Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
auch per Telefon oder Funk nicht mehr zu erreichen. Dann kam ein weiterer Anruf aus Sibirien. Eine der Divisionen auf der linken Flanke des Durchbruchs – diejenige, die der kommandierende General der 65. Heeresgruppe der Kategorie B besucht hatte – berichtete (oder ließ vielmehr durch eine Untereinheit der Division berichten, sagte ein junger Nachrichtenoffizier), unbekannte Streitkräfte hätten zunächst die westliche Verteidigung durchbrochen, sich in östlicher Richtung bewegt und wären dann … verschwunden?
»Wie zum Teufel kann ein Feind erfolgreich angreifen und verschwinden ?«, hatte der Marschall in einer Stimmlage gefragt, die den jungen Hauptmann erschauern ließ. »Von wem stammt der Bericht?«
»Er hat sich als Major des dritten Bataillons im 745. Gardeinfanterieregiment ausgegeben, Genosse Marschall«, lautete die Antwort. »Die Funkverbindung war schlecht, so wurde uns jedenfalls berichtet.«
»Wer hat den Bericht entgegengenommen?«
»Ein Oberst Zhao, ein hoher Offizier des Nachrichtenstabes der 71. Heeresgruppe der Kategorie C im Norden von Bei’an. Sie sind abkommandiert, um im Durchbruchssektor die Grenzlinie zu sichern«, erklärte der Hauptmann.
»Das weiß ich doch!«, bellte Luo, seine Wut an dem nächststehenden Opfer auslassend.
»Genosse Marschall«, erklang eine neue Stimme. Es war Generalmajor Wei Dao-Ming, einer von Luos obersten Beratern, der gerade von zu Hause herbeigerufen worden war. Nach einer Reihe von sehr langen Tagen stand ihm die Anstrengung im Gesicht geschrieben, aber er versuchte dennoch, die Wogen zu glätten. »Sie sollten mir und meinem Stab Gelegenheit geben, die Informationen so zusammenzutragen, dass wir sie Ihnen in der korrekten Form präsentieren können.«
»Ja, Wei, da Sie haben wohl Recht.« Luo wusste, dass es ein guter Ratschlag war. Wei war ein altgedienter Nachrichtenoffizier und daran gewöhnt, Informationen für seine Vorgesetzten zu erstellen. »Machen Sie so schnell Sie können.«
»Natürlich, Genosse Minister«, sagte Wei, um Luo daran zu erinnern, dass er jetzt mehr ein Politiker war als ein Offizier des Militärs, zu dem er erzogen worden war.
Luo ging zum Aufenthaltsraum für VIPs, wo grüner Tee für ihn bereitstand. Er griff in die Taschen seiner Uniform und zog ein Päckchen Zigaretten heraus, starke Zigaretten ohne Filter, die ihm halfen, wach zu bleiben. Er trank gerade die dritte Tasse Tee, als Wei mit einem Block voller gekritzelter Notizen zurückkam.
»Also, was ist passiert?«
»Das Bild ist verwirrend, aber ich werde Ihnen berichten, was ich weiß und was ich denke«, begann Wei.
»Wir wissen, dass General Qi von der 65. Armee mit seinem Stab vermisst wird. Sie besichtigten gerade die 191. Infanteriedivision nordwestlich unseres ersten Durchbruchs. Mit der 191. besteht auch keine Funkverbindung mehr. Das gleiche gilt für die 615. unabhängige Panzerbrigade, die Teil der 65. Armee ist. Es gibt verworrene Berichte über einen Luftangriff auf die Panzerbrigade, aber etwas Genaues ist noch nicht bekannt. Das 735. Gardeinfanterieregiment der 191. Division ist gleichfalls ohne Funkverbindung, Ursache unbekannt. Sie selbst haben den Befehl erteilt, dass ein Hubschrauber von Sanwu aus losfliegt und anschließend Bericht erstattet. Der Hubschrauber wird bei Tagesanbruch starten.
Dann gibt es noch weitere Berichte aus diesem Sektor, von denen keiner einen Sinn macht oder dazu beiträgt, die Geschehnisse besser zu verstehen. Also habe ich dem Nachrichtenstab der 71. Armee befohlen, einen Spähtrupp über den Fluss zu schicken, der feststellen soll, was sich dort abspielt, und dann Bericht erstatten muss. Das wird ungefähr in drei Stunden geschehen.
Die gute Nachricht ist, dass General Peng Xi-Wang immer noch das Kommando über die 34. Stoßarmee hat und noch vor 12.00 Uhr an der Goldmine sein wird. Unsere Panzerangriffsspitze ist bereits weit in Feindesgebiet vorgedrungen. Ich denke, dass die Männer jetzt gerade aufstehen und sich in etwa einer Stunde auf den Weg machen werden, um den Angriff fortzusetzen.
Die Nachrichten von der Marine sind verwirrend, aber das ist nicht so wichtig. Ich habe den kommandierenden Admiral der Südflotte angewiesen, sich persönlich um die Sache zu kümmern und Bericht zu erstatten. Auch das wird ungefähr drei Stunden dauern.
Also, Genosse Minister, wir werden in Kürze über vernünftige Informationen verfügen, und dann bringen wir die Situation unter Kontrolle. In der Zwischenzeit
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