Im Zeichen des Schicksals
des Geldes. Entweder nahm der Pizzabäcker zur Zubereitung der Tomatensoße nur ein Minimum der benötigten Zutaten oder er verwendete minderwertiges Zeug. Die gleiche Regel galt für den Käse. In der Bäckerei nahmen wir immer gute Tomaten und guten Käse, dank Giovanni, einem Cousin dritten Grades von Tony, der billige, aber qualitativ hochwertige Zutaten aus Italien importierte und sie uns zu Großhandelspreisen überließ. Aber die meisten Pizzerien hatten dieses Glück nicht.
»Dann hast du also keinen Appetit?«, hakte ich nach und war mir dabei jedoch im Klaren, dass er völlig ausgehungert sein musste. Er war nach dem Training immer ausgehungert.
»Ich denke, ich könnte etwas vertragen. Ich geh mich nur rasch umziehen.« Mit einem letzten Lächeln eilte er zur Tür hinaus.
Ich drehte mich wieder zum Schreibtisch um und öffnete die oberste Schublade, wo ich ein kleines Schneidmesser aus der Küche verstaut hatte. Während draußen der Mond rasch am Himmel emporstieg, kamen unter den im Wind wiegenden Ästen dunkle Schatten hervorgekrochen. In wenigen Tagen war Vollmond. Der Tag, an dem laut Roberts Buch alle Energien am stärksten waren und die Dschinn gern zu schlemmen pflegten. Und wenn Robert Beaumont tatsächlich von den Dschinn besessen war, die ihn so sehr faszinierten, dann musste ich für ihn bereit sein.
Mit dem Messer in der Hand begab ich mich zu meiner offenen Zimmertür und lauschte hinaus. Josh hatte unten den Fernseher angelassen, aber als er jetzt die Dusche aufdrehte, konnte ich das Wasser brausen hören. Der ideale Moment. Schnell eilte ich die Treppe hinunter und den Flur entlang. Es wäre besser gewesen, Robert die Falle in seinem Schlafzimmer oder im Arbeitszimmer zu stellen, aber beide Räume waren abgeschlossen, also musste ich mit dem vorliebnehmen, was momentan möglich war. Vor der Haustür bückte ich mich, schnitt mir in die linke Handinnenfläche und zuckte zusammen. Kleine Blutstropfen traten heraus. Dann hob ich die mit einem Monogramm versehene Matte und malte das Siegel des Salomo auf den kalten Untergrund.
Wenn es ein Dschinn an die Haustür schaffte, würde er nicht weit kommen.
Der Wagen
»Sag es nicht«, warnte Melissa und lehnte sich an das Schließfach neben meinem. Ich blickte sie an und musste einen lautstarken Heiterkeitsausbruch unterdrücken. In ihr Haar waren alle möglichen Streifen und Bänder eingeflochten, und alles lief zu einem großen Zopf zusammen, der ihr über die Schultern herabhing.
»Es ist hübsch«, sagte ich und meinte es auch so. Penelope hatte heute Morgen für ihre Schwester offensichtlich einen Look nach dem Motto »nett und unschuldig« anvisiert. Zu schade, dass Melissas Miene eher in Richtung »gequält und wütend« ging.
»Du sollst es doch nicht sagen!«, schimpfte sie mit finster funkelnden Augen. In diesem Moment begannen die Glocken des alten Kirchturms zu läuten, und Melissa warf die Hände in die Höhe. »Natürlich muss sie mir das auch noch an einem Tag antun, an dem wir eine Schulversammlung haben! Keinem Einzigen in der Schule wird meine Schmach entgehen.«
»Du würdest mir ja leidtun, aber irgendwie verdienst du es auch, weil du Josh von dem Telefonanruf erzählt hast«, merkte ich trocken an.
Sie war sofort ganz zerknirscht. »Ach komm, Celine! Weißt du, wie lange er mir im Restaurant auf Schritt und Tritt gefolgt ist? Er ist mir immerzu von Tisch zu Tisch nachgegangen, und hätte er nicht die Schuluniform angehabt, hätten die Leute bestimmt bei ihm ihre Getränkebestellungen aufgegeben. Ungelogen! Er war gnadenlos! Außerdem war er ja lange genug mit dieser Hexe zusammen, also kann er sie zumindest mal an die Leine legen.«
»Melissa, mach mal ’ne Atempause!«, lachte ich und schob mir ein Pfefferminzbonbon in den Mund, um den Geschmack des Zaubertees von heute Morgen zu vertreiben. Ich wusste, wie halsstarrig Josh sein konnte, und so fiel es mir schwer, Melissa einen Vorwurf daraus zu machen, dass sie nachgegeben hatte.
»Ich sage nur die Wahrheit«, unterstrich Melissa und widmete sich dann wieder der Begutachtung ihres Haars. »Aber mal im Ernst, diese Bänder sind wirklich Strafe genug!«
Das Läuten der Glocken drang mir wieder ins Bewusstsein, und ich schob meine Schultasche ins Schließfach. »Zumindest hat sie Bänder ausgesucht, die zu deiner Schuluniform passen.«
»Das stimmt! Ich glaube, ich werde diese glorreiche Schande am besten mit dir teilen, meine liebste Celine.« Kaum hatte ich meine
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