Im Zeichen des Schicksals
Schließfachtür abgesperrt, da hakte sich Melissa auch schon bei mir unter.
Schüler, die den Gang entlangeilen. Ein Ninja-Turtles-Aufkleber auf einem blauen Schulheft. Das Geräusch von Kirchenglocken. »Celine?« Ein Junge mit einem orangefarbenen Rucksack, der sich die Schuhe bindet. Ein händchenhaltendes Paar direkt vor den dunkelblauen Doppeltüren.
Ich zog meinen Arm von Melissa weg, und die Vision endete so abrupt, wie sie begonnen hatte. Warum passierte das? Schon wieder!
Ein kleiner Junge mit einem Ninja-Turtles-Aufkleber auf seinem Heft kam vorbei.
»Celine?« Melissa sah mich fragend an.
»Ja. Entschuldige, ich komme schon!« Ich presste die Hände fest an meinen Rock und folgte ihr, vorbei an einem orangefarbenen Rucksack und dem Paar an den Türen. Das Gelände zwischen dem Hauptgebäude und der Aula war gerammelt voll mit Schülern, und die meisten wirkten ganz froh darüber, dass wegen der Sonderversammlung heute die erste Stunde ausfiel. Bleib einfach ruhig, es war nur eine kurze Vision, nichts Besonderes.
»Hast du schon davon gehört, dass der Philosophielehrer die Schule verlassen hat? Sein Nachfolger ist bereits eingetroffen. Du hast doch Philosophie belegt, nicht?« Melissa plapperte munter drauflos, während wir auf die Aula zutrotteten.
Wir hatten gerade den Rasen erreicht, als ich bemerkte, wie sich ein Mädchen bei meinem Anblick bekreuzigte. Das konnte doch nicht wahr sein!
»Ja, ich bin in Philosophie, aber davon, dass unser Lehrer weggegangen ist, habe ich noch nichts gehört.« Vor uns bekreuzigten sich zwei weitere Mädchen. Eine von ihnen ließ beinahe sämtliche Bücher fallen, als sie versuchte, die Hand über ihre Brust zu bewegen.
»Es wird euch ein wenig zurückwerfen, aber das ist keine große Sache. Übrigens, hast du die Erdkundehausaufgaben schon gemacht?«
»Erdkunde?« Es fiel mir schwer, mich auf Melissas Gerede zu konzentrieren, da sich immer mehr Schüler in meine Richtung umdrehten und sich bekreuzigten. »Ähm, ja, das habe ich gestern Abend erledigt.«
Ich bemerkte, wie Melissa mit finster zusammengekniffenen Augen zu einer Gruppe von Jungen auf der anderen Seite des Rasens hinüberblickte. Wenn sie das mit dem ständigen Bekreuzigen bemerkte, würden bei ihr wahrscheinlich wieder alle Sicherungen durchbrennen, wie in der Mensa.
»Starren diese Idioten dort drüben mein Haar an?« Melissa runzelte die Stirn.
Die fraglichen Jungen starrten definitiv mich an.
»Komm schon, hör endlich auf, dich wegen deiner Haare verrückt zu machen!« Ich legte einen Zahn zu und hoffte, es zu unseren Sitzen zu schaffen, bevor Melissa bemerkte, dass etwas im Gange war.
»Ach ja, so wie du aufgehört hast, dich wegen deines Königinnenkostüms verrückt zu machen, was?« Melissa fixierte mich mit hochgezogenen Brauen.
Das war ja wohl kaum dasselbe! »Ich muss vor der ganzen Stadt eine Schärpe und eine Krone tragen!«
Sie grinste, als wir nun die gewölbten Torbogen erreichten. »Okay, du hast gewonnen.«
In der Aula war es kühler und viel dunkler als draußen. Blinzelnd versuchte ich, mich zu orientieren. Melissa ging vor mir her. Schritte und Hustengeräusche hallten in der Kuppel der ehemaligen Kirche wider. Ich folgte Melissa, hielt in der Menge nach Josh Ausschau und fand ihn in seiner gewohnten Reihe neben Nick und Matt. Sandra saß mit ihrer Truppe in der Nähe. Als sie meinen Blick bemerkte, zog sie die Stirn kraus, dann bekreuzigte sie sich lächelnd.
Sandra mochte nicht besessen sein, doch sie war durch und durch widerlich.
»Ah, Celine, wie nett, Ihnen wieder einmal über den Weg zu laufen.«
Die Härchen in meinem Nacken stellten sich unerwartet auf, als ich mich umdrehte und den Lehrer Jenkins links von mir den Gang hinuntergehen sah.
»Guten Tag, Herr Professor.«
Professor Jenkins sah mich an und strahlte über das ganze Gesicht. »Sie haben sich die Haare schneiden lassen. Das steht Ihnen.«
Der kleine Junge hinter ihm wandte den Blick ab, als ich in seine Richtung schaute, und sein Freund tat das Gleiche. Sie konnten doch nicht im Ernst glauben, dass ich eine Satanistin war, oder?
»Vielen Dank«, brachte ich heraus und wünschte mir, die Menge vor mir würde sich schneller bewegen. Aber die gesamte Schülerschaft versuchte, sich gleichzeitig in den Saal zu zwängen, und so bestand kaum eine Aussicht auf schnelleres Vorwärtskommen. Melissa war schon einige Schritte weiter und redete mit – wer war das? David?
»Ich habe gehört, dass Sie
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