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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zog das Heck des Schleppers nach unten. Schreckensstarr stand die gesamte Mannschaft da, starrte auf die Winde und wähnte sich bereits in den Fängen des Todes. Ein letztes Mal drehte die Trommel durch und blieb dann endgültig stehen.
    Mit einem Schlag, schrill und markerschütternd, riss die Trosse ab und peitschte hinaus auf die See. Der Bug des Schleppers, der kurz zuvor noch unter der Last hochgezogen worden war, tauchte tief in die Wellen ein. Dann richtete sich der Rumpf allmählich wieder auf, während die Besatzung immer noch wie betäubt dastand und kaum fassen konnte, dass sie dem Untergang im letzten Moment entronnen war.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ein Schiff derart schnell sinken kann«, murmelte Brown, als die Angst, die er in den letzten Minuten ausgestanden hatte, allmählich abklang.
    »Ich auch nicht«, erwiderte McDermott. »Kommt mir fast so vor, als ob mit einem Mal der ganze Boden weggebrochen ist.«
    »Und unsere Trosse ist auch fort. Die war mehrere Millionen Pfund wert. Die Reedereileitung wird darüber nicht besonders erfreut sein.«
    »Wir konnten nichts dagegen unternehmen. Es ging viel zu schnell.« Dann hielt McDermott inne und hob die Hand. »Hört mal!«, sagte er scharf.
    Alle blickten zu der Stelle, an der die
Emerald Dolphin
versunken war. Draußen in der Nacht schrie jemand um Hilfe.
    McDermott dachte zunächst, eines der Besatzungsmitglieder wäre im Eifer des Gefechts über Bord gefallen, doch mit einem raschen, prüfenden Blick über das Deck stellte er fest, dass alle Mann an Bord waren. Wieder ertönte der Schrei, nur dass er diesmal schwächer und kaum noch wahrnehmbar war.
    »Da draußen ist jemand«, sagte der Koch und deutete in die Richtung, aus der der Ruf kam.
    Brown rannte zum Suchscheinwerfer, schwang ihn herum und ließ den Strahl über das Wasser streichen. In der ebenholz-schwarzen See war das dunkle Gesicht des Mannes, der knapp dreißig Meter hinter dem Heck trieb, kaum zu sehen.
    »Können Sie zum Boot schwimmen?«, brüllte Brown.
    Der Mann gab keine Antwort, doch er wirkte nicht erschöpft.
    Mit kräftigen, gleichmäßigen Zügen kraulte er auf den Schlepper zu.
    »Werft ihm eine Leine zu«, befahl Brown einem Besatzungsmitglied, »und zieht ihn raus, bevor ihn die Haie kriegen.«
    Ein Tau wurde über die Bordwand ausgeworfen. Der Mann bekam es zu fassen, woraufhin ihn zwei Seeleute zum Heck zogen und an Bord hievten.
    »Es ist ein Aborigine«, sagte Brown, ein gebürtiger Australier.
    »Nicht mit dem Kraushaar«, stellte McDermott fest. »Eher ein Afrikaner.«
    »Er trägt die Uniform eines Schiffsoffiziers.«
    McDermott, der nicht damit gerechnet hatte, so spät noch auf einen Überlebenden zu stoßen, schaute den Mann fragend an.
    »Darf ich fragen, woher Sie kommen?«
    Der Fremde schenkte ihm ein breites Lächeln. »Ich dachte, das wäre offensichtlich. Ich bin, beziehungsweise war der für die Betreuung der Passagiere zuständige Offizier der
Emerald Dolphin

    »Wieso sind Sie an Bord geblieben, nachdem alle Schiffbrüchigen evakuiert waren?«, fragte Brown. Er konnte kaum glauben, dass der Mann keinerlei Brandverletzungen davongetragen hatte. Zumal er auch ansonsten in ganz guter Verfassung zu sein schien, von der klatschnassen Uniform einmal abgesehen.
    »Ich bin gestürzt und habe mir den Kopf angeschlagen, als ich den Passagieren beim Verlassen des Schiffes half. Offenbar haben mich alle für tot gehalten und liegen lassen. Als ich wieder zu mir kam, hatten Sie das Schiff bereits im Schlepptau.«
    »Sie müssen fast vierundzwanzig Stunden lang bewusstlos gewesen sein«, sagte McDermott skeptisch.
    »So ungefähr.«
    »Kaum zu glauben, dass Sie nicht verbrannt sind.«
    »Ich hatte ein Riesenglück. Ich bin in einen Niedergang gestürzt, der von dem Feuer verschont blieb.«
    »Sie sprechen mit amerikanischem Akzent.«
    »Ich bin aus Kalifornien.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Brown.
    »Sherman Nance.«
    »Nun denn, Mister Nance«, sagte McDermott. »Sie sollten lieber zusehen, dass Sie aus der nassen Uniform rauskommen.
    Sie haben in etwa die gleiche Größe wie Mister Brown, mein Erster Offizier. Er kann Ihnen trockene Sachen leihen. Danach gehen Sie in die Kombüse. Sie müssen völlig ausgetrocknet und halb verhungert sein. Ich sorge dafür, dass Ihnen der Koch was zu trinken gibt und eine ordentliche Mahlzeit zubereitet.«
    »Ja, vielen Dank, Kapitän …«
    »McDermott.«
    »Ich bin ziemlich durstig.«
    Nachdem Nance nach unten geleitet

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