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Im Zeichen des himmlischen Baeren

Titel: Im Zeichen des himmlischen Baeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Waffen.
    Yaga, einer der Offiziere, bahnte sich einen Weg durch das Gedränge und verneigte sich im flackernden Lichtkreis vor dem König.
    Iri saß vor seinem Zelt am Lagerfeuer. Er hatte seinen Helm abgenommen. Ein junger Kammerdiener war dabei, sein lackschwarzes Haar zu flechten und aufzustecken.
    Â»Majestät«, sagte Yaga, »es haben sich drei Ainu bei den Wachtposten gemeldet, und sie bitten darum, vorgelassen zu werden.«
    Yi-Ams Hand lag an seinem Schwertgriff. »Sollen die Feuer gelöscht werden?«
    Iri dachte nach. »Nein, wenn es nur drei sind …« Dann wandte er sich an den Offizier: »Fragt sie zuerst, was sie wollen … vorausgesetzt dass sie sich einer zivilisierten Sprache bedienen!«, fügte er verächtlich hinzu.
    Yaga verbeugte sich und tauchte in der Finsternis unter. Ein Wortwechsel wurde laut. Nach einer Weile kam der Offizier zurück und meldete: »Sie sind gekommen, um den Leichnam ihres Königs zu holen.«
    Wieder umspielte das höhnische Grinsen die Lippen des Herrschers. Mit einer Handbewegung hieß er seine Leibwächter zur Seite treten. »Lasst sie vor. Aber sorgt dafür, dass der Geruch ihrer verdammten Bärenfelle die Pferde nicht verrückt macht!«
    Susanoo hatte sich nicht gerührt. Er saß mit untergeschlagenen Beinen auf der anderen Seite des Feuers. Das Sternenschwert lag auf seinen Knien. Ich suchte seinen Blick, doch seine Augen waren auf die drei Gestalten gerichtet, die langsam aus dem Halbdunkel traten.
    Trotz der schwarzen Bärenfelle, die sie von Kopf bis Fuß einhüllten, waren ihre Bewegungen geschmeidig und leicht. In ihrer Haltung lag weder Herausforderung noch Furcht. Vor der Feuerstelle blieben sie stehen und ließen die Bärenköpfe auf die Schultern gleiten. Zwei der Männer waren klein und gedrungen. Ihre Augen schimmerten wie schwarze Perlen über den struppigen Bärten, die mit dem dichten Haar ein krauses Gewirr bildeten. Ihre erstaunlich buschigen, abstehenden Brauen erinnerten an Insektenfühler. Der dritte Mann war hochgewachsen und jung. Ein zinnoberrotes Stirnband hielt seine pechschwarzen Flechten zurück. Sein Gesicht war eines der schönsten, das ich je bei irgendeinem Menschen gesehen hatte: ein schmales Gesicht mit einer hohen Stirn, einem eindrucksvollen Mund und weit auseinanderstehenden Augen. Ein lockiger Bart fiel über sein fein gemeißeltes, gerades Kinn.
    Die Ankömmlinge verneigten sich nicht: Es war nicht Sitte bei den Ainu. Sie begnügten sich damit, die geballte rechte Hand kurz an die Stirn, dann an die Brust zu heben.
    Der jüngere Mann trat einen Schritt vor und begann zu sprechen. Die leise, vibrierende Stimme erweckte eine Erinnerung in mir, die sich gleich darauf durch seine Worte bestätigte. »Mein Name ist Karas. Ich bin Azamaros Sohn.«
    Iris Blick war ebenso herausfordernd wie seine Frage. »Wirst du jetzt seine Nachfolge antreten?«
    Â»Dazu bin ich nicht berufen«, erwiderte schlicht der junge Mann.
    Iri lächelte ironisch. »Und wer wird das Volk der Aiu-Utari anführen, jetzt wo sein Herrscher den Tod gefunden hat?« Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Die beiden älteren Männer starrten ihm unbewegt ins Gesicht: Offensichtlich verstanden sie den Wortwechsel nicht. Doch ich sah, wie Karas Iris Hohn mit einem langen, kühlen Blick beantwortete. Er sagte nur ein einziges Wort, einen Namen: »Kubichi.«
    Mein Atem stockte. Mir war, als ob die Geister der Nacht mich mit ihren Schwingen streiften, und ich fröstelte.
    Â»Und wer ist Kubichi?«, fragte der König.
    Â»Kubichi führt die heiligen Bären.«
    Iri runzelte ungeduldig die Brauen. »Ihr wollt also weiterkämpfen?«
    Â»Wir werden weiterkämpfen.« Die sanfte Stimme hatte etwas Drohendes an sich. »Ich, Karas, sage Euch, dass die Sisamu (›die Menschen aus dem Westen‹ - so wurden wir genannt) nicht durch das Land der Aiu-Utari reiten werden. Ich, Karas, sage Euch, wenn die Sisamu jetzt umkehren, sollen sie in Frieden ziehen. Doch wenn sie tiefer in unsere Wälder eindringen, werden die heiligen Bären sie vernichten.«
    Iri erwiderte verächtlich: »Wie könnte uns deine Drohung beeindrucken? Hat das Bärenfell denn euren Herrscher geschützt, als er gegen das Sternenschwert kämpfte?« Er wies auf Susanoo, der seine unergründlichen Augen über das Feuer

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