Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
eine Linie zu bringen, wenn es um etwas Wichtiges geht. Das gelingt nie .« Adler hielt stirnrunzelnd inne, bevor er fortfuhr: »Schauen Sie, die Mitglieder des Parteibüros sind Könige in einer anderen Kultur, die schon erheblich anders war als unsere, bevor sie den Marxismus übernommen haben. Und die Ideen unseres alten Freundes Karl haben alles nur noch schlimmer gemacht. Sie sind Könige, weil sie über absolute Macht verfügen. Diese Macht hat zwar gewisse Grenzen, aber wir verstehen nicht ganz, wo sie verlaufen, weshalb es für uns sehr schwer ist, sie uns zunutze zu machen. Sie sind tatsächlich Wesen von einem anderen Stern. Was wir also brauchen, ist ein Mr. Spock. Hat zufällig jemand einen an der Hand?«
Rings um den Couchtisch ertönte das übliche halb amüsierte Schnauben.
»Heute noch nichts Neues von SORGE?«, fragte van Damm schließlich.
Ryan schüttelte den Kopf. »Nein, die Quelle wirft nicht jeden Tag etwas ab.«
»Schade«, sagte Adler. »Ich habe mit einigen meiner I-and-R-Leute über das SORGE-Material gesprochen – selbstverständlich durchweg auf einer rein hypothetischen Ebene …«
»Und?«, fragte Jackson.
»Und sie meinen, es seien interessante Spekulationen, aber nichts, worauf sie gleich Haus und Hof verwetten würden.«
Diese Antwort wurde mit echter Erheiterung aufgenommen.
»Das ist das Problem mit guten Geheimdienstinformationen: Sie gehen nicht konform mit dem, was die eigenen Leute denken – vorausgesetzt, sie denken überhaupt«, bemerkte der Vizepräsident.
»Das ist nicht fair, Robby«, widersprach Ryan seinem Vizepräsidenten.
»Ich weiß, ich weiß.« Jackson hob beschwichtigend die Hände. »Ich kann nur einfach nicht das Motto der gesamten Geheimdienstszene vergessen: ›Wir setzen auf euer Leben.‹ Es ist verdammt einsam da draußen, nur mit dem Schleudersitz eines Kampfjets unterm Arsch, wenn man sein Leben einzig aufgrund eines Blattes Papier riskiert, auf das jemand seine Meinung getippt hat, und man weder den Kerl kennt, von dem es stammt, noch die Daten, auf denen das Ganze basiert.« Er hielt inne, um seinen Kaffee umzurühren. »Wissen Sie, draußen bei der Truppe dachten – nein, hofften – wir immer, dass die Entscheidungen, die hier in diesem Raum getroffen werden, auf soliden Daten basieren. Es ist eine ziemliche Enttäuschung, sehen zu müssen, dass es in Wahrheit anders ist.«
»Als ich noch auf der Highschool war, Robby, gab es die Kubakrise. Ich weiß noch, wie ich mich damals fragte, ob jetzt die ganze Welt in die Luft fliegen würde. Und dennoch musste ich eine halbe Seite von Cäsars verdammtem De Bello Gallico übersetzen. Und ich sah den Präsidenten im Fernsehen und dachte, es würde schon alles gut werden, weil er der Präsident dieser verdammten Vereinigten Staaten war und deshalb doch wissen musste, was nun eigentlich genau los war. Also übersetzte ich die Schlacht mit den Helvetiern und konnte nachts sogar schlafen. Der Präsident weiß Bescheid, weil er der Präsident ist, oder? Und dann werde ich selbst Präsident und weiß keinen Deut mehr, als ich einen Monat vorher wusste, aber jeder einzelne Mitbürger im Land« – Ryan deutete aus dem Fenster – »denkt, ich bin allwissend … Ellen! «, rief er plötzlich laut genug, um durch die Tür gehört zu werden.
Sieben Sekunden später ging die Tür auf. »Ja, Mr. President?«
»Ich glaube, Sie wissen, was ich möchte, Ellen«, sagte Ryan zu seiner Sekretärin.
»Ja, Sir.« Sie kramte eine Schachtel Virginia Slims aus ihrer Tasche. Ryan nahm eine Zigarette heraus und das rosa Gasfeuerzeug, das darin verstaut war. Er zündete sich die Zigarette an und machte einen tiefen Zug. »Danke, Ellen.«
Ihr Lächeln war geradezu mütterlich. »Gern geschehen, Mr. President.« Damit kehrte sie ins Vorzimmer zurück und schloss die Tür hinter sich.
»Jack?«
»Ja, Rob.« Ryan wandte sich seinem Freund zu.
»Wie kannst du nur?«
»Okay, ich bin weder allwissend, noch bin ich vollkommen«, gab der Präsident nach dem zweiten Zug mürrisch zu. »Und jetzt zurück zu China.«
»Das mit der bevorzugten Nation können die vergessen«, sagte van Damm. »Der Kongress würde Sie des Amtes entheben, wenn Sie ihn darum ersuchten, Jack. Und Sie können sich sicher vorstellen, dass sie auf dem Hill den Taiwanern das nächste Mal jedes Waffensystem anbieten werden, das sie kaufen wollen.«
»Damit habe ich keine Probleme. Und ich hätte ihnen auch auf keinen Fall den Status als
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