Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
von Suworow/Koniews Desktop-Computer in dessen exklusiver Wohnung auf der Umgehungsstraße darstellte. Und deshalb fand der leitende FSS-Offizier dieser Mission auch, dass ihr Opfer wie ein Tiger war, der durch den Dschungel schleicht, während unerkannt zehn Gewehre auf ihn gerichtet sind. Mächtig, möglicherweise auch gefährlich, aber auf jeden Fall dem Untergang geweiht.
Der Übergabebehälter wurde hereingereicht. Der Schlosser öffnete ihn. Der Inhalt wurde auseinander gefaltet und fotokopiert, dann zurückgelegt. Der Behälter wurde wieder verschlossen und an seinen Platz unter der Bank gebracht. Ein Stenotypist gab bereits die scheinbar willkürlichen Buchstaben der Botschaft ein, und innerhalb von vier Minuten erschien der entschlüsselte Text auf dem Bildschirm.
»Yob tvoyu mat !«, rief der leitende Offizier. »Sie wollen, dass er Präsident Gruschawoi tötet!«
»Was sagen Sie da?«, fragte ein rangniedriger Offizier. Sein Vorgesetzter reichte ihm den Laptop herüber und ließ ihn den Klartext lesen.
»Das ist ein kriegerischer Akt«, flüsterte der Major. Der Oberst nickte.
»Das ist es in der Tat, Gregori.« Der Lieferwagen fuhr los. Diese Sache musste gemeldet werden, und zwar sofort.
Leutnant Prowalow war zu Hause, als der Anruf kam. Er ließ die übliche Schimpftirade los, während er sich wieder anzog, und fuhr dann zum Hauptquartier des FSS. Er hatte den Föderalen Sicherheitsdienst zwar nicht gerade lieben gelernt, respektierte ihn aber. Wenn er solche Mittel hätte, wie sie dem FSS zur Verfügung standen, wäre die Kriminalität in Moskau schon lange ausgerottet, fand Prowalow. Doch der FSS teilte seine Ressourcen mit niemandem und zeigte dieselbe Arroganz, die auch sein Vorgängerdienst an den Tag gelegt hatte, eine Arroganz, die besagte: Wir stehen über dem Gesetz. Vielleicht war das ja auch notwendig. Die Dinge, mit denen sich die Leute vom FSS beschäftigten, waren genauso ernst zu nehmen wie Mord, auch wenn sie sich auf einer anderen Ebene abspielten. Verräter töteten keine Individuen, sondern machten ganze Regionen nieder. Hochverrat war ein Verbrechen, das in seinem Land seit Jahrhunderten gehasst und gefürchtet wurde.
Hier wurde mehr als die gewöhnliche Nachtschicht eingelegt, das konnte Prowalow sehen. Jefremow stand in seinem Büro und las ein Stück Papier – mit der Art von ausdrucksloser Miene, die häufig auf eine Ungeheuerlichkeit schließen lässt.
»Guten Abend, Pawel Georgiewitsch.«
»Leutnant Prowalow. Bitte.« Jefremow reichte ihm das Blatt. »Unser Subjekt wird langsam ehrgeizig. Oder zumindest seine Hintermänner.«
Der Leutnant der Miliz nahm den Zettel, überflog ihn einmal und kehrte dann wieder zum Anfang zurück, um sich den Inhalt noch einmal langsam zu Gemüte zu führen.
»Wann fand die Übergabe statt?«
»Vor weniger als einer Stunde. Was meinen Sie dazu?«
»Wir sollten ihn sofort verhaften!«, forderte der Polizist.
»Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das sagen würden. Aber wir werden stattdessen abwarten und beobachten, wen er kontaktiert. Dann schnappen wir ihn uns. Doch zuerst will ich die Leute sehen, die er benachrichtigt.«
»Und wenn er das von einer Telefonzelle aus oder mit einem Handy macht?«
»Dann wird die Telefongesellschaft sie identifizieren. Ich will wissen, ob es eine Verbindungsperson innerhalb einer wichtigen Regierungsbehörde gibt. Suworow hatte viele Kollegen, als er beim KGB war. Ich muss erfahren, welche von ihnen zu Söldnern geworden sind, damit wir sie alle aufspüren können. Der Anschlag auf Serge Nikolaiewitsch hat bewiesen, dass auf diesem Gebiet ein erschreckendes Potenzial vorhanden ist. Dem will ich ein Ende machen, diesen ganzen Schmutz zusammenfegen und in ein Arbeitslager mit strenger Aufsicht schicken.« Das russische Strafrecht kannte drei Stufen von Lagern. Diejenigen mit milder Aufsicht waren unangenehm. Die mittleren waren Orte, die man besser mied. Aber diejenigen mit strenger Aufsicht bedeuteten die Hölle auf Erden. Sie waren besonders nützlich, wenn man Aufsässige dazu bringen wollte, über Dinge zu reden, die sie unter normalen Umständen verschwiegen. Jefremow konnte bestimmen, welche Strafstufe man zuerkannt bekam. Suworow hatte sich bereits die Todesstrafe verdient, die in Russland gewöhnlich durch eine Kugel vollstreckt wurde … aber es gab Schlimmeres als den Tod.
»Die Präsidentenschutztruppe ist vorgewarnt?«
Der FSS-Offizier nickte. »Ja, obwohl das ziemlich heikel
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