Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Ja, es schneite. Nein, Kälte und Schnee würden wahrscheinlich nicht aufhören – war es nicht ein Jammer, dass man keinen warmen Mantel besaß? Bondarenko war rundum informiert, aber nicht in der Lage, irgendetwas zu ändern. Wunderbar, dass seine Flieger die chinesischen Flugzeuge abschossen, aber es waren die chinesischen Panzer und Infanterietransporter, die er aufhalten musste.
»Wann werden wir Kampfflugzeuge gegen ihre Angriffsspitzen einsetzen können?«
»Die ersten Luft-Boden-Missionen sind für heute Nachmittag geplant, mit Kampfflugzeugen vom Typ Su-31«, erwiderte Aliew. »Aber…«
»Aber was?«, fragte Bondarenko.
»Wäre es nicht besser, sie ein paar Tage lang mit minimaler Einmischung vorrücken zu lassen?«
Ein mutiger Vorschlag, den sein Einsatzoffizier da äußerte. Und nach kurzer Überlegung erkannte Gennadi Josifowitsch, dass es zudem der richtige Vorschlag war. Wenn seine einzige strategische Möglichkeit darin bestand, eine tiefe Falle auszuheben, warum sollte er dann die wenigen ihm zur Verfügung stehenden Mittel vergeuden, noch ehe die Falle fertig war? Es handelte sich hier schließlich nicht um die Westfront im Juni 1941, und es gab keinen Stalin, der in Moskau saß und ihm im übertragenen Sinn die Pistole auf die Brust setzte.
Nein, in Moskau würde die Regierung jetzt gerade ein Höllenspektakel veranstalten und wahrscheinlich verlangen, man solle auf der Stelle eine Krisensitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen einberufen. Alles nur Gewäsch. Es war seine Aufgabe, diese gelben Barbaren zu besiegen, und dazu musste er seine Kräfte auf möglichst effiziente Weise einsetzen. Er musste sie aus der Reserve locken. Und das bedeutete, dass ihr Befehlshaber so selbstsicher werden musste wie der Pausenhoftyrann, der sich vor einem Erstklässler aufbaut. Es bedeutete, dass die Chinesen mit etwas infiziert werden mussten, das die Japaner einmal die Siegeskrankheit genannt hatten. Bring sie dazu, sich für unbesiegbar zu halten, und dann stürz dich auf sie wie der Tiger, der sich vom Baum fallen lässt.
»Andrei, sie sollen nur ein paar Flugzeuge einsetzen, und sagen Sie den Piloten, dass sie bei den Angriffen nicht zu viel riskieren sollen. Wir können ihren Luftstreitkräften Verluste beibringen, aber ihren Bodentruppen lassen wir für eine Weile ihren Vorteil. Sollen sie sich daran satt essen.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Genosse General. Es ist eine bittere Pille, die wir nun schlucken müssen, aber am Ende werden sie es sein, die daran ersticken – vorausgesetzt, unsere politische Führung gestattet uns, das Richtige zu tun.«
»Ja, das ist die eigentliche Frage bei dieser Sache, nicht wahr?«
52
DIE SCHLACHT
Weit hinter den schweren Panzern des ersten Regiments fuhr General Peng in seinem Kommandowagen auf die russische Seite hinüber. Eigentlich hatte er für die Überquerung des Amur einen Hubschrauber benutzen wollen, aber sein Einsatzstab teilte ihm mit, dass der Luftkampf nicht so problemlos verlief, wie von den Spatzenhirnen der Luftstreitkräfte erwartet. Er fühlte sich unbehaglich dabei, in einem gepanzerten Fahrzeug über eine schwimmende Brücke zu fahren – als würde man einen Ziegelstein an einen Luftballon hängen –, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, also konzentrierte er sich auf den Lagebericht seines Einsatzoffiziers.
»Die Amerikaner haben einige Kampfflugzeuge geschickt, außerdem ihre E-3 mit Radarwarn- und Leitsystemen. Diese Maschinen sind wirklich beeindruckend, und man kann kaum etwas gegen sie unternehmen, obwohl unsere Kameraden von den Luftstreitkräften behaupten, sie verfügten über eine Taktik, mit ihnen fertig zu werden. Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, bemerkte Oberst Wa. »Das ist allerdings bisher die einzige schlechte Nachricht. Wir sind unserem Zeitplan um einige Stunden voraus. Der Widerstand der Russen ist schwächer, als ich erwartet habe. Die Gefangenen, die wir gemacht haben, zeigten sich entmutigt vom Mangel an Unterstützung.«
»Tatsächlich?«, fragte Peng, während sie die Pontonbrücke verließen und auf russischen Boden rumpelten.
»Ja, wir haben zehn Männer aus ihren Verteidigungsstellungen gefangen genommen – wir werden sie in ein paar Minuten sehen. Sie benutzten Fluchttunnel und Mannschafts-Transportfahrzeuge, um ihre Soldaten zu evakuieren. Sie haben wohl selbst nicht damit gerechnet, sich lange halten zu können«, fuhr Oberst Wa fort. »Und anstatt sich bis zum letzten
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