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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schiff sah aus, als würde es jeden Augenblick untergehen.
    »Guter Gott!«, murmelte Thorndyke. »Sie sieht aus, als ob sie sinkt.«
    Der Funker beugte sich aus seinem Kabuff. »Sir, ich habe jemand von dem amerikanischen Schiff am Apparat.«
    »Stellen Sie auf Bordsprechanlage um.«
    Im nächsten Moment dröhnte eine Stimme aus den Lautsprechern. »An den Kapitän und die Besatzung des Containerschiffs. Wir sind heilfroh, euch zu sehen.«
    »Hier spricht Kapitän Nevins. Spreche ich mit dem Kapitän?«
    »Nein. Kapitän Burch ist im Maschinenraum und erkundigt sich, wie schlimm der Wassereinbruch ist.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Dirk Pitt, Leiter für Spezialprojekte bei der National Underwater and Marine Agency.«
    »Wie ist es um euch bestellt? Ihr seht aus, als ob ihr gleich untergeht.«
    »Viel fehlt nicht mehr«, antwortete Pitt unverblümt. »Wir haben uns die Rumpfplatten eingeschlagen, als wir am Heck des Kreuzfahrtschiffs festgemacht haben, um die Passagiere und die Besatzung zu retten. Das Wasser dringt so schnell ein, dass die Pumpen nicht mehr nachkommen.«
    »Wie viele Überlebende habt ihr an Bord?«, fragte Nevins, der immer noch verdutzt auf die zahllosen Menschen blickte, die sich auf dem Arbeitsdeck festklammerten, damit sie nicht über Bord gespült wurden.
    »Um die neunzehnhundert, dazu weitere hundert, die noch in den Booten sind.«
    »Meine Güte!«, stieß Nevins leise und fassungslos, fast im Flüsterton aus. »Wollen Sie damit etwa sagen, dass ihr zweitausend Überlebende gerettet habt?«
    »Ein paar fünfzig mehr oder weniger vielleicht.«
    »Wo, um alles auf der Welt, habt ihr die untergebracht?«
    »Kommen Sie rüber und schauen Sie sich’s an«, erwiderte Pitt.
    »Kein Wunder, dass ihr ausseht wie eine Gans, die sich an einer Hantel verschluckt hat«, murmelte Nevins ungläubig.
    »Auf der Vorpiek des Kreuzfahrtschiffes sind immer noch fast vierhundert Passagiere und Besatzungsmitglieder, die gerettet werden müssen. Wir konnten sie einfach nicht mehr aufnehmen, ohne all die anderen zu gefährden.«
    »Sind sie womöglich schon verbrannt?«
    »Wir stehen mit den Offizieren in Verbindung, und die haben uns berichtet, dass für sie keine unmittelbare Gefahr besteht«, erklärte Pitt. »Ich würde vorschlagen, Kapitän, dass wir zuallererst so viele Menschen wie möglich auf Ihr Schiff bringen, solange wir uns noch über Wasser halten können. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie zunächst diejenigen aufnehmen könnten, die in unseren Beibooten sind. Die mussten am meisten aushalten.«
    »Wird gemacht. Ich lasse meine Boote zu Wasser und sorge dafür, dass die Überlebenden von Ihrem Schiff zu meinem befördert werden. Wir haben hier drüben bestimmt mehr Platz.
    Sobald eure Boote entladen sind, können sie die Leute aufnehmen, die sich noch oben am Bug des Kreuzfahrtschiffes befinden. Vielleicht können sie sich abseilen.«
    »Das haben wir mittlerweile aus dem Effeff drauf.«
    »Dann sollten wir uns lieber ranhalten.«
    »Nur noch eines, Kapitän Nevins«, warf Pitt ein. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dankbar wir sind, dass Sie rechtzeitig hierher gekommen sind.«
    »Ich bin froh, dass wir in der Nähe waren.«
    Nevins wandte sich mit nach wie vor ungläubiger Miene an Thorndyke.
    »Ein Wunder, dass sie all diese Leute auf so einem kleinen Schiff untergebracht haben.«
    »Das reinste Wunder«, murmelte Thorndyke, der ebenso fassungslos war. »Um es frei nach Winston Churchill auszudrücken: Niemals zuvor wurden so viele von so wenigen gerettet.«
6
    Kelly saß am Boden eines Stauraums der
Deep Encounter
und hatte die Knie bis zum Kinn hochgezogen. Sie kam sich vor wie in den Slums von Kalkutta. Der kleine Raum war so voller Menschen, dass nur die Frauen sitzen konnten. Niemand schien sie zu beachten, als sie das Gesicht in den Händen vergrub und weinte. Mit einem Mal übermannte sie die Trauer um ihren Vater. Dass sie hilflos zusehen musste, wie er nur eine Armeslänge entfernt zu Tode kam, schmerzte sie zutiefst.
    Aber warum war es dazu gekommen? Wer war der Rothaarige, und weshalb hatte er mit ihrem Vater gerungen? Und der schwarze Offizier? Wieso war er nicht dazwischengegangen, sondern hatte dem Angreifer auch noch geholfen? Allem Anschein nach hatten sie es auf den Koffer ihres Vaters abgesehen. Sie blickte auf den ledernen Aktenkoffer, fleckig vom Salzwasser, den sie immer noch an ihre Brust drückte, und fragte sich, was er so Wichtiges enthalten mochte, dass ihr

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