Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
antwortete ein weiterer Nachrichtenoffizier, diesmal ein Major. »Unser Konterfeuer war meisterhaft. Die russische Batterie bestand aus insgesamt 15 Geschützen. Eins von ihnen gab 20 Schüsse ab, das war alles. In weniger als zehn Minuten waren sie kampfunfähig. Das Fire-Finder-Radar hat hervorragend gearbeitet, Genosse General.«
Peng nickte zustimmend. »So scheint es. Diese Stellung wäre vor 20 oder 30 Jahren absolut sicher gewesen – sie bietet den Kanonieren guten Schutz und verfügt über einen großen Vorrat an Granaten. Aber die Russen haben nicht mit einem Feind gerechnet, der die Position ihrer Geschütze so schnell ausfindig machen kann. Was sich nicht bewegt, Wa, das kann man töten.« Peng blickte in die Runde. »Trotzdem – die Pioniere, die diesen Posten und den anderen angelegt haben, waren gut. Aber diese Art von Stellung ist eben einfach veraltet. Wie hoch sind die Verluste auf unserer Seite?«
»Gefallen – um 350. Verwundet – 620«, erwiderte der Einsatzoffizier. »Nicht gerade wenig, aber weniger, als wir erwartet hatten. Wenn die Russen richtig gekämpft hätten, könnten die Zahlen viel höher liegen.«
»Warum haben sie so schnell aufgegeben?«, fragte Peng. »Wissen wir etwas darüber?«
»Wir haben in einem der Bunker einen schriftlichen Befehl gefunden, der sie ermächtigt, ihren Posten zu verlassen, sobald er ihnen unhaltbar erscheint. Das hat mich ziemlich überrascht«, bemerkte Oberst Wa. »In der Vergangenheit haben die Russen ausgesprochen zäh gekämpft, wenn es um die Verteidigung ihres Landes geht – das haben auch die Deutschen erfahren müssen. Aber das war unter Stalins Herrschaft. Damals besaßen die Russen noch Disziplin. Und Tapferkeit. Heute scheinen sie diese Eigenschaften verloren zu haben.«
»Die Evakuierung wurde mit einigem Geschick durchgeführt«, dachte Peng laut. »Wir hätten mehr Gefangene machen sollen.«
»Sie waren zu schnell, Genosse General«, erklärte der Einsatzoffizier.
»Wer kämpft und sich aus dem Staube macht«, zitierte General Peng, »der kämpft auch noch in der nächsten Schlacht. Prägen Sie sich das ein, Oberst.«
»Jawohl, Genosse General, aber wer sich aus dem Staube macht, stellt keine unmittelbare Bedrohung mehr dar.«
»Lassen Sie uns weiterfahren«, sagte der General und ging auf den Kommandowagen zu. Er wollte die Front sehen – soweit etwas Derartiges überhaupt vorhanden war.
»Also?«, fragte Bondarenko den Oberleutnant. Der Junge hatte einen schlechten Tag hinter sich, und dass er jetzt vor seinem Kommandeur am Kriegsschauplatz stehen und Bericht erstatten musste, machte es auch nicht besser. »Rühren Sie, Junge. Immerhin leben Sie noch. Es hätte schlimmer kommen können.«
»General, wir hätten die Stellungen gehalten, wenn wir ein bisschen Unterstützung bekommen hätten«, sagte Komanow mit offensichtlicher Frustration in der Stimme.
»Es gab nichts, womit wir Sie hätten unterstützen können. Fahren Sie fort.« Der General wies auf die Karte an der Wand.
»Hier haben die Chinesen den Fluss überquert. Dann sind sie durch diesen Sattel und über den Hügelkamm vorgerückt, um uns anzugreifen. Nur Infanterie – Fahrzeuge haben wir die ganze Zeit nicht gesehen. Sie hatten tragbare Panzerabwehrwaffen, nichts Besonderes oder Unerwartetes, aber die Artillerie hat sie massiv unterstützt. Allein auf meine Stellung muss sich eine komplette Batterie konzentriert haben. Mit schweren Geschützen, Kaliber 150 mm oder schwerer. Und mit Artillerieraketen, die unsere Artillerieunterstützung fast auf der Stelle ausradierten.«
»Das ist die einzige Überraschung, die sie uns bereitet haben«, bestätigte Aliew. »Sie müssen über eine viel größere Anzahl dieser Fire-Finder-Systeme verfügen, als wir angenommen haben, und sie benutzen ihre Raketen vom Typ 83 als Konterfeuerwaffen, genau wie die Amerikaner damals in Saudi-Arabien. Eine sehr effektive Taktik. Wir werden entweder zuerst ihre Geschützabwehrsysteme zerstören oder Geschütze mit Selbstfahrlafetten einsetzen müssen, um nach zwei oder drei Schüssen den Standort zu wechseln. Mir ist keine Methode bekannt, mit der man sie täuschen könnte, und es ist extrem schwierig, diese Sorte von Radar zu stören.«
»Wir müssen uns also überlegen, wie wir sie schon früh außer Gefecht setzen können«, sagte Bondarenko. »Uns stehen elektronische Aufklärungseinheiten zur Verfügung. Die können die Radarsysteme der Schlitzaugen aufspüren. Und wir
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