galt für seinen Vize Jackson, der in seiner Zeit bei der Marine mehrfach hatte miterleben müssen, welche mitunter katastrophalen Folgen Fehler des Geheimdienstes nach sich zogen. Scott Adler war Diplomat und wusste wahrscheinlich auch Bescheid. Tony Bretano arbeitete als Verteidigungsminister eng mit der CIA zusammen – auf ihn war Verlass. Ben Goodley, der Sicherheitsberater des Präsidenten, konnte auch nicht ausgeklammert werden. Wie viele kamen also alles in allem zusammen? Zwei in Peking. In Langley: der DCI, sein Stellvertreter, der DDI und die DDO plus Sears von der DI. Waren schon sieben. Dann der Präsident, der Vizepräsident, der Außen- und der Verteidigungsminister sowie Ben Goodley. Also insgesamt zwölf Personen. Das war für den Anfang schon sehr viel, gerade hier in dieser Stadt, wo es hieß: Wenn zwei Bescheid wissen, ist es kein Geheimnis mehr .
»Denk dir einen Namen für die Quelle aus«, bat Foley seine Frau.
»Wie wär’s mit SONGBIRD?« MPs Marotte, ihren Agenten Decknamen von Vögeln zu geben, reichte zurück bis in die Zeit von CARDINAL.
»Warum nicht? Zeigst du mir die Texte, wenn sie übersetzt sind, Liebes?«
»Klar, Schnuckel.« Mary Pat beugte sich über den Schreibtisch und gab ihrem Mann zum Abschied einen Kuss.
In ihr Büro zurückgekehrt, rief sie in ihrem Computer die SORGE-Datei auf. Schon der Name war jetzt top secret und würde geändert werden müssen. Sie ließ die Seiten durchzählen und machte sich eine entsprechende Notiz.
Als Antwort auf die Mail von
[email protected] schrieb sie: ALLE 1 349 REZEPTSEITEN ERHALTEN. WERDE SIE IM EINZELNEN DURCHGEHEN. VIELEN DANK. MARY. Die drückte die RETURN-Taste und schickte den Brief durch das elektronische Dickicht, genannt Internet. Eintausenddreihundertundneunundvierzig Seiten , dachte die DDO. Damit wären die Analytiker im Haus eine Weile beschäftigt. Sie bekämen allerdings immer nur kurze Auszüge des SORGE-Materials, verdeckt unter beliebigen Codenamen, zu Gesicht, und nur Sears würde die ganze Geschichte kennen. Aber eigentlich auch nicht in vollem Umfang, nicht wahr? Nun, was er wusste, war immerhin genug, um diese Ming in ernste Schwierigkeiten zu bringen, wenn das MSS von der undichten Stelle erführe. Es gab nur wenige Möglichkeiten, ihr von Washington aus Schutz zukommen zu lassen.
In seiner Pekinger Wohnung stieg Nomuri schon früh aus dem Bett. Sein zweiter Gang an diesem Morgen führte ihn zum Laptop, um einen Blick in den Posteingang zu werfen. An siebter Stelle der Eingänge stand eine E-Mail von patsbakery@brownienet. com. Er rief das Verschlüsselungsprogramm auf, gab seine Codenummer ein und … Aha, die abgeschickten Seiten waren also alle angekommen. Gut so. Nomuri zog die Nachricht mit der Maus in den Papierkorb, worauf sie von Norton Utilities nicht nur gelöscht, sondern auch von den Segmenten der Festplatte, auf denen sie kurz gespeichert war, fünf Mal elektronisch weggeputzt wurde, so dass sie nie mehr wieder auftauchen konnte. Anschließend ließ er auch alle Hinweise darauf verschwinden, dass er mit brownienet kommuniziert hatte. Jetzt war ihm nicht mehr auf die Schliche zu kommen, es sei denn, man hatte sein Telefon angezapft, was er aber für unwahrscheinlich hielt. Und selbst in diesem unwahrscheinlichen Fall hätte die andere Seite nur Datensalat empfangen, mit dem nichts anzufangen war. Nein, gefährlich konnte es nur noch für Ming werden. Er selbst war geschützt – dank jenes ausgeklügelten Verfahrens, durch das sich von nun an Mings Computer automatisch über seinen Laptop mit brownienet in Verbindung setzen und alle Spuren dieses Vorgangs unmittelbar danach unkenntlich machen würde. Die Spionageabwehr müsste schon sehr clever sein, um Nomuri jetzt noch schaden zu können.
15
AUSBEUTUNG
»Was soll das heißen, Ben?«, fragte Ryan, als er sah, dass seine Vormittagstermine durcheinander geraten waren.
»Ed und Mary Pat haben etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen. Ich weiß auch nicht, was«, antwortete Goodley. »Sie haben außerdem darum gebeten, dass bei diesem Gespräch allenfalls der Vizepräsident und ich anwesend sein sollen. Sonst niemand.«
»Ich wette, im Kreml wird eine neue Klopapiermarke verwendet«, wiederholte der Präsident einen uralten CIA-Witz aus den Tagen des Kalten Krieges. Er rührte seinen Kaffee um und lehnte sich zurück. »Okay, was ist sonst noch in der Welt passiert, Ben?«
»Das also ist Mao-tai?«, fragte Kardinal DiMilo und