Im Zeichen des Schicksals
war überraschend angenehm.
»Es ist lange her.« Er lächelte schwach, dann zuckte er die Achseln. »Nick erschien am Tag unseres Einzugs an der Tür. Er wollte, dass ich zum Spielen rauskam. Ich hab ihm gesagt, ich hätte kein Interesse, aber Nick war … nun ja, er war Nick. Absolut stur. Er war nicht zum Weggehen zu bewegen, bis ich mich bereiterklärt hatte rauszukommen. Noch am gleichen Tag hat er mich Matt vorgestellt, und am nächsten Morgen waren sie beide wieder da und hämmerten so lange an die Tür, bis ich eingewilligt habe mitzuspielen.«
»Sie waren für dich da.« Ich nickte und glaubte, jetzt besser zu verstehen, warum sie sich so nahestanden. Nick und Matt waren da gewesen, als Josh jemanden gebraucht hatte.
»Ich hab dir ja gesagt, sie sind echt in Ordnung.« Er nickte.
»Was ist denn hier los?« Sandras aufgesetzt fröhliche Stimme schrillte in meinen Ohren, und ich merkte plötzlich, dass Josh immer noch meine Hand hielt. Ich zog sie hastig zurück und versteckte die Hände unter dem Tisch.
»Wir haben gerade unser Abendessen beendet.« Josh schob seinen Teller zur Seite. Schwer zu sagen, was er dachte, aber die Anspannung am Tisch war förmlich mit Händen zu greifen.
»Gut, dann rutsch rüber«, sagte Sandra trocken. Josh machte ihr Platz, wirkte aber nicht übermäßig erfreut. »Also, warum hältst du mit Celine Händchen? Ist dir endlich eingefallen, wer deine Eltern sind, Celine? Sind sie Bauern, ist das der Grund, warum du jemanden brauchst, der dir Trost spendet?«
Das war wahrscheinlich kränkend gemeint, aber Sandras Worte weckten in mir nur den Wunsch zu lachen. Glaubte sie denn wirklich, es sei beleidigend, jemanden einen Bauern zu nennen?
»Sandra!« Ein warnender Unterton schwang in Joshs Stimme, aber seine Freundin schien das nicht zu bemerken. Sie holte nur einen kleinen Spiegel und einen Lippenstift aus ihrer Gucci-Tasche und frischte das leuchtende Rot auf ihren Lippen auf. Der Blick, den sie auf mich richtete, als sie fertig war, sprach Bände. Sie wollte, dass ich verschwand. Und auch wenn ich noch nicht nach Boston zurückkehren konnte, würde ich ihr doch erst mal aus dem Weg gehen. Ich wollte Josh nicht noch mehr Ärger bereiten, als ich es bereits getan hatte.
»Wenn ihr mich für einen Moment entschuldigt, ich muss mal.« Ich schob mich aus der Sitzecke und lächelte, Josh zuliebe.
»Ja, dann aber schnell.« Sandra verabschiedete mich mit diesem kleinen Wedeln der Fingerspitzen, das ich zunehmend verabscheute. Ich atmete tief durch, um meinen Ärger rauszulassen, und wandte mich von dem Paar ab. Ich hatte kein Recht, wütend zu sein. Das Ganze war meine Schuld. Ich war mit meinen Lügen und meinem Betrug in das Leben dieser Menschen eingedrungen. Ich beanspruchte Joshs ganze Zeit … Wahrscheinlich war es völlig normal, dass Sandra mich hasste. Sie wusste nicht, dass ich nur zu helfen versuchte. Und verdammt noch mal, ich versuchte wirklich zu helfen, obwohl ich bisher noch nicht viel erreicht hatte.
Als ich die dicht besetzte Tanzfläche sah, beschloss ich, den längeren Weg – außen an der Theke herum – zur Toilette zu nehmen. Der Kummer darüber, dass ich die Vision falsch interpretiert hatte, nagte wieder einmal an mir. Was, wenn ich das, was ich in Boston gesehen hatte, genauso falsch gedeutet hatte wie die Vision mit dem Dieb? Ich hatte in meiner Vision nicht wirklich gesehen, dass ein Dschinn Josh angriff. Ich hatte, als mir die Vision kam, einfach nur angenommen, dass es darum ging … was, wenn sie etwas vollkommen anderes bedeutete? Natürlich würde ich gar nicht wissen, wo ich überhaupt anfangen sollte, wenn ich mich in irgendeiner Weise auf diesen Gedanken einließ. Ich hatte keine Möglichkeit herauszufinden, in welcher Art von Gefahr Josh vielleicht schwebte. Und der Gedanke, ihn nicht davor retten zu können … war entsetzlich.
Warum war mir die Sache so wichtig? Klar, er war ein wirklich netter Kerl, witzig und lieb. Und er behandelte mich besser, als irgendwer sonst zuvor … War es etwa das? War das der Grund, warum mir die Sache diesmal so anders erschien? Es ging nicht mehr nur darum, den Vorgaben der Vision zu folgen. In nur einer Woche war für mich der Schutz von Josh irgendwie zu einer persönlichen Angelegenheit geworden, und ich wusste, dass ich es mir niemals verzeihen würde, wenn ihm etwas zustieß.
Derart in Gedanken verloren bemerkte ich nicht, dass jemand vor mir stand, bis ich gegen eine harte Brust lief.
»Immer
Weitere Kostenlose Bücher