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Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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vielleicht bildete ich mir das alles auch nur ein, und ich empfand es nur so, weil er bei unserer ersten Begegnung einen sehr bösartigen Kerl förmlich zu Brei gehauen hatte.
    »Celine Smith heißt du also. Ich habe mich schon gefragt, was du so anstellst, wenn du nicht gerade Dieben hinterherjagst.« Er musterte mich eingehend, den Kopf schräg gelegt. »Mein ursprünglicher Gedanke war: bestimmt eine Seiltänzerin.«
    Ich lächelte und versuchte mir vorzustellen, wie ich auf einem Seil stand. Er hatte so ziemlich das Allerletzte ausgesucht, was ich je gemacht hätte. »Ich habe Höhenangst, also bevorzuge ich bodenständigere Freizeitbeschäftigungen.«
    Ian schenkte mir ein schiefes Grinsen, dann schob er mir das Haar hinters Ohr. Ich erstarrte bei der Berührung und gab mir alle Mühe, nicht gleich auf ihn loszugehen. Menschen berührten einander nicht einfach so, nicht in meiner Welt.
    »Deine Wange sieht schon viel besser aus«, bemerkte er nach einem Moment des Schweigens.
    »Sie tut nicht mehr weh.« Mein Herz schlug rasend, und mir schnürte es die Luft zu. Verdammt, was sollte das?
    Er verzog die Lippen zu einem wissenden Lächeln.
    »Hier, bitte schön, Miss Smith.« Die Sekretärin kehrte an den Schreibtisch zurück und reichte mir ein Blatt Papier. »Ihren ersten Kurs haben Sie bei Mr. Peterson, im Nietzsche-Zimmer, erster Stock. Und Ihre Schließfachnummer ist die 164. Die Öffnungskombination finden Sie unten auf dem Blatt.«
    »Vielen Dank.« Ich nahm den Stundenplan an mich, nickte Ian noch schnell zu und ging, um mich auf die Suche nach meinem Schließfach zu machen. Er übte eine höchst seltsame Wirkung auf mich aus; es war ein unbehagliches und kompliziertes Gefühl, und meine innere Stimme schrie mir zu, dass ich mich von ihm fernhalten sollte.
    Es dauerte nicht lange, Schließfach Nummer 164 zu finden. Ein wenig komplizierter war es allerdings herauszubekommen, wie der Touchscreen des Schließsystems funktionierte. Die Kombination auf dem Blatt stellte sich als nur einmal verwendbar heraus. Nachdem ich die Zahlen eingetippt hatte, speicherte der kleine Touchscreen meinen Fingerabdruck und riet mir, das Blatt mit meiner Kombination zum Altpapier zu geben.
    Das war alles völlig surreal. In eine normale Schule zu gehen wäre schon seltsam genug gewesen – aber das hier? Ich gehörte nicht hierher, kein bisschen, und ich war froh, dass die ganze Geschichte nicht lange dauern würde. Es konnte wohl nicht so fürchterlich schwierig sein, den Dschinn zu finden. Ich brauchte lediglich Josh im Auge zu behalten, mir einen Überblick darüber zu verschaffen, mit wem er seine Zeit verbrachte, und die Betreffenden dann einen nach dem anderen zu überprüfen, bis ich den Missetäter gefunden hatte.
    Ich warf einen Blick auf meinen Stundenplan, nahm die Bücher für die nächsten drei Stunden heraus, stopfte meinen Rucksack ins Schließfach und zögerte, als ich an die Karten dachte. Ich wollte sie nicht zurücklassen. Sie waren der Anker, der mich mit meinem wahren Leben verband. Ich mischte schnell, wählte willkürlich eine Karte aus und steckte sie in mein Geschichtsbuch. Zumindest einen Freund wollte ich bei mir haben.
    Auch das Nietzsche-Zimmer war nicht schwer zu finden, und ich kam gerade rechtzeitig dort an. Die Schüler plauderten noch miteinander, und es war kein Lehrer in Sicht. Ich entdeckte einen freien Platz in einer der hinteren Reihen und ging mit gesenktem Kopf schnell darauf zu.
    Ich legte die Bücher auf den schmalen Tisch und versuchte, es mir auf dem dazugehörigen Stuhl bequem zu machen. So viel Geld, und trotzdem besaß die Schule die unbequemsten Sitzmöbel der Welt! Ich bückte mich und legte die Bücher für meine beiden nächsten Stunden unter den Sitz, als jemand sich räusperte.
    »Du hast gelogen.«
    Ich erstarrte. Es war Ians Stimme. Sein Vorwurf hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, aber das konnte er unmöglich wissen. Außer dass ich diesen Kampf gegen einen ziemlichen Koloss von Dieb verloren hatte, wusste er nicht das Geringste von mir. Ich zwang meine Gesichtszüge, einen Ausdruck beiläufiger Neugier anzunehmen, und richtete mich wieder auf. Er hatte auf dem Sitz neben mir Platz genommen und musterte mich eingehend. Niemand sonst im Kurs achtete im Geringsten auf uns.
    »Wovon redest du?«, fragte ich, dankbar, dass die seltsame Anspannung, die ich vorhin im Sekretariat verspürt hatte, verschwunden war.
    »Du hast gesagt, dass du normalerweise nicht unhöflich

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