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Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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erledigt. In einem Laden. Bei einem Handballspiel. Oder so.«
    »Vor einem Kino«, sagte Billy T. leise.
    »Genau. Der Mord an Olof Palme war eine viel größere Herausforderung für die Polizei, weil wirklich jeder der Täter hätte sein können. Was Birgitte Volter angeht, so haben wir einen ganz anderen Ausgangspunkt.«
    Die beiden starrten einander an und hoben plötzlich wie auf ein unsichtbares Signal hin ihre Kaffeetassen.
    »Niemand kann diesen Mord begangen haben«, sagte Håkon Sand.
    »Dann müssen wir feststellen, wer dieser Niemand ist«, folgerte Billy T. »Gehen wir?«
    Was nicht so leicht war, der Zweijährige klammerte sich an Billy T.s linkes Bein und wollte es um nichts in der Welt wieder loslassen.
    »Mit Billit baden! Mit Billit baden!«
    Er brülle noch immer aus voller Kehle, als die beiden Polizisten vor dem weißen, gemütlichen Haus im Holmenvei 12 in ihr Auto stiegen, verstummte dann aber plötzlich, als der Auspuff laut knallte, während der Volvo über die Auffahrt ruckelte.
    »Tschüs Billit und Papa.« Er winkte und steckte dann den Daumen in den Mund.
    11.25, Hauptwache Oslo
    Das Summen im Polizeigebäude am Grønlandsleir 44 war leise und konstant, ein Bienenstock in systematischer, zielstrebiger Arbeit. Das Haus schien ein Eigenleben zu haben. Der schmutziggraue lange Block mit den sieben offiziellen Stockwerken und dem flügellahmen, im zweistöckigen Oberbau versteckten Überwachungsdienst war es gewohnt, sechzehnhundert Menschen zu beherbergen, von denen sich jeder um seine eigenen Aufgaben kümmerte, im Kampf gegen eine Kriminalität, die vor ihnen herlief und ihnen eine lange Nase drehte. Eine zaghafte Aprilsonne stand am Himmel über dem Ekebergås. Das Osloer Polizeigebäude dagegen schien zu neuen Kräften erwacht zu sein. Es schien zu wachsen, in die Länge und in die Höhe; energisch funkelten die Fenster, die sonst wie matte, halbgeschlossene Augen in eine Welt schauten, über die die Polizei lieber nichts wissen wollte. Markisen waren hochgezogen, Fenster auf Kipp gestellt, und die Menschen im Haus strebten alle in dieselbe Richtung.
    »Das muß man dem Polizeipräsidenten lassen«, sagte Billy T. »Er hat die Kiste ziemlich effektiv organisiert.«
    Insgesamt einhundertzweiundvierzig Polizisten waren mit den Ermittlungen im Mordfall Birgitte Volter befaßt; dazu kam eine unbekannte Anzahl von Leuten vom Polizeilichen Überwachungsdienst. Sechzehn Untergruppen in wechselnder Größe waren am Werk, die kleinste, die aus nur drei Personen bestand, sollte die Zusammenarbeit mit dem Überwachungsdienst koordinieren; die größte Gruppe, die die Turnhalle im sechsten Stock übernommen hatte, bestand aus insgesamt zweiunddreißig Mitgliedern. Sie waren vor allem für die Koordination der taktischen Ermittlungen zuständig. Der polizeieigene Nachrichtendienst wertete Quellen aus, sortierte Informationen und versuchte, ein Bild von den jüngsten Strömungen in Oslos Unterwelt zu zeichnen. Billy T. war zusammen mit vier Kolleginnen und Kollegen beauftragt worden, sich einen Überblick über Birgitte Volters Leben und Taten zu verschaffen, eine Aufgabe, die er viel spannender fand als die ermüdenden Verhöre, an denen er am Tag nach dem Mord beteiligt gewesen war. Tone-Marit Steen gehörte nicht zu seiner Gruppe.
    »Warum um Himmels willen soll ich den denn noch mal verhören? Das hast du doch schon ziemlich gründlich erledigt, oder nicht?«
    Billy T. war genervt.
    »Ich möchte aber, daß du noch mal mit ihm redest«, sagte Tone-Marit leise und reichte Billy T. eine dünne grüne Mappe.
    »Hör mal«, sagte Billy T. und schob ihr die Mappe wieder zu. »Ihr seid für sowas zuständig. Dieser Wächter kann unmöglich etwas Wichtiges über Birgitte Volters Privatleben zu erzählen haben.«
    »Nein. Aber ehrlich gesagt, Billy, kannst du das nicht als Kompliment auffassen? Ich glaube, der Mann lügt, und du bist einer von unseren besten Leuten. Bitte.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen …«
    Er knallte die Faust auf den Tisch.
    »Wie oft hab ich dir schon gesagt, daß ich Billy T. heiße! Nicht einfach nur Billy. Aber das lernst du wohl nie!«
    Tone-Marit nickte heftig und mit demonstrativem Bedauern.
    »T. Billy T. Und wofür steht das T denn eigentlich?«
    »Das kann dir doch scheißegal sein«, murmelte er und machte das Fenster ein wenig weiter auf.
    Tone-Marit Steens Gesicht war kugelrund und so niedlich, daß sie wie eine Zwanzigjährige aussah, doch es trennten

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