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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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an seinem durchtrainierten Körper gut sitzen müssen, aber sie stand ihm niemals so recht. Die dunklen Anzüge waren zu dunkel, die anderen wiederum zu schrill. Jetzt trug er eine Art Tweedjacke aus synthetischem Material, eine schwarze Hose und braune Schuhe. Er war sehr aufgeregt und drückte immer wieder auf den Knopf seines Kugelschreibers. Klick-klack, klick-klack.
    »Otto B. Halvorsen verstarb nach kurzer Krankheit«, fuhr die Ministerialrätin fort und blickte Storstein über ihre Brillengläser hinweg gereizt an. »Deshalb konnten wenigstens einige Vorbereitungen getroffen werden. Diese Vorbereitungen waren vermutlich eine große Hilfe, als Peder Kolstad im März 1932 plötzlich an einer Thrombose starb. Danach hielt man sich an das Beispiel Halvorsen. Nun gut. Jedenfalls wird der Außenminister zum vorläufigen Ministerpräsidenten, bis die Regierung zurücktritt. Das kann in dem Moment geschehen, in dem die neue Regierung feststeht. Bis es soweit ist, arbeitet die bisherige Regierung provisorisch weiter.«
    Sie spitzte für einen Moment den Mund und sah dabei aus wie eine bebrillte Maus.
    »Ich habe eine Übersicht zusammengestellt, aus der hervorgeht, was man als ›laufende Angelegenheiten‹ betrachten könnte. Vor allem geht es dabei um Entscheidungen, die die nächste Regierung nicht auf ein bestimmtes Verhalten festlegen. Die Ernennung von Richtern zum Beispiel ist im Moment nicht möglich. Aber das steht alles in den Unterlagen. Und falls es Fragen gibt, stehen wir rund um die Uhr zur Verfügung.«
    Die Ministerialrätin klopfte auf ihre Papiere und bedachte den Außenminister mit einem strengen Lächeln.
    »Danke«, murmelte der und hustete.
    Er spürte, daß sich eine Erkältung ankündigte.
    »Ich habe mit der Parlamentspräsidentin gesprochen. Heute um zwölf findet eine außerordentliche Parlamentssitzung statt. Ich nehme an, daß die neue Regierung im Laufe der nächsten Woche ernannt wird. Aber wir warten bis nach der Beisetzung.«
    Stille trat ein. Tiefe Stille. Der Landwirtschaftsminister faßte unwillkürlich in seine Brusttasche, ließ die Schnupftabakdose aber stecken. Der Wirtschaftsminister fuhr sich durch seine lockigen Haare, die ausnahmsweise einmal nicht perfekt lagen. Tryggve Storstein brach das Schweigen. »Morgen tritt der Parteivorstand zu einer Sondersitzung zusammen«, sagte er leise. »Bis auf weiteres übernehme ich den Parteivorsitz. Ich werde euch dann umgehend über alles informieren, was in den nächsten Tagen in der Partei geschehen wird.«
    Gesundheitsministerin Ruth-Dorthe Nordgarden schob sich die blonden Haare hinters Ohr und schaute zum Finanzminister hinüber. Wie Tryggve Storstein war auch sie stellvertretende Parteivorsitzende.
    »Eins müssen wir uns klar vor Augen halten«, fügte Tryggve Storstein hinzu und machte sich an seinen Papieren zu schaffen. »In Anbetracht der derzeitigen parlamentarischen Situation und der Regierungsgeilheit, die die Parteien der Mitte im letzten halben Jahr an den Tag gelegt haben … können wir uns nicht einmal darauf verlassen, daß dieses Land in einer Woche noch eine sozialdemokratische Regierung haben wird. Jetzt haben sie die Chance, wenn sie sie ergreifen wollen. Die Zentrumskoalition.«
    Daran hatten die anderen noch gar nicht gedacht. Sie tauschten bestürzte Blicke aus.
    »Kommt gar nicht in die Tüte«, murmelte die Familienministerin, die trotz ihres jungen Alters ein altgedientes Regierungsmitglied war. »Ich fall tot um, wenn die das jetzt ausnutzen. Die warten bis zum Herbst.«
    Dann schlug sie plötzlich die Hand vor den Mund.
    Es war wirklich nicht der richtige Tag, um vom Totumfallen zu sprechen.
    8.00, Hauptwache Oslo
    »Hier gibt’s wirklich verdammt viele Köche«, murmelte Billy T. »Das kann ja nicht gutgehen.«
    Die Frau neben ihm nickte kurz. Im Konferenzraum im dritten Stock der Hauptwache drängten sich mindestens fünfzig Menschen. Die Männer des Polizeilichen Überwachungsdienstes waren leicht zu erkennen, sie saßen nebeneinander und sahen aus, als hüteten sie ein über die Maßen großes Geheimnis. Außerdem waren die meisten von ihnen ausgeruht, im Gegensatz zu den Polizeibeamten, von denen viele seit fast vierundzwanzig Stunden im Einsatz waren. Ein leichter Schweißgeruch lag über dem Saal.
    »Der Polizeiliche Überwachungsdienst«, murrte Billy T. »Das muß doch zum Chaos führen. Die Jungs werden die schlimmsten Schreckensbilder heraufbeschwören. Terror, Grauen und Drohungen aus dem

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