Im Zeichen des Löwen: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
des Wochenendes gewachsen zu sein.
»Also. Ziehen wir fürs erste einen Strich unter die Angelegenheit. Ich werde bei der nächsten Pressekonferenz …«
Er schaute zum Pressesprecher hinüber und korrigierte sich.
»… beim nächsten Pressebriefing, meine ich, klarstellen, daß Benjamin Grinde uns als Zeuge behilflich gewesen ist. Dann werden wir sehen, wie groß das Feuer eigentlich ist und ob wir es noch löschen können. Und jetzt hat der Polizeirat das Wort.«
Der Polizeirat fuhr zusammen, er schien bei der Maßregelung des Polizeipräsidenten nicht zugehört zu haben, er fühlte sich davon wohl nicht betroffen.
»Wir halten eine kurze Zusammenfassung für angebracht«, sagte er und legte eine Folie auf den Overheadprojektor.
»Wer nichts zu sagen hat, sagt’s mit dem Overhead«, murmelte Billy T., der wieder ganz hinten neben Tone-Marit saß.
Sie achtete nicht auf ihn.
»Wie ihr wißt, wird an sämtlichen Fronten eifrig gearbeitet. Vor allem müssen wir das Wie und das Warum herausfinden. Was letzteres angeht, so erscheint es uns angebracht, die möglichen Motive in drei Hauptkategorien einzuteilen.«
Er drehte sich um und zeigte auf die Leinwand, ohne sich zu erheben.
»Erstens, das persönliche Motiv. Zweitens, das internationale Motiv. Drittens, das Extremistenmotiv. In beliebiger Reihenfolge.«
»Es ist immer extremistisch, eine Ministerpräsidentin umzubringen, egal, aus welchem Grund«, sagte Tone-Marit leise, und Billy T. blickte sie überrascht an.
»Jetzt sei ein braves Mädchen, und halt die Klappe«, sagte er mit einem Grinsen.
»Und wir haben beschlossen, uns zurückzuhalten, was die Verhöre der engsten Familienmitglieder angeht, zumindest bis zur Beisetzung, die am Freitag stattfindet. Und schon haben wir ein weiteres Problem.«
Er machte dem Leiter der Terrorpolizei oder der Bereitschaftstruppe, wie es auf der Folie etwas beschönigend hieß, ein Handzeichen. Der untersetzte Mann erhob sich steif.
»Die Beisetzung wird unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Wir verschaffen uns gerade einen Überblick über Risikogruppen, das heißt, internationale Terroristen, ausländische Agenten, nationale Extremisten von rechts und links …«
Er lächelte den Überwachungschef an, doch der lächelte nicht zurück. Offenbar leicht vergrätzt, fuhr er fort:
»Und natürlich psychisch verwirrte Personen. Aus Erfahrung wissen wir, daß Verrückte sich von solchen Ereignissen angezogen fühlen. Außerdem behalten wir natürlich auch unsere Bekannten aus der normalen Kriminellenszene im Auge und beobachten andere, bei denen wir eine Verbindung zu diesem Fall für möglich halten. Es wird morgen zu diesem Thema noch eine gesonderte Besprechung geben.«
Er setzte sich und starrte den Überwachungschef beifallheischend an, doch der verweigerte sich noch immer.
Der Polizeirat meldete sich nun wieder zu Wort.
»Im Moment werden alle Verhöre mit den Angestellten aus dem Regierungsgebäude in den Computer eingegeben. Wir versuchen, festzustellen, wer sich möglicherweise unberechtigten Zutritt zum Büro der Ministerpräsidentin verschafft hat. Deshalb ist es sehr wichtig, alle Verhöre auf Diskette abzuliefern …«
»Wenn wir bessere Geräte hätten, ließe sich das alles mit einem Tastendruck erledigen«, seufzte Billy T. und stand auf.
»Gehst du schon?« flüsterte Tone-Marit.
»Ich hab Besseres zu tun«, sagte Billy T.
Irgend etwas machte ihm zu schaffen, er wußte nur nicht, was. Vielleicht eine Information, die er irgendwo auf der Festplatte in seinem Kopf verlegt hatte.
»Overflow«, murmelte er vor sich hin, als er sich aus dem Raum schlich. »Ich glaube, mit noch mehr Infos kann ich nicht mehr fertig werden.«
14.47, Redaktion der Abendzeitung
Liten Lettviks Knie tat nicht mehr weh. Außerdem lag ein alkoholfreies Wochenende hinter ihr, und ihr Körper schien auf diese unerwartete schonende Behandlung mit einem Haß auf Zigarillos zu reagieren; sie hatte schon seit fünf Stunden nicht mehr geraucht. Liten Lettvik fühlte sich ungeheuer wohl.
Die Polizei hatte nichts dementiert. Auf der Pressekonferenz vor einer knappen Stunde hatten sie sich zwar ziemlich gewunden, aber die Sache mit dem Haftbefehl war nicht dementiert worden. Liten Lettvik bedachte Konrad Storskog mit einem warmen Gedanken und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, ihn in Zukunft wirklich in Ruhe zu lassen.
Natürlich hatte nur die AZ diese Meldung gebracht. Aus einer gewissen
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