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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mehr auf. Sein Schlagstock sauste auf Wens Hinterkopf nieder. Wen ging abermals in die Knie. Diesmal kam er jedoch nicht wieder auf die Füße, auch wenn er sich erstaunlicherweise weiter aufrecht hielt. Daraufhin packte ihn Rong mit der linken Hand an der Schulter und drehte ihn herum, um ihm einen dritten Schlag in den Bauch zu verpassen. Solch ein Schlag hätte sogar einen Boxer zu Fall gebracht und entsprechend verfehlte er seine Wirkung auch auf den Restaurantbesitzer nicht. Er sackte vornüber, hielt mit einer Hand die Bibel, mit der anderen seinen Bauch.
    Währenddessen hatten die übrigen Polizisten die anderen Gemeindemitglieder eingekreist und begannen auf die Gläubigen einzuschlagen, die zwar zusammenzuckten, aber nicht zurückwichen. Yu Chun bekam als Erste einen Schlag ab. Er traf die Frau mitten ins Gesicht, so dass ein Schwall Blut aus ihrer gebrochenen Nase spritzte.
    Es ging alles sehr schnell. Die Christen setzten sich trotz ihrer Überzahl nicht zur Wehr, nicht etwa aus religiöser Überzeugung, sondern aufgrund ihrer sozialen Konditionierung, die es ihnen nicht gestattete, sich staatlichen Ordnungskräften zu widersetzen. Und so standen sie wie ein Mann da und steckten die Schläge wie ein Mann ohne jede Gegenwehr ein und sanken wie ein Mann mit blutigen Gesichtern zu Boden. Wie um ihr Werk der CNN-Kamera zu präsentieren, zogen sich die Polizisten nach vollbrachter Tat fast sofort zurück, und Kameramann Pete Nichols hielt brav alles fest und strahlte es binnen weniger Sekunden in alle Welt aus.
    »Kriegt ihr alles?«, fragte Wise in Atlanta an.
    »Mitsamt dem Blut und allem«, kam die Antwort aus der CNN-Zentrale. »Sagen Sie Nichols, ich bin ihm ein Bier schuldig.«
    »Roger.«
    »Wie es scheint, hat die Polizei Anweisungen, die religiöse Versammlung aufzulösen, weil man ihr einen politischen – und für ihre Regierung bedrohlichen – Charakter beimisst. Doch wie Sie sehen können, ist keiner dieser Menschen bewaffnet und keiner hat in irgendeiner Weise gegen die Angriffe der Polizei Widerstand geleistet. Jetzt…« Wise hielt inne, denn er sah ein weiteres Fahrrad rasch die Straße heraufkommen. Ein Polizist in Uniform sprang ab und händigte dem Leutnant etwas aus. Damit kam dieser nun auf Barry Wise zu.
    »Hier Befehl. Kamera ausmachen!«, verlangte er.
    »Lassen Sie mich die Anordnung erst sehen«, entgegnete Wise, mittlerweile so aufgebracht über das Geschehen, dass er seinerseits einen blutigen Kopf riskiert hätte, damit Pete es über Satellit in alle Welt ausstrahlen könnte. Er überflog das Dokument und gab es zurück. »Das kann ich nicht lesen. Sie müssen entschuldigen, aber …« Er wusste zwar nicht, wie weit er gehen sollte, aber er reizte die Situation bewusst aus. »… aber ich kann Ihre Schrift nicht lesen.«
    Es sah so aus, als würde dem Leutnant gleich der Kragen platzen. »Hier steht, Kamera ausschalten!«
    »Aber das kann weder ich noch sonst einer meiner Begleiter lesen«, machte Wise in aller Ruhe geltend.
    Der chinesische Polizist sah, dass Kamera und Mikrophon direkt auf ihn gerichtet waren, und er verstand, dass er in der Klemme saß. Zugleich war ihm klar, dass er das Spiel mitmachen musste. »Es steht hier, Sie müssen Kamera jetzt ausschalten.« Sein Finger fuhr von einem Bildzeichen zum nächsten über das Blatt Papier.
    »Na schön, wahrscheinlich sagen Sie mir die Wahrheit.« Damit wandte sich Wise wieder der Kamera zu. »Wie Sie gerade gesehen haben, wurden wir von der Polizei aufgefordert, die Übertragung von diesem Ort zu beenden. Um es noch einmal kurz zusammenzufassen: Die Witwe von Reverend Yu Fa An und Mitglieder seiner Gemeinde kamen heute hierher, um für ihren verstorbenen Seelenhirten zu beten. Wie sich herausgestellt hat, wurde Reverend Yus Leiche eingeäschert und seine Asche über dem Fluss verstreut. Seiner Witwe Yu Chun wurde von der Polizei der Zutritt zu ihrem Haus verwehrt, weil dort angeblich ›politische Aktivitäten‹ stattfinden, womit vermutlich die Gottesdienste gemeint sind. Und wie Sie eben gesehen haben, haben örtliche Polizeikräfte die Gläubigen angegriffen und mit Knüppeln niedergeschlagen. Und nun werden auch wir noch verjagt. Das war Barry Wise live aus Peking.« Fünf Sekunden später nahm Pete Nichols die Kamera von der Schulter und wandte sich ab, um sie im Van zu verstauen. Wise wandte sich höflich lächelnd wieder dem Leutnant zu und dachte: Deinen Schrieb kannst du dir in den Arsch stecken, blödes

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