Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
auf jeden Fall Helden, aber ich glaube nicht, dass irgendjemand in diesem Raum, oder auch in diesem Land, findet, dass sie zu sterben verdient haben, ob nun als Helden oder nicht. Die Strafe für zivilen Ungehorsam darf nicht der Tod sein. Selbst in den düsteren Zeiten, als schwarze Amerikaner sich in den 60er Jahren um die Gewährleistung ihrer Bürgerrechte bemühten, hat die Polizei in den Südstaaten nicht im großen Stil gemordet. Und diejenigen Polizisten und Mitglieder des Ku-Klux-Klan, die jene Grenze überschritten, wurden vom FBI und der Justiz festgenommen und verurteilt.
Kurzum, zwischen der Volksrepublik China und Amerika bestehen grundlegende Unterschiede, und ich ziehe unser System dem chinesischen bei weitem vor.«
Als Ryan dem Presseraum zehn Minuten später endlich den Rücken kehren konnte, fand er sich Arnie van Damm gegenüber.
»Wirklich klasse, Jack.«
»Im Ernst?« Der Präsident hatte gelernt, diesen Tonfall zu fürchten.
»Ja. Sie haben die Volksrepublik China eben mit Nazi-Deutschland und dem Ku-Klux-Klan verglichen.«
»Arnie, woran liegt es eigentlich, dass die Medien sich ständig bemüßigt fühlen, kommunistische Länder in Schutz zu nehmen?«
»Das tun sie nicht und …«
»Und ob sie das tun! Ich habe eben die Volksrepublik mit Nazi-Deutschland verglichen und sie wären beinahe hintenüber gefallen! Soll ich Ihnen mal was sagen? Mao hat mehr Menschen umgebracht als Hitler. Die Zahlen sind jedermann zugänglich – ich kann mich noch erinnern, wie die CIA die betreffende Studie veröffentlicht hat –, aber sie werden einfach hartnäckig ignoriert. Ist ein Chinese, der von Mao ermordet wurde, weniger tot als irgendein Pole, der von Hitler ermordet wurde?«
»Es gibt eben bestimmte Punkte, auf die die Presse sehr empfindlich reagiert, Jack.«
»Ach ja? Ich würde mir nur wünschen, dass sie mal was zeigte, worin ich entfernt so etwas wie ein Prinzip erkennen kann!« Damit stapfte Ryan wutschnaubend in sein Büro zurück.
»Beruhigen Sie sich, Jack, beruhigen Sie sich«, sagte van Damm, an niemanden speziell gewandt. Der Präsident musste erst noch den obersten Grundsatz der Politik lernen – die Fähigkeit, einen Dreckskerl wie seinen besten Freund zu behandeln, weil es die Erfordernisse seines Landes verlangten. Die Welt wäre besser, wenn sie so einfach geregelt wäre, wie Ryan es sich wünschte, dachte der Stabschef. Aber dem war nicht so, und es sah auch nicht danach aus, als würde es je so werden.
Ein paar Straßen weiter, in Foggy Bottom, hatte Scott Adler inzwischen aufgehört, die Augen zu verdrehen, und machte sich stattdessen Notizen, wie er die Zäune reparieren konnte, die sein Präsident soeben niedergetrampelt hatte. Er würde sich mit Jack zusammensetzen und ein paar Dinge mit ihm besprechen müssen, zum Beispiel die Prinzipien, an denen ihm so viel lag.
»Wie fanden Sie das, Gerry?«
»Hosiah, ich glaube, wir haben endlich mal einen richtigen Präsidenten. Was hält Ihr Sohn von ihm?«
»Sie sind seit zwanzig Jahren befreundet, seit der Zeit, als sie beide an der Naval Academy unterrichteten. Ich habe den Mann persönlich kennen gelernt. Er ist katholisch, aber ich glaube, das können wir ihm nachsehen.«
»Müssen wir wohl.« Patterson lachte leise. »Einer der Männer, die gestern erschossen wurden, war auch Katholik, erinnern Sie sich?«
»Ein Italiener, hat wahrscheinlich eine Menge Wein getrunken.«
»Also, Skip war dem Alkohol auch nicht ganz abgeneigt«, verriet Patterson seinem schwarzen Amtsbruder.
»Das wusste ich nicht.« Reverend Jackson schien dieser Gedanke etwas zu schockieren.
»Hosiah, wir leben nun mal in einer unvollkommenen Welt.«
»Getanzt hat er aber doch hoffentlich nicht?« Das war nur zur Hälfte scherzhaft gemeint.
»Skip? Nein, nicht dass ich wüsste. Ich hätte da übrigens eine Idee.«
»Ja, Gerry?«
»Wie wär’s, wenn Sie am Sonntag in meiner Kirche predigten und ich in Ihrer? Ich bin sicher, wir werden beide über das Leben und den Märtyrertod eines chinesischen Amtsbruders sprechen.«
»Und welche Bibelstelle werden Sie Ihrer Predigt zugrunde legen?«, fragte Hosiah Jackson, den der Vorschlag ebenso überraschte, wie er ihn interessierte.
»Die Apostelgeschichte«, antwortete Patterson sofort.
Reverend Jackson dachte kurz nach. Es war nicht schwer zu erraten, welche Stelle er daraus nehmen wollte. Patterson kannte die Bibel in- und auswendig. »Meine Hochachtung vor Ihrer Wahl,
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