Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
vermutlich mit einem thermonuklearen Sprengkopf. Vielleicht können wir deshalb Ihre Bedenken über das passive Rauchen einstweilen außer Acht lassen.«
Captain Blandy wandte sich um und sah zu seinem Besucher auf. Die Kinnlade, groß wie ein Aschenbecher, fiel ihm herunter. »Wie… wer… was?«
»Captain, lassen Sie uns das hier gemeinsam durchstehen, ja?«
»Captain Blandy, Sir«, sagte der andere und schlug die Hacken zusammen.
»Jack Ryan, Captain.« Ryan schüttelte ihm die Hand und bat ihn, wieder Platz zu nehmen. »Was liegt an?«
»Sir, das NMCC meldet uns, dass sich ein ICBM im Anflug auf die Ostküste befindet. Ich habe dieses Schiff in Gefechtsbereitschaft versetzt. Radar ist eingeschaltet. Ist der Chip drin?«, fragte er.
»Der Chip ist drin, Sir«, bestätigte Senior Chief Leek.
»Chip?«
»So nennen wir es. Eigentlich handelt es sich um Software«, erklärte Blandy.
Cathy und die Kinder wurden die Stufen hinaufgezogen und in die vordere Kabine gedrängt. Der Colonel im Sitz des Piloten hatte es verständlicherweise eilig. Er startete die Triebwerke eins und zwei (drei und vier liefen bereits), und die VC-25 setzte sich in Bewegung, kaum dass die Gangway weggezogen worden war. Die Maschine beschrieb eine Rechtskurve und rumpelte über die Startbahn eins-neun rechts in den von Süden wehenden Wind. Direkt unter dem Cockpit schnallten Geheimagenten und Angehörige der Air Force die First Family an. Als das geschehen war, konnten die Leute vom Secret Service endlich wieder normal durchatmen. Keine 30 Sekunden später landete der Hubschrauber des Vizepräsidenten Robby Jackson neben der E-4B National Emergency Airborne Command Post, dessen Pilot es genauso eilig hatte, abzuheben wie der Kollege in der VC-25. In weniger als 90 Sekunden war die Maschine in der Luft. Jackson hatte sich noch nie angeschallt und sah sich stehend um. »Wo ist Jack?«, fragte er. Dann fiel sein Blick auf Andrea, die aussah, als hätte sie gerade eine Fehlgeburt erlitten.
»Er ist da geblieben, Sir. Der Pilot musste ihn auf dem Kreuzer im Navy Yard absetzen.«
»Was hat er getan?«
»Sie haben es gehört, Sir.«
»Holt ihn ans Funkgerät – sofort !«, befahl Jackson.
Ryan fühlte sich einigermaßen entspannt. Es gab kein hektisches Herumgerenne mehr, er war hier umgeben von Leuten, die gelassen und schweigend ihrer Arbeit nachgingen – so hatte es zumindest den Anschein. Der Captain schien ein wenig angespannt, aber das war wohl normal, wenn er die Verantwortung für ein milliardenteures Kriegsschiff und die dazugehörige Computerausrüstung trug.
»Okay, wie weit sind wir?«
»Sir, der Marschflugkörper, wenn er denn tatsächlich auf uns gerichtet ist, erscheint noch nicht auf dem Radar.«
»Können wir ihn abschießen?«
»Das wollen wir versuchen, Mr. President«, antwortete Blandy. »Ist Dr. Gregory in der Nähe?«
»Hier, Captain«, antwortete eine Stimme. Eine Gestalt näherte sich. »Herr im Himmel!«
»Der bin ich nicht – aber ich kenne Sie!«, sagte Ryan ziemlich überrascht. »Major … Major…«
»Gregory, Sir. Ich war schon auf dem besten Weg zum Colonel, bin aber dann zur SDIO übergewechselt. Minister Bretano hat mich beauftragt, die Raketen für das Aegis-System aufzurüsten«, erklärte der Physiker. »Ich nehme an, wir werden bald erfahren, ob die Sache funktioniert oder nicht.«
»Was glauben Sie?«, fragte Ryan.
»Bei den Simulationen hat es gut geklappt«, war die einzig mögliche Antwort.
»Radarkontakt. Da haben wir sie«, sagte der Offizier. »Kurs drei-vier-neun, Entfernung 1 500 Kilometer, Geschwindigkeit … ja, das ist sie, Sir. Geschwindigkeit ist eintausendvierhundert Knoten – ich meine, vierzehn tausend Knoten, Sir.« Den gängigen Fluch hinzuzufügen war ausnahmsweise überflüssig.
»Einschlag in viereinhalb Minuten«, sagte Gregory.
»Das berechnen Sie im Kopf?«, fragte Ryan.
»Sir, ich bin seit meiner Entlassung aus West Point im Geschäft.«
Ryan machte den letzten Zug an seiner Zigarette und sah sich suchend um.
»Hier, Sir.« Der freundliche Chief reichte ihm einen Aschenbecher, der auf wundersame Weise den Weg ins CIC gefunden hatte. »Möchten Sie noch eine?«
»Warum nicht?«, antwortete der Präsident. Er nahm eine zweite Zigarette, und der Chief gab ihm Feuer. »Danke.«
»Hey, Captain Blandy, möchten Sie vielleicht eine Raucheramnestie ausrufen?«
»Wenn er es nicht tut, dann tue ich es«, sagte Ryan.
»Rauchen erlaubt, Leute«,
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