorbeilief und Kurs auf die offene See nahm. »Bald ist es so weit«, sagte er und konnte seine Vorfreude kaum verbergen. »Dann werden die Amerikaner eine unangenehme Überraschung erleben.«
»Von wegen Überraschung«, murmelte Kanai. »Denen dürfte inzwischen klar geworden sein, dass sie mit der
Pacific Trojan
auf eine falsche Fährte gelockt wurden.«
»Meinst du, die wissen über unser Unternehmen Bescheid?«
»Zale hat bislang noch keinen fehlerfreien Plan vorgelegt«, erwiderte Kanai mit tonloser Stimme. »Immer wieder kam es zu unerwarteten Zwischenfällen und unvorhersehbaren Ereignissen. Was wir bislang erreicht haben, kann sich sehen lassen. Aber irgendjemand, vielleicht auch mehrere Leute bei der Regierung der Vereinigten Staaten, haben inzwischen vermutlich eins und eins zusammengezählt. Für die fünf Stunden, die wir durch den Generatorenschaden aufgehalten wurden, werden wir noch teuer bezahlen müssen. Statt kurz vor der Morgendämmerung im Schutz der Dunkelheit einzulaufen, zur gleichen Zeit, als die
Pacific Trojan
geentert wurde, müssen wir nun damit rechnen, dass sie alles gegen uns aufbieten werden, was ihnen zur Verfügung steht. Und du kannst dich darauf verlassen, dass sie diesmal besser vorbereitet sind.«
»Ich freue mich schon darauf, die rauchenden Trümmer der zusammengeschmolzenen Freiheitsstatue zu sehen«, sagte Kerry mit einem teuflischen Grinsen.
»Noch vierzig Minuten bis zur Brücke«, meldete der Rudergänger, der an der Steuerkonsole stand.
Kanai starrte auf die langsam näher kommende Meerenge.
»Wenn sie uns nicht bald aufhalten, werden sie nicht mehr dazu kommen.«
Keine fünfzehn Minuten, nachdem Sandecker Alarm geschlagen hatte, war Admiral Dover in einem Kampfjet der Navy von der an der Westküste gelegenen Alameda Naval Air Station aus nach New York geflogen. Der Pilot hatte um dringende Landeerlaubnis gebeten und war zwischen den Passagiermaschinen auf dem John F. Kennedy International Airport ausgerollt. Von dort aus wurde der Admiral von einem Hubschrauber der New Yorker Polizei zum Stützpunkt der Küstenwache in Sandy Hook gebracht, wo zwei schnelle, dreißig Meter lange Patrouillenkutter der Küstenwache auf sein Eintreffen warteten, um dann sofort auszulaufen und die
Mongol Invader
abzufangen.
Er ballte ein ums andere Mal die Fäuste, wirkte besorgt und verzweifelt, als er in den Konferenzraum des Stützpunktes trat.
Er musste sich förmlich dazu zwingen, die Ruhe zu bewahren und nachzudenken. Er durfte sich durch Zales Täuschungsmanöver nicht beirren lassen, durfte sich keine Vorwürfe machen, weil er etwas übersehen hatte, das im Nachhinein so offensichtlich zu sein schien. Sandecker könnte sich nach wie vor irren.
Bislang lag kein handfester Grund für ein weiteres Abfangunternehmen vor, beruhte alles nur auf Mutmaßungen, doch er war entschlossen, sich die Mongol Invader vorzunehmen. Falls sich herausstellen sollte, dass es sich um einen weiteren falschen Alarm handelte – sei’s drum. Sie würden weitersuchen, bis sie das richtige Schiff fanden.
Dover nickte den zehn Männern und zwei Frauen, die sich in dem Raum drängten, schweigend zu und begab sich zum Kopfende des Konferenztisches. Er verlor keine Zeit mit Förmlichkeiten. »Sind die Luftpatrouillen der Polizei schon über das Schiff geflogen?«
Ein Captain der Polizei, der an der einen Wand stand, nickte.
»Wir haben in diesem Moment einen Hubschrauber in Position. Er meldet, dass der Tanker mit voller Fahrt den Hafen anläuft.«
Dover seufzte erleichtert auf, allerdings nur einen Moment lang. Wenn es sich tatsächlich um das Schiff handelte, das die Südspitze von Manhattan verwüsten sollte, musste es aufgehalten werden. »Meine Damen und Herren, Sie alle sind von Admiral Sandecker in Washington per Telefon und Fax verständigt worden und wissen, was Sie zu erwarten haben.
Wenn wir das Schiff nicht zu einer Kursänderung bewegen können, muss es versenkt werden.«
Ein neben Dover sitzender Kommandant der Küstenwache ergriff das Wort. »Sir, wenn wir die Tanks unter Beschuss nehmen, könnte es zu einer gewaltigen Explosion kommen. Es ist durchaus denkbar, dass sämtliche Boote, die das Schiff abfangen sollen, aber auch die Patrouillenhubschrauber der Polizei von dem Feuerball erfasst
Weitere Kostenlose Bücher