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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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waren weiterhin bestens ausgerüstet, und wenn sie auch nicht mehr über so viel Geld verfügten wie früher, gab es an ihrer Ausbildung wenig auszusetzen.
    Das Problem war natürlich, dass sie dies alles auch selbst wussten und sich deshalb zu einem Maß an Arroganz verstiegen, das den Beamten des Morddezernats gewaltig auf die Nerven ging. Trotz alledem waren sie nützliche Verbündete. Insgesamt nahmen sieben Fahrzeuge an der Observierung teil. In Amerika hätte das FBI auch noch einen Hubschrauber eingesetzt, aber Michael Reilly war nicht hier, um eine entsprechend herablassende Bemerkung fallen zu lassen, was Prowalow mit einer gewissen Erleichterung feststellte. Der Mann war sein Freund geworden – und ein erfahrener Mentor in Sachen Ermittlungstechniken –, aber manchmal war das Maß einfach voll. Es waren Lkws mit Fernsehkameras im Einsatz, und jedes Fahrzeug war mit zwei Personen bemannt, so dass sich einer aufs Fahren und der andere aufs Beobachten konzentrieren konnte. Sie folgten Suworow/Koniew ins Zentrum von Moskau.
     
    Währenddessen hatte ein anderes Team das Schloss seiner Wohnungstür geknackt. Nach dem Betreten der Wohnung blieben die Ermittler erst einmal vollkommen reglos stehen, um nach verräterischen Hinweisen Ausschau zu halten, zum Beispiel nach so harmlosen Dingen wie einem menschlichen Haar, das über einer Schranktür angebracht war, um später anzuzeigen, ob jemand sie geöffnet hatte. Suworows KGB-Akte befand sich nun endlich in Prowalows Besitz, so dass er wusste, worin der Mann ausgebildet war. Wie sich herausstellte, war seine Ausbildung recht gründlich gewesen, und Suworow hatte gute Noten gehabt, na ja, meistens ein ›C‹: nicht herausragend genug, um als ›illegaler‹ Agent auf dem heimischen Boden des ›Hauptfeindes‹ zu agieren, sprich: in den Vereinigten Staaten. Aber gut genug, um Spezialist für diplomatische Spionage zu werden, wobei er hauptsächlich von anderen beschaffte Informationen sichtete, zum Teil aber auch im Außendienst tätig war, wo er Agenten zu rekrutieren und zu ›führen‹ versuchte. Im Zuge dieser Aktivitäten hatte er mit verschiedenen ausländischen Diplomaten Kontakte geknüpft, darunter mit dreien aus China. Diese drei hatte er dazu benutzt, diplomatische Informationen auf unterster Ebene zu sammeln, hauptsächlich besseren Klatsch, der aber dennoch für nützlich gehalten wurde. Suworows letzter Außendiensteinsatz war von 1989 bis 91 in der sowjetischen Botschaft in Peking gewesen, wo er ebenfalls diplomatisches Material zu sammeln hatte, diesmal, wie sich zeigte, mit einigem Erfolg. Seine Leistungen waren damals wohl deshalb nie in Frage gestellt worden, weil er in Moskau einige kleine Erfolge gegen den diplomatischen Dienst desselben Landes hatte verbuchen können. Der Akte zufolge konnte er Chinesisch sowohl sprechen als auch schreiben – Kenntnisse, die er sich in der KGB-Akademie angeeignet hatte, die sich dafür aussprach, ihn zu einem Chinaspezialisten auszubilden.
    Eins der Probleme bei Geheimdienstoperationen war, dass Dinge, die verdächtig wirkten, oft harmlos waren, und Dinge, die harmlos schienen, sehr wohl verdächtig sein konnten. Es wurde von einem Angehörigen des Geheimdienstes erwartet, dass er mit Ausländern, vorzugsweise ausländischen Geheimdienstangehörigen, Kontakte knüpfte, und dann konnte der ausländische Spion ein Manöver veranstalten, das die Amerikaner einen ›Flip‹ nannten, das heißt, einen Feind für seine Zwecke einspannen. Das Gleiche hatte der KGB unzählige Male getan, und Teil des Preises für diese Strategie war, dass es auch den eigenen Leuten so ergehen konnte, allerdings nicht so sehr, wenn man nicht hinsah, sondern wenn man hinsah. 1989 bis 91 war die Zeit von Glasnost gewesen, der Öffnung, die der Sowjetunion ebenso zum Verhängnis geworden war wie die Pocken primitiven Stämmen. Zu dieser Zeit hatte der KGB jede Menge interne Probleme, erinnerte sich Prowalow. Und wenn nun die Chinesen Suworow angeworben hatten? Damals hatte die chinesische Wirtschaft gerade zu wachsen begonnen und deshalb hatten die Chinesen Geld zur Verfügung gehabt, nicht so viel, wie die Amerikaner immer zu haben schienen, aber genug, um einen sowjetischen Staatsdiener zu ködern, der damit rechnen musste, in Bälde seine Stellung zu verlieren.
    Doch was hatte Suworow seitdem getan? Er fuhr jetzt einen Mercedes und solch ein Wagen steckte nicht einfach eines Morgens im Briefkasten. Tatsache war, dass sie es

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