Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
vorbeigeht, aber es geht ihr halt nicht schnell genug.« Er blickte zu Andrea hinüber, die in der Tür stand. Wie immer hielt sie ein wachsames Auge auf den Präsidenten.
»Sie ist ein guter Soldat«, stimmte Jackson zu.
»Wie geht es deinem Dad?«
»Nicht schlecht. Irgendeine Fernsehagentur möchte, dass er und Gerry noch mehr von diesen Multi-Ethno-Shows am Sonntagmorgen machen. Er überlegt es sich gerade. Das Geld käme der Kirche zugute.«
»Die beiden sind in der Tat ein gutes Gespann.«
»Ja, Gerry war gar nicht schlecht für einen weißen Kerl – eigentlich ist er sogar ziemlich gut, sagt Dad. Ich weiß allerdings nicht, was ich von diesem Fernsehgottesdiensttheater halten soll. Es ist einfacher, nach Hollywood zu gehen und vor einem Publikum zu spielen, als sich um seine eigene Herde zu kümmern.«
»Dein Vater ist ein ziemlich beeindruckender Gentleman, Robby.«
Jackson sah auf. »Es freut mich, dass du so denkst. Er hat uns gut erzogen – und das war nach Mutters Tod sehr schwierig. Aber er kann auch schrecklich nerven. Wird total sauer, wenn er sieht, dass ich ein Bier trinke. Aber, zum Teufel, es ist schließlich sein Job, Leute anzubrüllen.«
»Erzähl ihm, dass Jesus auch einmal den Barkeeper gespielt hat. Das war das erste Wunder, das er vollbrachte.«
»Das hab ich schon getan, und darauf sagte er, wenn Jesus das tun möchte, ist es okay, aber du bist nicht Jesus.« Der Vizepräsident musste kichern. »Und jetzt iss, Jack!«
»Ja, Mammi.«
»Dieser Fraß ist gar nicht so schlecht«, sagte Al Gregory, drei Kilometer entfernt in der Offiziersmesse der USS Gettysburg .
»Nun, immerhin etwas, wo man uns doch sonst kaum was gönnt: keine Frauen und kein Alkohol an Bord eines Kriegsschiffes«, bestätigte Captain Blandy. »Irgendeine Ablenkung braucht man schließlich. Also, wie steht es mit den Lenkwaffen?«
»Die Software ist vollständig geladen, und ich habe die Upgrades per E-Mail verschickt, so wie Sie’s gewünscht haben. Inzwischen sollten alle Aegis-Schiffe darüber verfügen.«
»Ich hab heute Morgen gehört, dass das Aegis-Büro im Pentagon einen kleinen Anfall deswegen bekam. Sie fanden die Software nicht gut.«
»Sagen Sie ihnen, sie sollen das mit Tony Bretano ausmachen«, schlug Gregory vor.
»Erklären Sie mir noch mal, was genau Sie verbessert haben.«
»Die Sucher-Software in den Gefechtsköpfen. Ich habe die Anzahl der Codezeilen verringert, damit das Programm schneller durchlaufen kann. Und ich habe die Nutationsrate am Laser des Zünders neu eingestellt, so dass jetzt eine höhere Annäherungsgeschwindigkeit möglich ist. Das Problem, das die Patriots 1991 mit den Scuds hatten, wird sich nicht wiederholen. Die Software von heute ist um einiges schneller.«
»Und die Hardware braucht nicht verändert zu werden?«, fragte der Kapitän.
»Es wäre natürlich besser, die Reichweite des Lasers zu vergrößern, aber es geht auch ohne – jedenfalls hat es bei den Computersimulationen funktioniert.«
»Dann sollten wir alle Hoffnungen darauf setzen, dass es nicht zur Nagelprobe kommt.«
»Tja, ein ICBM, der sich im Anflug auf eine Stadt befindet, wäre eine wirklich schlimme Sache.«
»Amen.«
Inzwischen waren es 5 000, und es kamen immer mehr, zusammengerufen über Mobiltelefone, die alle zu besitzen schienen. Manche hatten sogar Laptops an ihre Handys angeschlossen, so dass sie auch hier draußen ins Internet gehen konnten. Zum Glück regnete es nicht. Die Anführer der Menge – sie betrachteten es jetzt als Demonstration – standen dicht gedrängt, um besser sehen zu können, und gaben dann die Informationen an ihre Freunde weiter. Die erste große Studentenbewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens war noch durch die Versendung von Telefaxen zustande gekommen. Diese hier hatte technologisch einen großen Schritt nach vorn gemacht. Die jungen Leute liefen hin und her, unterhielten sich aufgeregt miteinander und riefen noch mehr Hilfe herbei. Jene erste Demonstration war schief gegangen, aber damals waren sie selbst noch Kleinkinder gewesen, und ihre Erinnerung daran war bestenfalls lückenhaft zu nennen. Jetzt waren sie alle alt und gebildet genug, um zu erkennen, was der Veränderung bedurfte, aber noch nicht alt und erfahren genug, um zu wissen, dass Veränderung in ihrer Gesellschaft unmöglich war. Und sie wussten auch nicht, welche Gefahr aus dieser Schlussfolgerung resultieren konnte.
Der Boden unter ihnen war dunkel. Nicht einmal
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