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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Zeit nicht verlassen hat, seit wir dich hergebracht haben, obwohl sie uns bis jetzt nicht erlaubt haben, dich zu besuchen. Ich hab schon geglaubt, ich müsste mich mit ihm in die Haare kriegen, als sie gesagt haben, dass wir dich nur einer nach dem anderen besuchen dürften. Aber dann meinte er, ich dürfe zuerst reingehen, da er noch irgendwelchen Papierkram für dich zu erledigen habe. Ich weiß, eigentlich sollte ich das machen, aber ich habe keine Ahnung, ob ich genügend Geld auf dem Konto habe. Obwohl ich meine Eltern angerufen und ihnen erzählt habe, dass es meine Schuld war …«
    »Bitte, es ist nicht deine Schuld! Es war nur ein Unfall, und außerdem geht es mir prima«, sagte ich – nicht nur, um sie zu beruhigen, sondern auch, damit sie mit dem ständigen Gequatsche aufhörte.
    Ich hatte wieder Kopfschmerzen, und ihr unablässiges Trompeten machte sie nicht besser. Außerdem musste ich noch immer dringend einen Weg aus dem Krankenhaus finden, bevor sie die Fürsorge rufen konnten.
    Die Krakellinie auf dem kleinen schwarzen Monitor, die meinen Herzschlag aufzeichnete, machte einen kleinen Hopser, was Melissa nicht entging. Mit großen braunen Rehaugen beugte sie sich vor und legte ihre Hand auf meine.
    »Du brauchst nicht so zu tun, als sei alles in Ordnung bei dir. Ich weiß von der Sache mit deinem Gedächtnis, Celine. Und ich möchte dich einfach wissen lassen, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um dir beim Wiedererinnern zu helfen, wenn du nichts dagegen hast.«
    Ich weiß nicht, was stärkeres Unbehagen in mir weckte: all das mir erwiesene Mitgefühl oder die Tatsache, dass sie meine Hand berührte. Seit mich eine Sozialarbeiterin namens Lena zum Haus der Billingtons gebracht hatte, hatte niemand mehr meine Hand gehalten. Lenas Hände waren zart gewesen, bis auf die seitlichen Schwielen an Zeigefinger und Daumen, die vom allzu vielen Schreiben und Stifthalten herrührten. Auch Melissas Finger waren zart und weich.
    Ich zog die Hand weg und war mir der schmalen Narben auf meinen Handinnenflächen bewusst – Folge der Schnittverletzungen beim Zeichnen des Salomo-Siegels. »Das ist wirklich nett von dir, aber ich bin mir sicher, dass bei mir bald wieder alles bestens sein wird.«
    »Das ist die richtige Einstellung!« Melissa lächelte. Dann wurde es still, und ich konnte sehen, dass sie nach einem neuen Thema suchte.
    »Ich hoffe, du verstehst das nicht falsch, aber ich bin ein bisschen müde.« Zwar hatte ich ein schlechtes Gefühl, weil ich mir nicht mehr Mühe gab, mit ihr zu sprechen, aber ich musste dafür sorgen, dass sie ging, damit ich mir einen Fluchtweg aus dem Krankenhaus überlegen konnte.
    »Klar«, sagte Melissa schnell. »Du brauchst Ruhe. Aber nur damit du’s weißt, ich bin direkt vor der Tür, wenn du etwas brauchst, okay?«
    Ihr zuliebe versuchte ich, mir ein Lächeln abzuringen, aber, Teufel auch, direkt vor der Tür? Sie winkte noch, bevor sie das Zimmer verließ.
    Meine Lage wurde von Minute zu Minute verfahrener. Ich musste hier raus, aber nicht ohne meinen Rucksack. Nicht ohne meine Karten. Wo waren sie?
    Das schnelle Piepen des Herzüberwachungsgeräts schien mühelos mit meinen hektischen Gedanken Schritt zu halten. Keine Panik, keine Angst – so die Regel des Herrschers . Ich schloss die Augen und wurde innerlich ganz leer. Ich musste ruhig und gefasst sein, um klar denken zu können. Je mehr die Besorgnis in den Hintergrund trat, desto stärker wurde der Schmerz in meiner Brust. Ich holte tief Luft und versuchte, ihm keine Beachtung zu schenken. Das quietschende Geräusch von Gummisohlen auf Krankenhausboden hallte durch die Flure, und dann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, saß er auf dem Stuhl neben meinem Bett.
    »Hey«, sagte er leise. Blinzelnd sah ich, wie er sich vorbeugte, nahm seine schräg stehenden Brauen wahr, das Meerblau seiner Augen und die fest zusammengepressten Lippen. Er war es ohne jeden Zweifel. Genauso hatte ich ihn in meiner Vision gesehen. Und obwohl ich nur wegen ihm nach East Wendell gekommen war, hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Also starrte ich nur.
    »Geht’s dir besser?« Er wirkte besorgt. Ich konnte sehen, wie sich sein Kiefermuskel verspannte. Seine Haut wirkte golden, nur wenige Farbabstufungen dunkler als die sonnengebleichten Strähnen, die in kunstvoller Unordnung über seine rechte Augenbraue fielen.
    Okay, das war immerhin schon mal gut. Ich meine, ich

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