Im Zeichen des himmlischen Baeren
traf, drehte er sich um die eigene Achse und stürzte zu Boden. Der Ainu stürmte an ihm vorbei, jagte die Stufen zum Oberdeck hinauf. Ein anderer Tunguse hob seinen Speer und schleuderte ihn mit aller Kraft dem Ainu in den Rücken. Der Mann stand einige Sekunden regungslos, dann kippte er seitwärts und rollte die Stufen hinunter. Eine Ainu-Frau, die ein rotes Stirnband trug, packte eine Fackel, lieà sie wie einen Streitkolben kreisen und stieà sie dem Tungusen, der brüllend zurückwich, ins Gesicht. Ein erneuter Pfeilregen sirrte über das Schiff. Die stählernen Spitzen prasselten wie Hagelschläge gegen die Schilde. Der Tunguse, der mit verbranntem Gesicht und halb blind um sich tastete, wurde in die Brust getroffen und sank vornüber. Die Frau riss ihm das Schwert aus der noch zuckenden Hand und stürzte sich mit einem schrillen Schrei auf einen Wachoffizier im schwarzen Harnisch. Er parierte geschickt die Schläge, riss ihr die Waffe aus der Hand und hieb mit seinem Schwert auf sie ein. Die Frau brach blutüberströmt zusammen.
Abermals war es einem Ainu gelungen, die Reihen zu durchbrechen und auf das Oberdeck vorzudringen. Seine Haut glänzte vor Nässe; seine weiÃen Zähne blitzten, als er seinen kurzen, sichelförmigen Dolch zielsicher auf den Befehlshaber schleuderte. Iri hatte den Ainu beobachtet. Mit einer fast lässigen Gebärde fing er den Dolch mit seinem Schild auf. Die Waffe prallte mit dumpfem Klirren ab. Im selben Augenblick hob Itzuse seinen Bogen, spannte die Sehne und lieà den Pfeil abschwirren. Der Ainu wurde in die Kehle getroffen und brach zusammen. Erhobenen Hauptes, das Schwert in der Hand, überwachte Iri das Kampfgetümmel. Seine Augen waren genauso starr wie jene des Adlers, der aufgeregt krächzend mit den Flügeln schlug. Yi-Am erteilte seine Befehle an die Männer, die den »Dora« schlugen. Zwei Pfeile steckten in seinem Harnisch, doch er schenkte ihnen keine Beachtung. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die im Kielwasser segelnde Galeere, die von einem Baumstamm beschädigt worden war. Ein riesiges Loch klaffte im Bug. Das Schiff lag schräg, drohte zu sinken und wurde von einer zweiten Galeere in voller Fahrt unter Splittern und dumpfem Krachen gerammt. Panik brach aus, Schreie, aufgeregtes Stampfen und Wiehern der Pferde erfüllten die Luft. Immer dichter umkreisten die Boote der Ainu die Schiffe. Flammende Pfeile flogen durch den Dunst, senkten sich auf die eingekeilten Galeeren, steckten die Takelage in Brand. Auch die Segel des lecken Schiffes fingen Feuer. Plötzlich stürzte das brennende Segel des Hauptmastes aufs Deck. Eine rötliche Feuersäule schlug aus dem Inneren der Galeere empor. Die Männer, die versuchten, sich schwimmend in Sicherheit zu bringen, wurden im Wasser mit Dolch- und Speerstichen umgebracht. Der Fluss war mit Asche und leblos treibenden Körpern bedeckt. Schwarze Rauchwolken stiegen auf. Das schrille Wiehern der Pferde vermischte sich mit dem Prasseln der Flammen, den Schreien und Hilferufen, dem Splittern der Masten und Bersten der Planken. Auf der königlichen Galeere war es unterdessen den Kriegern gelungen, die Angreifer zurückzuschlagen. Man entfernte die Leichen. Den verwundeten Ainu wurden die Kehlen durchschnitten, bevor man sie über Bord warf. Onoshi, der Schiffsarzt, ein älterer Mann mit Adlernase und hohem, kahlem Schädel, kümmerte sich um die verletzten Tungusen. Das Deck war mit Trümmern übersät und glitschig vom Blut.
Der Regen hatte aufgehört; flimmerndes Sonnenlicht sickerte durch den Dunst. Meine Kleider waren nass und der Wind lieà mich frösteln. Das Dröhnen des »Dora« war verstummt und man hörte das Rauschen der Stromschnellen. Iris Gesicht triefte vor Nässe; ich wusste nicht, ob es SchweiÃ- oder Wassertropfen waren. Ohne den Blick von den zerstörten Galeeren zu wenden, sagte er höhnisch: »Euer groÃherziger Verwandter hat seine besten Krieger ins Gefecht geschickt; er selbst scheint es vorzuziehen, dem Kampf fernzubleiben. Er irrt sich jedoch, wenn er glaubt, unserem Vorstoà auf diese Weise Einhalt gebieten zu können. Der Verlust einiger Schiffe wird uns nicht daran hindern, weiter flussaufwärts zu segeln â¦Â«
Er unterbrach sich: Der Warnruf der Schiffswache gellte über Deck. Iri wandte sich in Fahrtrichtung. Ich folgte seinem Blick. Mir stockte der Atem. Vor
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