Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
mit ihnen zu spielen, zum nahen Truppenübungsgelände zu fahren und hin und wieder sogar die Geschütze abzufeuern. Ein junger Feldwebel hatte ihm erzählt, es sei toll, sie zu benutzen, weil es die Kriegsfilme, die er als Kind gesehen hatte, noch realer mache. Und das , dachte Oberst Aliew, musste man sich von einem Soldaten sagen lassen. Es machte die Filme besser. Also wirklich.
»Für wen hält sich dieser schlitzäugige Sack eigentlich?«, schimpfte Gant draußen im Garten.
»Mark, wir haben ihnen heute morgen eine ziemliche harsche Note überreicht, und auf die reagieren sie jetzt einfach.«
»Können Sie mir vielleicht erklären, Cliff, warum es zwar für andere in Ordnung ist, so mit uns umzuspringen, wir es aber nicht dürfen?«
»Das nennt man Diplomatie«, erwiderte Rutledge.
»Ich würde es eher Schwachsinn nennen«, zischte Gant. »Also da, wo ich herkomme – wenn einem da jemand auf diese Tour kommt, kriegt er postwendend eins in die Fresse.«
»Bei uns aber nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil wir darüber stehen, Mark«, versuchte Rutledge zu erklären. »Es sind die kleinen Köter, die einen ankläffen. Die großen starken Hunde haben das nicht nötig. Sie wissen, dass sie einem den Kopf runterreißen können. Und wir wissen, dass wir schon mit diesen Leuten fertig werden, wenn es sein muss.«
»Das muss ihnen aber jemand sagen , Cliffy. Weil ich nicht glaube, dass sie das schon geschnallt haben. So, wie die sich aufführen, müssen sie glauben, ihnen gehört die Welt. Sie denken, sie können mit uns machen, was sie wollen, Cliff, und solange sie nicht merken, dass das nicht stimmt, werden wir uns noch einige solcher Unverschämtheiten bieten lassen müssen.«
»Mark, so wird das nun mal gehandhabt, basta. So wird dieses Spiel auf dieser Ebene gespielt.«
»Ach ja?«, konterte Gant. »Für die ist es aber kein Spiel, Cliff. Ich sehe das, aber Sie nicht. Wenn wir nach dieser Pause wieder da reingehen, werden sie uns drohen. Was machen wir dann?«
»Wir lassen uns nicht davon beeindrucken. Wie sollten sie uns drohen können?«
»Der Boeing-Auftrag?«
»Tja, dann wird Boeing seine Flugzeuge in diesem Jahr an jemand anders verkaufen müssen.«
»Wirklich? Und was ist mit den Interessen der Arbeiter, die wir hier repräsentieren sollen?«
»Mark, auf dieser Ebene geht es ums große Gesamtbild, nicht um Details, okay?« Langsam wurde Rutledge wütend auf diesen Börsenmakler.
»Cliffy, das große Bild setzt sich aber aus vielen Details zusammen. Sie sollten da wieder reingehen und fragen, ob sie uns etwas verkaufen möchten. Wenn sie das nämlich möchten, dann müssen sie auch mitspielen. Weil sie erheblich stärker auf uns angewiesen sind als wir auf sie.«
»So spricht man mit einer Großmacht nicht.«
»Sind wir eine Großmacht?«
»Die größte.«
»Wieso können die dann so mit uns reden?«
»Mark, das ist mein Job . Sie sind hier, um mich zu beraten, und für Sie ist es das erste Mal, dass Sie bei so etwas mitmachen. Ich weiß, wie dieses Spiel läuft. Es ist mein Job.«
»Na schön.« Gant gab ein langes Seufzen von sich. »Aber wenn wir uns an die Regeln halten und die Chinesen nicht, verliert das Spiel irgendwann seinen Reiz.« Gant zog sich für einen Moment zurück. Der Garten konnte sich durchaus sehen lassen. Er hatte so etwas noch nicht oft genug mitgemacht, um zu wissen, dass es normalerweise immer solch einen Garten gab, in dem die Diplomaten herumspazieren konnten, wenn sie in einem Konferenzsaal zwei oder drei Stunden miteinander verhandelt hatten. Aber zumindest hatte er schon begriffen, dass es der Garten war, in dem ein Großteil der eigentlichen Arbeit geleistet wurde.
»Mr. Gant?« Als er sich umdrehte, stand Xue Ma, der Diplomat /Spion, vor ihm, mit dem er sich schon mehrere Male unterhalten hatte.
»Mr. Xue«, grüßte ihn TELESCOPE.
»Was sagen Sie, wie kommen die Verhandlungen voran?«, fragte der chinesische Diplomat.
Gant versuchte immer noch den Sprachgebrauch dieses Kerls zu verstehen. »Wenn Sie hier von Vorankommen sprechen, möchte ich nicht wissen, was Sie unter stockenden Gesprächen verstehen.«
Xue lächelte. »Ein lebhafter Austausch ist oft interessanter als ein langweiliger.«
»Wirklich? Ich bin ziemlich überrascht über das alles hier. Ich dachte immer, diplomatische Verhandlungen seien höflicher.«
»Halten Sie sie für unhöflich?«
Wieder fragte sich Gant, ob er geködert wurde, dachte sich dann aber, was soll’s? Er
Weitere Kostenlose Bücher