Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Schicksals

Im Zeichen des Schicksals

Titel: Im Zeichen des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
Vom Netzwerk:
Schüler, die begonnen hatten, über seinen misslungenen Versuch, uns zu demütigen, zu kichern. »Sie kennen Ihren Marquez also. Kaum beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der Mann den Nobelpreis bekommen hat. Aber wie steht’s mit den russischen Autoren, hm? Wie wäre es mit Tolstois …«
    » Krieg und Frieden , Anna Karenina …«, schoss es aus Ian schon heraus, bevor Peterson auch nur seinen Satz beendet hatte.
    Ich unterdrückte ein Lachen und stimmte ein: » Die Kosaken , Auferstehung …«
    Wir zählten sämtliche Romane Tolstois auf, ehe Peterson seine Niederlage einräumen musste. Inzwischen lachte die ganze Klasse, und plötzlich schien der Tag eine Wendung zum Besseren genommen zu haben. Ich konnte nicht glauben, dass wir tatsächlich richtig Spaß hatten!
    »In Ordnung, genug, Sie beide setzen sich wieder hin. Wir haben Lernstoff durchzunehmen.«
    Ich nahm frohgemut meinen Platz wieder ein, bereit, mich für den Rest der Stunde sehr still zu verhalten. Sobald nun Mr. Peterson seinen eigentlichen Unterricht begann, erinnerte ich mich an die Karte, die ich ins Geschichtsbuch gesteckt hatte. Während Peterson über die Bewegung der Modernisten in der englischen Literatur dozierte, zog ich sie zwischen den ersten Seiten heraus und schaute sie mir an.
    Dunkel und stolz starrte Der Ritter der Schwerter zu mir herauf. Er war ungehobelt, arrogant, rechthaberisch … ganz wie der Typ, der an dem Pult neben mir saß.

Der Magier
    Die Mensa befand sich im neuesten Teil des Schulgebäudes; ein Anbau, der an einer langen Seite vom Boden bis zur Decke aus Fenstern bestand. Der riesige Raum umfasste etwa fünfzig Holztische, teils für zehn, teils für fünf Personen, und jeder Platz war fein säuberlich gedeckt. Die Schüler ließen sich an einer langen Theke ihre Tabletts füllen, brauchten sich aber um das Abräumen nicht zu kümmern. Dafür gab es Personal. Luxuriöser konnte eine Schulkantine nicht werden, ohne ein richtiges Restaurant zu sein.
    »Du liest also sehr viel«, sagte Josh, als wir an der Salattheke anstanden. Ich zuckte die Achseln und rückte einen Schritt vor, sobald die Schüler vor uns Platz machten. Es war mir peinlich, dass er bereits wusste, was in Petersons Kurs passiert war. Es schien, als hätten alle schon davon gehört.
    »Anzunehmen, ja«, antwortete ich und blieb zögernd vor dem Kopfsalat stehen. Die Jungen auf der anderen Seite der Salattheke lächelten mich an. Josh fing ihren Blick auf und zog die Augenbrauen hoch. Sie gingen schnell weiter. Was war nur los mit allen?
    »Warum starren die Leute mich an?«
    Josh lachte. »Sie werden gehört haben, dass du Peterson gedemütigt hast. Den hassen alle, also macht dich das zur Miss Allseits-Beliebt des Tages.«
    Miss Allseits-Beliebt!? Die Vorstellung war absolut entsetzlich.
    »Mir fällt ein, wir haben bei unseren Experimenten noch gar keine Salate und so weiter getestet«, sagte Josh und warf einen Blick auf meinen leeren Teller.
    »Ja, wir waren wohl viel zu sehr mit allem beschäftigt, was schlecht für mich ist«, versetzte ich.
    »Erdnussbutter ist nicht schlecht für dich. Wie dem auch sei, ich wähle mal den da.« Er griff nach einem der Salatschälchen, untersuchte die Salatgarnituren, die in mittelgroßen Schüsseln neben allerlei Flaschen mit verschiedenen Dressings bereitstanden, und versuchte zu erraten, was davon ich vielleicht mögen könnte: Mais, Kapern, Kidneybohnen, Gurkenscheiben, Tofu, hartgekochte Eier, Paprika, Peperoni, geriebenen Käse, geröstete Brotwürfel, getrocknete Tomaten, Cocktailtomaten, Thunfisch, gebratenes Hühnerfleisch. Es war die größte Salatbar, die ich je gesehen hatte, und selbst wenn ich nicht so getan hätte, als wüsste ich nicht, was mir schmeckt, hätte ich Probleme mit der Auswahl gehabt.
    »Das dürfte schwieriger werden, als ich gedacht hätte«, bemerkte Josh nach einem Moment des Nachdenkens. »Wir fangen wohl am besten mit dem Mädchenkram an.«
    »Mädchenkram?«, fragte ich und sah zu, wie er den Löffel der Schüssel mit den Gurkenscheiben hochhob.
    »Ja, du weißt schon, Salatgurken, Cocktailtomaten, Tofu … alles typischer Mädchenkram«, erklärte Josh und fuhr fort, meinen Salat anzurichten.
    Es war eine absolut lächerliche Behauptung, aber ich würde mir alle Einwände verkneifen. Nun ja, vielleicht nicht alle. Josh griff doch tatsächlich nach einer Essiggurke. Ich konnte Essiggurken nicht ausstehen.
    » Das ist kein Mädchenkram!«
    »Was? Aber sicher.« Josh hielt die

Weitere Kostenlose Bücher