Im Zeichen des Schicksals
setzen?«
»Wollt ihr das wirklich?« Um uns herum wurde es hörbar stiller. Die ganze Mensa sah zu, wie Josh neben mir Platz nahm.
Melissa rutschte ein Stück, damit Nick sich setzen konnte, dann warf sie einen schnellen Blick in Matts Richtung und beugte sich vor. »Was dagegen, mir zu erklären, was hier vorgeht?«
»Ist das nicht offensichtlich? Wir beehren euch mit unserer Anwesenheit«, lachte Nick.
»Josh, jetzt sag mal ehrlich, was soll das?« Ich flüsterte fast, war ich mir doch all der lauschenden Ohren ringsum bewusst.
Lächelnd blickte er den Umsitzenden an den Nebentischen in die Augen. »Wir wollen nur ein paar Dinge klarstellen.«
Sie wollten also öffentlich ihre Unterstützung demonstrieren.
Ich wusste, dass mir das eigentlich ganz gleich sein sollte, aber es war einfach … schön.
»Sandra wirkt nicht allzu glücklich«, bemerkte Melissa, die nun schon wieder etwas munterer klang als noch vor einigen Sekunden.
»Dieses Mädchen ist niemals glücklich«, schnaubte Nick und machte sich über seine Spaghetti her. Alle drei Jungen hatten einen Berg von Spaghetti auf ihren Tellern, was ein wenig seltsam war. Joshs Mittagessen bestand für gewöhnlich aus Salat oder Gemüse mit irgendeinem Fleischgericht.
»Gibt es heute irgendwelche besonderen Nudeln?«, fragte ich.
»Am Tag vor einem Spiel versorgen sie sich immer mit reichlich Kohlehydraten«, sagte Melissa beiläufig. Alle vier schauten wir sie überrascht an, was sie erröten ließ. »Was? Ich … mein Freund ist auch Sportler.«
Freund? Wovon redete sie da?
»Mir war gar nicht bewusst, dass du einen Lebensabschnittspartner hast, Appleton. Wer ist denn der Glückliche?«, fragte Josh, während er Spaghetti auf seine Gabel drehte.
»Wer er ist? Du dürftest ihn nicht kennen …« Mir fiel auf, dass Matt die stammelnde Melissa neugierig anblickte. Ihr Blick streifte ihre Schulbücher, und dann platzte sie heraus: »Er heißt Marcus.«
Eines ihrer Mathebücher auf dem Tisch war Eine mathematische Mystery-Tour durch unser Leben von Marcus du Sautoy. Anfängerfehler! Wenn sie den Titel sehen konnte, konnten andere das auch.
»Marcus? Ich kenne einen Marcus Taylor im Läuferteam, meinst du den?«, wollte Nick wissen.
In Sorge, dass sie als Nächstes »du Sautoy« sagen würde, sprang ich ihr bei: »Marcus studiert Teilchenphysik an der Boston University. Oder war es sein Freund, der Teilchenphysik studiert – und er ist der mit der Atomphysik?«
Für einen Moment sah Melissa mich an, als seien mir zwei Köpfe gewachsen, dann lächelte sie angespannt. »Nein, stimmt schon.«
»Teilchenphysik? Dann muss er aber fürchterlich schlau sein.« Josh lächelte.
»Fürchterlich schlau, aber auch verdammt langweilig!«, mischte sich Nick ein. »Bist du dir sicher, dass ein langweiliger Intelligenzbolzen das Richtige für dich ist, Appleton?«
»Ich bin selbst ein langweiliger Intelligenzbolzen«, gab Melissa trocken zurück.
Nick schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Du hast gestern Abend auf der Party die Tanzfläche zum Kochen gebracht. Außerdem habe ich gesehen, wie du in genau dieser Mensa auf Sandra Witherspoon losgegangen bist. Du magst also ein Intelligenzbolzen sein, aber langweilig bist du nicht. Du solltest mit jemand Spannenderem zusammen sein.«
»Spannend?« Ich konnte an Melissas Tonfall hören, dass sie allmählich in Rage geriet, und so versuchte ich dazwischenzugehen.
»Marcus ist nicht langweilig, eigentlich ist er sogar …«
»Spannend, wie wer?«, knurrte Melissa, ohne mich ausreden zu lassen. »So spannend wie du? Wie ein Typ, der mit mir seinen Spaß haben will und dann verschwindet, wenn ich nicht mehr spannend genug bin?«
»Nein, du solltest auf jeden Fall bei deinem Teilchenphysiker bleiben.« Matt, der die ganze Zeit still gewesen war, mischte sich plötzlich ins Gespräch, und er klang wütend. »Denn du scheinst mir die Art Mädchen zu sein, die einen Jungen verlässt, bloß weil er die letzten zehn Abel-Preisträger nicht kennt.«
»Quatsch mit Soße! Nie würde ich so etwas tun. Im Gegensatz zu so manch anderem Menschen weiß ich, was Treue ist.«
Matt biss die Zähne zusammen und stand unvermittelt auf. »Dann mal bis später, Leute.«
Wir sahen ihm nach, wie er durch die Mensatür ging, dann wandten wir uns wieder Melissa zu, die ungerührt in ihrem Mathebuch blätterte.
»Was sollte das denn?«, fragte Josh verwirrt. Eine gute Frage.
Melissa blätterte einfach weiter in ihrem Buch und würdigte
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