Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
würden, doch die CIA und das Außenministerium hielten diese Wendung der Ereignisse für höchst fragwürdig.
    »Scott?«, wandte sich Ryan an seinen Außenminister.
    »Ich bin mir nicht sicher, Jack. Eigentlich sollte es funktionieren und ihnen den Schneid abkaufen, aber wir wissen nicht genau, wie sehr sie sich in die Ecke gedrängt fühlen. Wenn sie glauben, dass sie in der Falle sitzen, könnten sie trotz allem zuschlagen.«
    »Verdammt noch mal, Scott, wieso gehen Staaten eigentlich so miteinander um?«, wollte Jack wissen. »Fehleinschätzungen? Ängste? Reine Dummheit?«
    Adler zuckte mit den Achseln. »Es ist ein Fehler, anzunehmen, ein Regierungschef sei klüger als der Rest der Menschheit, Jack. Alle Menschen kommen auf sehr ähnliche Weise zu ihren Entscheidungen, egal, wie mächtig oder clever sie sind. Letztlich hängt alles davon ab, wie sie die Ausgangsfrage sehen und wie sie glauben, ihre eigenen Bedürfnisse am besten befriedigen zu können, damit ihr persönliches Wohl garantiert ist. Vergessen Sie nicht, dass wir es hier keineswegs mit Heiligen zu tun haben. So etwas wie ein Gewissen kann man bei denen lange suchen. Unsere Ansichten von gut und böse, richtig oder falsch spielen in solchen Köpfen keine Rolle. Sie sagen sich einfach: ›Was für mich gut ist, ist auch gut für mein Land‹ – wie die Könige im Mittelalter, nur dass in diesem Fall kein Bischof in der Nähe ist und sie daran erinnert, dass Gott vielleicht gerade mit einem Notizbuch auf sie niederblickt.« Adler musste gar nicht erst hinzufügen, dass sie sogar einen Kardinal eliminiert und sich so in diesen Schlamassel hineinmanövriert hatten.
    »Sind die Chinesen Soziopathen?«, fragte der Präsident.
    Adler zuckte wieder mit den Achseln. »Ich bin kein Arzt, nur Diplomat. Wenn man mit solchen Leuten verhandelt, hält man ihnen das vor Augen, was gut ist für ihr Land – also für sie selbst –, und hofft, dass sie danach greifen. Man macht das Spiel mit, ohne den Gegner wirklich zu verstehen. Diese Menschen tun Dinge, die keiner von uns jemals tun würde. Und dabei führen sie einen bedeutenden Staat, inklusive Nuklearwaffen!«
    »Na großartig«, seufzte Ryan. Er stand auf und griff nach seinem Mantel. »Tja, dann lassen Sie uns mal zur Einschwörung unseres neuen Verbündeten schreiten.«
    Zehn Minuten später traten Adler und Ryan in den Empfangssaal des Lazienski-Palastes. Hier fand der übliche Smalltalk zwischen den verschiedenen Staatschefs statt, ehe ein namenloser Protokollbeamter die zweiflügelige Tür öffnete, hinter der ein Tisch, Stühle, Dokumente und die Kameras warteten.
    Präsident Gruschawois Rede war bis ins kleinste Detail vorhersagbar. Die NATO sei ins Leben gerufen worden, um Westeuropa vor dem zu schützen, was sein Land einmal gewesen sei. Die UdSSR habe daraufhin ihre eigene Allianz gegründet, in eben dieser Stadt, nämlich den Warschauer Pakt. Doch die Welt habe sich verändert, und nun freue Russland sich, den anderen europäischen Nationen in ein Bündnis aus Freunden zu folgen, dessen einziges Ziel Frieden und Wohlstand für alle sei. Gruschawoi sei in der Tat hoch erfreut, als erster Russe seit sehr langer Zeit ein wirklicher Teil der europäischen Union zu werden, und verspreche, seinen neuen Nachbarn in Zukunft ein würdiger Freund und Partner zu sein. (Die militärischen Aspekte des Nordatlantikpakts wurden mit keiner Silbe erwähnt.) Die Anwesenden applaudierten. Dann zog Gruschawoi einen antiken Füllfederhalter aus der Brusttasche, den er sich in der Eremitage in St. Petersburg ausgeliehen hatte, und unterzeichnete im Namen seines Landes das Dokument, das die Zahl der NATO-Mitgliedstaaten um eines erhöhte. Alle klatschten, während die verschiedenen Staatsoberhäupter sich in Bewegung setzten, um ihrem neuen Verbündeten die Hand zu schütteln. Und wiederum veränderte sich das Angesicht der Welt.
    »Iwan Emmetowitsch!«, rief Golowko, als er auf den amerikanischen Präsidenten zutrat.
    »Sergej Nikolaiewitsch«, erwiderte Ryan leise.
    »Was wird Peking wohl hiervon halten?«, fragte der Chef des russischen Geheimdienstes.
    »Mit etwas Glück werden wir das innerhalb von 24 Stunden erfahren«, gab Ryan zurück, der genau wusste, dass CNN die Zeremonie live um den Globus schickte. Er konnte sicher sein, dass sie auch in China am Bildschirm verfolgt wurde.
    »Ich nehme an, die Wortwahl wird äußerst böse ausfallen.«
    »Ja, in letzter Zeit haben sie einige ungute Dinge über mich

Weitere Kostenlose Bücher