Im Zeichen des Highlanders
sonderlich lang beobachtet. Es war deutlich zu sehen, dass er eine starke Abneigung gegen solche Intimitäten hegte.
»Teufel noch eins, wir haben nicht einmal auf eine Gelegenheit warten müssen«, fuhr Gib fort. »Während Ihr zugeschaut habt, wie gut Eure kleine Frau die Flöte spielen kann, haben Wattie und ich mit dem anderen Ende spielen können.«
»Ja«, stimmte ihm Wattie zu. »Ich denke, mir würd’s gefallen, wenn die hübschen weißen Schenkel meine Ohren umarmen täten. Ich könnte Euch sogar später erzählen, ob sie so gut schmeckt wie Eure Mutter.«
Die Geschwindigkeit, mit der Roderick sein Schwert zog und dessen Spitze gegen Watties Kehle presste, verblüffte sogar Payton. Er hatte den Verdacht gehabt, dass es ein dunkles Geheimnis gab, das sowohl Gib als auch Wattie wussten und das Rodericks Ekel vor dem Verkehr mit einer Frau erklären würde, trotzdem wünschte er sich, nicht erfahren zu haben, was dieses dunkle Geheimnis war. Watties Bemerkung konnte auf unterschiedliche Arten interpretiert werden, aber keine davon verhieß Gutes. Einige waren schrecklich, und Payton vermutete, dass es wahrscheinlich um eine von Letzteren ging. Dies erklärte eindeutig, warum Roderick niemals in der Lage gewesen war, seine Perversion hinter einer normalen Beziehung zu einer Frau zu verbergen. Und es erklärte auch, warum er trotz seiner Liebe zu allem Schönen zwei so plumpe, unattraktive Männer in seine unmittelbare Nähe ließ. Wattie und Gib waren komplizierter Teil einer offenbar sehr finsteren und perversen Vergangenheit.
»Nein, Roderick«, sagte Gib mit leiser, beruhigender Stimme, die bei einem so großen, ungehobelten Mann überraschte, »Ihr könnt Wattie nicht umbringen.«
»Und warum nicht?«, wollte Roderick wissen.
»Weil Ihr, selbst wenn er ein Idiot ist, der nicht weiß, wann er den Mund halten muss, nicht genug Männer übrig habt. Wir brauchen jedes Schwert, das wir bekommen können, um nach Frankreich zu fliehen, oder nicht? Also, vergessen wir das und verschwinden von hier. Wir müssen uns um eine Lösegeldforderung kümmern, ja?« Gib atmete erleichtert auf, als Roderick Abstand nahm, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Payton zu. »Sollen wir ihn dieses Mal fesseln?«
»Ja«, erwiderte Roderick, der sein Schwert wegsteckte. »Holt die Seile. Ich will inzwischen dafür sorgen, dass er Euch keine Schwierigkeiten macht, wenn Ihr ihn fesselt.«
Payton sah den stiefelbeschwerten Fuß, der in seine Richtung zielte, konnte ihm aber nicht ausweichen. Die Gewalt des Tritts ließ ihn bäuchlings zu Boden gehen. Als sein trüber Blick sich auf eine Ansammlung von Bäumen richtete, fragte er sich, warum der Tritt nicht sein Kinn gebrochen hatte. Er fragte sich auch, warum er sein Bewusstsein immer so langsam verlor. Aber am meisten fragte er sich, warum er wieder Callum zu sehen glaubte.
20
»Weiß jemand, wo Payton ist?« Kirstie schaute sich in der großen Halle um, konnte ihn aber nicht entdecken.
Sie sah von Brett zu Harcourt, der neben sie getreten war, und seufzte insgeheim. Beide waren fast in ihrem Alter, Brett war eben einundzwanzig geworden, Harcourt erst achtzehn. Beide waren atemberaubend attraktive junge Männer mit vollem schwarzem Haar. Doch Harcourt hatte bernsteinfarbene Augen und Brett entzückende grüne. Außerdem sahen beide so aus, als wollten sie etwas sagen, für das sie ihnen vermutlich gerne eine Ohrfeige versetzen würde.
»Wir gingen eigentlich davon aus, dass er bei Euch ist«, stellte Harcourt fest.
Das Lächeln, das der junge Mann ihr zukommen ließ, musste Mädchen das Herz höher schlagen lassen. Kirstie schaute ihn aus zu Schlitzen verengten Augen an, um ihm zu zeigen, dass sie sich nicht beeindrucken ließ. »Sieht es so aus, als wäre er bei mir?«
»Er ist nicht hier. Roderick hat ihn«, keuchte Callum, als er auf Kirstie zutaumelte.
Kirstie war Callum dabei behilflich, sich am Haupttisch niederzulassen, bat Brett, dem Jungen etwas Wasser zu holen, und feuchtete in der Fingerschale ein Leinentuch an, um Callum das Gesicht abzuwischen, innerlich aber fühlte sie sich wie versteinert. Sie wünschte sich, Callum würde nichts weiter als ein verängstigter kleiner Junge sein, der unter dem Bett Ungeheuer sah, aber das gelang ihr nicht. Während sie warten musste, bis er sich so weit erholt hatte, dass er deutlich sprechen konnte, schrie sie im Inneren gellend auf. Nicht einmal der Anblick von acht kräftigen Männern, die sich um Callum und sie
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