Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Pokerrunde, die sich und ihre jeweiligen Gewohnheiten und Tricks schon sehr lange kennen und deshalb ein gemütliches Spiel spielen können. Dabei wird keiner groß gewinnen, aber auch nicht Gefahr laufen, sein Hemd zu verlieren.«
»Nein, sie pokern doch wohl nicht wirklich, oder?«
»Dieses Dokument ist ein Beleg dafür. Wie wir schon vermutet haben, hat die Volksrepublik Ayatollah Daryaei den Rücken gestärkt, sich aber nicht ausdrücklich dazu bekannt. Wenn ich das hier richtig interpretiere, war Zhang der eigentliche Drahtzieher, auch im Hinblick auf das Spiel mit den Japanern. Wir versuchen schon seit einiger Zeit, uns einen Reim auf diesen Zhang zu machen, auch auf Fang. Kann ich mehr darüber wissen?« , fragte Sears und hielt das Blatt in die Höhe.
»Die Sache hat ein Codewort«, antwortete MP. De jure war ›top secret‹ die höchste Geheimhaltungsstufe, tatsächlich aber gab es noch Geheimeres, nämlich so genannte special-access programs , Programme, denen ein Codewort zugeordnet war. »Und das heißt SORGE.« Es verstand sich von selbst, dass Sears mit niemandem darüber reden durfte und dass es sogar verboten war, davon zu träumen. Die DDO brauchte auch nicht auszusprechen, dass SORGE seiner Karriere innerhalb der CIA einen gehörigen Anschub geben würde.
»Verstanden.« Sears nickte. »Was können Sie mir sagen?«
»Was wir hier haben, ist eine Auswahl von Gesprächen, die Fang mit Zhang und möglicherweise auch mit anderen Ministerkollegen geführt hat. Es ist uns gelungen, in ihren Dokumentenspeicher einzudringen. Wir glauben, dass die Dokumente echt sind«, antwortete MP. Sears musste davon ausgehen, über Quellen und Ermittlungsmethoden falsch informiert zu werden. Als Mitarbeiter der DI – der Abteilung Nachrichtendienste – hatte er die Aufgabe, die ihm vorgelegten Informationen auszuwerten, und zwar ungeachtet der Quellen, aus denen sie stammten. Waren diese Informationen unbrauchbar, würde auch seine Auswertung nichts taugen. Allerdings hatte Mrs. Foley gerade zu verstehen gegeben, dass ihm falsche Informationen nicht anzukreiden wären. Dennoch würde er in der einen oder anderen Aktennotiz Zweifel an der Authentizität der Dokumente aufwerfen müssen, um sich abzusichern.
»Okay, Ma’am. Mit anderen Worten: Was wir hier haben, ist reines Nitroglyzerin. Einen Verdacht hatten wir ja schon, aber das ist jetzt die Bestätigung. Präsident Ryan hat also mit seiner diplomatischen Anerkennung von Taiwan genau das Richtige getan. Die Volksrepublik war drauf und dran, einen Angriffskrieg zu führen, und hat gegen uns konspiriert. Und das vermutlich in zwei Fällen. Ich bin gespannt, ob diese Unterlagen auch etwas über das japanische Abenteuer zu Tage fördert. Sie erinnern sich wahrscheinlich, dass aus der japanischen Industrie Andeutungen zu hören waren, die indirekt auf diesen Zhang verwiesen haben. Wenn sich das bewahrheitet, wäre das ein Fall für den internationalen Gerichtshof. Mrs. Foley, die Quelle, die Sie da haben, scheint enorm ergiebig zu sein.«
»Ihre Einschätzung?«
Sears überflog noch einmal die Seite und sagte: »Dieser Text liest sich wirklich wie ein Dialog, wie ein offenes Gespräch zwischen Vertrauten. Das ist kein diplomatisches Wischiwaschi, auch kein ministeriales Palaver. Mir scheint, es handelt sich hier tatsächlich um die Aufzeichnung eines privaten, informellen Gesprächs zwischen zwei hochrangigen Politikern.«
»Lässt sich das anhand anderer Erkenntnisse überprüfen?«, fragte MP.
Spontan schüttelte Sears den Kopf. »Nein. Über die beiden ist uns kaum etwas bekannt. Nun, wir wissen, was unser Außenminister Adler von Zhang hält. Den hat er ja nach dem Airbus-Abschuss einige Male getroffen. Sein Eindruck deckt sich mit der Aussage von Yamata, der, wie Sie wissen, der japanischen Polizei und dem FBI gegenüber behauptet hat, Peking habe den Konflikt zwischen Japan und uns geschürt. Die Volksrepublik ist heiß auf Ostsibirien«, erinnerte Sears und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass er auf dem Laufenden war, was Politik und Ziele der Volksrepublik anging. »Von Fang Gan haben wir Fotos, die ihn auf Empfängen zeigen, wie er, zugeknöpft in seiner MaoJacke, Mao-tai trinkt und gütig lächelt, so wie es alle tun. Wir wissen, dass er mit Xu auf gutem Fuß steht und sich gern mit seinen Sekretärinnen verlustiert, was in seinen Kreisen auch nicht ungewöhnlich ist. Das ist aber auch schon alles, was uns bekannt ist.«
Sears schenkte sich
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