Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
verteidigen, nämlich durch die Stahlhauben, die auf den Silos sind. Wir haben dort Truppen stationiert – Sicherheitspersonal des Zweiten Artillerie-Bereichskommandos – aber das ist nur dazu da, um Eindringlinge fernzuhalten. Falls es tatsächlich zu einem Angriff kommt, sollten wir die Raketen zünden, denn andernfalls würden sie uns ungenutzt verloren gehen. Ihr Einsatz wäre unsere letzte Trumpfkarte«, erklärte Luo, »das Einzige, wovor sich die Amerikaner wirklich fürchten.«
»Nun, das ist auch richtig so«, bemerkte Zhang Han Sen. »Auf diese Weise können wir den Amerikanern klarmachen, wie weit sie gehen dürfen. Genau genommen sollten wir den Amerikanern unverzüglich mitteilen, dass wir diese Waffen besitzen und sie gegebenenfalls auch einsetzen werden.«
»Wir sollen die Amerikaner mit Atomwaffen bedrohen?«, fragte Fang nach. »Halten Sie das für sinnvoll? Die wissen garantiert über unsere Waffen Bescheid. Ein mächtiges Land offen zu bedrohen wäre sehr unklug.«
»Sie müssen wissen, dass es Grenzen gibt, die sie nicht überschreiten dürfen«, insistierte Zhang. »Sie können uns Schaden zufügen, das ist klar, aber wir ihnen auch, und gegen diese eine Waffe haben sie nun mal keine Verteidigung. Ihre Rücksichtnahme auf das eigene Volk hilft nicht ihnen , sondern uns. Es ist an der Zeit, dass Amerika uns als gleichberechtigt anerkennt und unsere Macht nicht einfach ignoriert.«
»Ich wiederhole, dass es sehr unklug wäre«, sagte Fang. »Wenn jemand mit dem Gewehr auf dich zielt, versuchst du auch nicht, ihm Angst einzujagen.«
»Fang, wir sind schon so viele Jahre befreundet, aber in diesem Punkt hast du Unrecht. Wir sind diejenigen mit der Pistole in der Hand. Die Amerikaner respektieren Stärke nur im Zusammenhang mit Entschlossenheit. Sie werden darüber nachdenken. Luo, sind die Raketen abschussbereit?«
Der Verteidigungsminister schüttelte den Kopf. »Nein, denn gestern hatten wir beschlossen, sie nicht einzusetzen. Wir benötigen ungefähr zwei Stunden, um sie mit Treibstoff zu befüllen. Danach können sie 48 Stunden in Bereitschaft gehalten werden. Wenn sie in dieser Zeit nicht zum Einsatz kommen, müssten der Treibstoff abgelassen und Wartungsarbeiten vorgenommen werden. Das dauert ungefähr vier Stunden. Wir könnten ohne Schwierigkeiten die Hälfte von ihnen ständig in Bereitschaft halten.«
»Genossen, ich denke, es ist in unserem Interesse, die Raketen scharfzumachen.«
»Nein!«, widersprach Fang. »Das werden die Amerikaner als gefährliche Provokation ansehen, und sie zu provozieren ist Wahnsinn!«
»Dann sollte Shen die Amerikaner daran erinnern, dass wir über solche Waffen verfügen und sie nicht«, fuhr Zhang fort.
»Damit würden wir einen Angriff auf uns geradezu herausfordern!« Fang schrie beinahe. »Es stimmt, sie haben keine Atomwaffen, aber sie haben andere Möglichkeiten, uns anzugreifen, und wenn wir jetzt ihr Land bedrohen, ist ein Gegenschlag ihrerseits unausweichlich.«
»Das glaube ich nicht, Fang«, antwortete Zhang. »Sie werden nicht das Leben von Millionen ihrer Landsleute riskieren. Sie sind nicht stark genug für so ein Spiel.«
»Spiel, sagen Sie. Setzen wir nicht auch das Leben unseres Landes aufs Spiel? Zhang, du bist verrückt. Das ist Wahnsinn!«
»Ich habe kein Mitbestimmungsrecht an diesem Tisch«, warf Qian ein, »aber ich bin Zeit meines Erwachsenenlebens Mitglied der Partei gewesen, und ich denke, dass ich der Volksrepublik gut gedient habe. Unsere Aufgabe ist es, ein Land aufzubauen , nicht, es zu zerstören. Was haben wir getan? Wir haben China zu einem Dieb gemacht, zu einem gemeinen Straßenräuber – und sind dabei auch noch gescheitert! Luo hat es bereits gesagt. Wir haben unser Spiel um Reichtümer verloren, und jetzt müssen wir uns auf die Konsequenzen einstellen. Wir können uns von dem Schaden, den unser Land und unser Volk erlitten hat, wieder erholen. Dazu müssten wir uns allerdings in Demut üben. Trotzig aufzubegehren und den Amerikanern zu drohen wäre ein Zeichen der Schwäche und nicht der Stärke. Es wäre die Vorgehensweise eines impotenten Mannes, der versucht, mit seinem gau anzugeben. Sie werden es für dumm und leichtsinnig halten.«
»Wenn wir als Nation überleben wollen – und wenn wir hier als die Führer eines mächtigen China überleben wollen«, entgegnete Zhang, »müssen wir den Amerikanern zeigen, dass sie uns nicht länger herumschubsen können. Genossen, bitte machen Sie keinen
Weitere Kostenlose Bücher