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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Leitung keine Mucken hatte. Die Verbindung von Mings Büro zur Schaltzentrale war bestimmt einwandfrei, weil für die Politelite reserviert. Das betraf aber auch Nomuris Anschluss, denn er hatte schon etliche Mitteilungen auf diesem Weg erhalten, meist von NEC aus Tokio, unter anderem Glückwünsche für seine Verkaufserfolge.
    Ja, Chet, du machst dich wirklich gut , dachte er und ging in die Küche, um sich zur Belohnung etwas zu trinken zu holen. Als er zurückkehrte, sah er, dass die Übertragung immer noch nicht beendet war.
    Verdammt, wie viel Scheiße schickt die mir denn da? Erst jetzt fiel ihm auf, dass es sich nicht um einfache Textdateien handelte, die er gerade empfing, sondern um Graphikdateien, denn Mings Computer speicherte die Ideogramme als Bilder ab, die sie ja auch waren. Umso umfangreicher waren natürlich die Datensätze. Wie umfangreich genau, sah Nomuri vierzig Minuten später, als die Übertragung endlich abgeschlossen war.
    Am anderen Ende der elektronischen Kette schien es, als schaltete sich The Ghost automatisch aus, tatsächlich aber legte er sich schlafen – wie ein Hund, immer ein Ohr gespitzt und über die Tageszeit im Klaren. Kurz zuvor hatte das Programm eine Markierung in seinen Index gesetzt, um zu einem späteren Zeitpunkt nachvollziehen zu können, welche Dateien neu hinzugekommen waren und heimlich übertragen werden mussten – aber nur abends, nur nach 95-minütiger Inaktivität des Computers und nur, wenn er sich im Tiefschlafmodus befand. Vorsicht war mit einprogrammiert.
    »Verdammt «, entfuhr es Nomuri angesichts der heruntergeladenen Datenmenge. Pornoaufnahmen sämtlicher Huren Hongkongs hätten nicht mehr Kilobytes in Anspruch genommen. Und sein Job war erst zur Hälfte erledigt. Er rief ein spezielles Programm auf und wählte den Ordner ›Präferenzen‹ und unter diesen die Funktion ›automatische Verschlüsselung‹. In seinem Computer war überhaupt fast alles verschlüsselt, was er als Handelsvertreter leicht rechtfertigen konnte, zumal japanische Konzerne für ihre Geheimniskrämerei bekannt waren. Manche Dateien aber waren verschlüsselter als andere. Diejenigen, die The Ghost übermittelt hatte, waren besonders gründlich zerhackt worden, und zwar von einem 512-Bit-System, dem noch ein zusätzliches Zufallselement angegliedert war, das sich nicht duplizieren ließ. Dazu kam dann noch sein persönlicher nummerischer Code: 51240 – die Nummer der Straße in Los Angeles, wo er als Agent seinen ersten Coup gelandet hatte. Endlich war es so weit: Er konnte seinen Spionageertrag abschicken.
    Das Programm hierfür war nahe verwandt mit The Ghost . Es wählte allerdings den hiesigen Internet Service Provider, kurz: ISP, an und verschickte eine ziemlich umfangreiche E-Mail an die Adresse [email protected]. Das ›brownienet‹ war angeblich ein Netz aus Konditoreien und Hobbybäckern, die gern Rezepte austauschten und auch Fotos ihrer Backkreationen ins Web stellten, was den Umsatz größerer Datenmengen erklärte. Fotos sind einfach enorm verschwenderisch, was Bits und Bytes und Speicherkapazität anging.
    Mary Patricia Foley hatte übrigens bereits das Rezept eines französischen Apfelkuchens und ein von ihrem ältesten Sohn aufgenommenes Foto dieses Kuchens der Internet-Öffentlichkeit präsentiert, und zwar weniger aus professionellen Gründen als aus Stolz auf ihre Fähigkeiten als Köchin und ermutigt durch die Rezeptvorschläge, die schon eingegangen waren. Eines, das von einer Frau aus Michigan stammte, hatte Mary Pat zwei Wochen zuvor ausprobiert und für ganz ordentlich befunden. Einige der Brotrezepte wollte sie auch einmal nachbacken, sobald sie die Zeit dazu hatte.
    Es war früh am Morgen, als Nomuri seine E-Mail an Pat’s Bakery abschickte, eine Bäckerei, die es tatsächlich gab und die in der Nähe des Rathauses von Madison, Wisconsin, gelegen war. Sie gehörte einer ehemaligen Mitarbeiterin der CIA, die, obwohl schon fortgeschrittenen Alters, ihre Hände noch nicht in den Schoß legen wollte und diese Internet-Domäne eingerichtet hatte. Sie zahlte zwar noch die fälligen Gebühren, hatte aber weiter nichts mehr damit zu tun und auch sonst alles vergessen, was mit Langley zusammenhing.
    »Sie haben Post«, meldete der Computer, der das neue Pony-Express-Programm benutzte. Sie drückte die Taste zum Downloaden und sah, dass der Zusteller cgood-jadecastle.com war. Der Name des Anwenders stammte aus dem Film Gunsmoke . Und dahinter steckte

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