Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
sie es sein sollten. Allerdings lernten Männer das Soldatenhandwerk nirgendwo so schnell wie auf dem Schlachtfeld. Andererseits gab es auf der ganzen Welt keinen brutaleren Ort als eben ein Schlachtfeld. Hier galten die Regeln Darwins in ihrer ganzen Härte. Einige Männer würden dazulernen, aber andere würden dabei sterben, und die Russen konnten es sich nicht leisten, viele Soldaten zu verlieren. Schließlich schrieb man nicht das Jahr 1941, als die Hälfte der russischen Bevölkerung in den Kampf gezogen war.
»Sollen wir abrücken, sobald die Züge uns nach Tschita gebracht haben?«, fragte Tony Welch. Er war der Stabschef auf Divisionsebene.
»Ja«, bestätigte Aliew.
»Gut, dann muss ich aber schnellstens dorthin und mir alles ansehen. Haben Sie Treibstoff für unsere Hubschrauber?«
»Die Stützpunkte unserer Luftstreitkräfte verfügen über Treibstofflager in der Größenordnung der Dieseldepots«, klärte Aliew ihn auf. »Ihr Wort dafür lautet Infrastruktur , nicht wahr? Nun, davon haben wir reichlich. Wann werden die Hubschrauber eintreffen?«
»Die Air Force arbeitet noch daran. Sie werden unsere Heeresfliegerbrigade einfliegen. Zuerst die Apache-Kampfhubschrauber. Dick Boyle kaut den Ablauf gerade durch.«
»Wir erwarten sie sehnsüchtig. Wir selbst besitzen leider viel zu wenige davon. Außerdem lassen sich die Verantwortlichen unserer Luftstreitkräfte viel Zeit damit, sie hierher zu schaffen.«
»Duke«, sagte Diggs, »klingeln Sie mal die Air Force an. Wir brauchen auf der Stelle ein paar Hubschrauber, damit wir die Gegend erkunden können.«
»Roger«, erwiderte Masterman.
»Ich kümmere mich darum, dass eine Satellitenfunkanlage aufgebaut wird«, warf Lieutenant Colonel Garvey ein und bewegte sich auch schon in Richtung Tür.
Ingrid Bergman war auf dem Weg nach Süden. General Wallace wollte sich eine genauere Vorstellung vom logistischen Rattenschwanz der Chinesen machen, und nun bekam er sie. Mit der Volksrepublik China verhielt es sich in vielerlei Hinsicht so wie mit den USA zur vorigen Jahrhundertwende. Menschen und Güter bewegten sich hauptsächlich auf der Schiene. Was die Amerikaner unter einem Highway verstanden, existierte hier nicht, aber es gab viele Eisenbahnlinien. Diese waren effektiv, wenn es darum ging, große Mengen von Gütern über mittlere bis lange Strecken zu transportieren, aber sie waren auch unflexibel und schwer zu reparieren, vor allem die Brücken und Tunnel, also konzentrierten sich Wallace und seine Leute auf diese als mögliche Ziele. Doch für einen Angriff standen ihnen nur wenige Bomben zur Verfügung. Keines von Wallace’ Kampfflugzeugen – im Augenblick hauptsächlich F-15E Strike Eagles – war mit Bomben unter den Tragflächen nach Sibirien gekommen. Er verfügte kaum über genug Luft-Boden-Gefechtsmaterial für eine Angriffsmission mit acht Maschinen. Es war, als würde man zu einer Tanzparty gehen und feststellen, dass keine Mädchen da sind. Die Musik ist gut und die Bowle lecker, aber es gibt absolut nichts zu tun. Paradoxerweise machte das seinen F-15E-Besatzungen nichts aus. Sie durften eben ein bisschen Jagdflugzeug spielen und zogen es sowieso vor, andere Flieger abzuschießen, statt Bomben auf arme Frontschweine fallen zu lassen. Seine Halstuch-und-Fliegerbrille-Truppe führte ein richtiges Tänzchen mit den Luftstreitkräften der Volksbefreiungsarmee auf und meldete schon über 70 bestätigte Abschüsse gegenüber keinem einzigen eigenen Verlust im Luftkampf. Der Vorteil durch die E-3B Sentry AWACS war so entscheidend, dass der Feind ebenso gut Fokker aus dem Ersten Weltkrieg hätte fliegen können, und die Russen lernten schnell, die Unterstützung durch die E-3B richtig einzusetzen. Ihre Jagdflugzeuge waren gute, aerodynamisch ausgereifte Maschinen, es fehlte ihnen bloß an Verweildauer in der Luft. Die Russen hatten noch nie ein Jagdflugzeug gebaut, dessen Tankkapazität für mehr als eine Stunde Flugzeit ausreichte. Und sie hatten auch nie gelernt, in der Luft aufzutanken, wie es die Amerikaner beherrschten. Und so kam es, dass die russischen MiG- und Sukhoi-Piloten starteten, ihre Instruktionen über AWACS erhielten und dann an genau einem Gefecht teilnehmen konnten, ehe sie zum Auftanken zur Basis zurückkehren mussten. Die Hälfte der Abschüsse, die seine Eagle-Piloten bisher erzielt hatten, waren chinesische Jäger gewesen, die ihre Kämpfe hatten abbrechen müssen, um ebenfalls zum Auftanken nach Hause zu fliegen. Das
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