Im Zeichen des Schicksals
sein Ernst sein!
»Josh, du machst wohl Witze, oder?«, hakte ich nach, als wir draußen waren. Er ging zum Jeep und öffnete mir die Beifahrertür.
Um nichts in der Welt würde ich bei Fred’s einfach so verschwinden. Melissa arbeitete hier, verdammt noch mal! »Ich geh wieder rein und zahle.«
»Celine!«, rief Josh mit einem Lachen. »Kein Grund, dich aufzuregen. Ich kann hier anschreiben. Die setzen es auf die Rechnung.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, fragte ich und kam mir wie eine Idiotin vor. In welcher Welt würde Josh Beaumont abhauen, ohne zu zahlen?
»Entschuldigung, aber es ist irgendwie goldig, wenn du dich aufregst.«
»Und ich hab gedacht, du wärst ein netter Kerl!« Grummelnd nahm ich auf dem Beifahrersitz Platz. Josh ging einmal außen herum und stieg zur anderen Seite ein. In dem Moment, da er die Tür schloss, erfüllte sein Duft den Wagen.
»Ich bin ein netter Kerl.» Er startete den Wagen und fuhr auf die dunkle Straße hinaus. »Du wirst schon sehen, wie nett ich bin, wenn ich dir heute Abend bei deinen Mathehausaufgaben helfe.«
» Das wäre wirklich nett von dir«, gab ich zu. Analysis war in der Tat nicht meine Stärke.
Die Rückfahrt zum Haus der Beaumonts dauerte keine zehn Minuten. Dort angelangt sagte Josh, er sei in zehn Minuten wieder unten, um mit mir die Mathehausaufgaben zu machen, und stieg die Treppe hinauf. Ich sah ihm nach, wie er immer drei Stufen auf einmal nahm, dann ging ich in die Küche, um uns einen Kaffee zu kochen. Gerade hallte das Ticken der Standuhr durch den Flur, als ich vor Roberts Arbeitszimmer etwas Eigenartiges bemerkte. Es war der Türknauf, der meine Aufmerksamkeit erregte. Er war mir bisher noch nicht aufgefallen, aber jetzt, da das Licht von oben genau im richtigen Winkel auf die Tür fiel, konnte ich schwach erkennen, dass etwas in das dunkle Holz eingeritzt war.
Ich beugte mich nieder, um das Muster besser zu erkennen. Es sah aus wie eine Sonne, die von zwei Halbmonden umringt war. Ich strich mit den Fingern über die fein geschnitzte Oberfläche und versuchte, mich daran zu erinnern, wo ich dieses Symbol schon einmal gesehen hatte. Und dann fiel es mir ein.
Melissas Buch. Zigeunermagie . Es handelte sich um einen archaischen Schutztalisman alter Kulturen zur Abwehr des Bösen.
Aber was hatte er auf der Tür des Arbeitszimmers zu suchen?
Der Gehängte
Als Aula diente ein Steinbau ein paar Meter abseits vom Hauptgebäude der Schule. Eigentlich eine ehemalige Kirche, inklusive Glockenturm, hohen Decken und dunklen Holzbänken. Am Torbogen des Eingangs befand sich sogar ein Becken mit Wasser, das, wie ich vermutete, früher einmal Weihwasser enthalten hatte. Als ich vorbeikam, fühlte ich mich versucht, einen schnellen Schluck zu nehmen, um den Geschmack des »Zaubertees« loszuwerden, den mir Marie am Morgen aufgezwungen hatte, aber es waren zu viele Schüler hinter mir, die ebenfalls hineindrängten.
»Immer mit der Ruhe, Leute!«, murmelte Melissa hinter mir. Ich musste über ihren Tonfall lächeln. Auf der Suche nach einem freien Platz schritt ich den Gang hinunter. Die Reihen vorn und ganz hinten waren praktisch voll, was seltsam war. Was stimmte nicht mit der Mitte? Ich entschied mich für die Reihe, die seitlich mit der Nummer fünfunddreißig versehen war, und wollte gerade Platz nehmen, als Melissa mir den Weg versperrte.
»Die Zwölftklässler sitzen in den Reihen sechs bis elf«, sagte sie und deutete auf die vorderen Reihen. Ich folgte ihrer Handbewegung und merkte, dass die weiter hinten sitzenden Schüler alle jünger aussahen. Die ersten Reihen mussten für die obersten Jahrgangsstufen und die Lehrer reserviert sein.
»Wäre schön, wenn wir weiter hinten sitzen könnten«, meinte ich zu Melissa, während wir irgendwo in der Mitte von Reihe zehn auf der rechten Seite Platz nahmen.
»Keine Sorge. Hier zwängen sich achthundert Schüler rein, da werden wir keinem sonderlich auffallen.«
Achthundert. Ich war noch nie in einer so großen Menschenmenge gewesen. Der Saal hatte sich schon bald mit einem Meer aus blauen und braunen Jacken gefüllt. Ich sah Josh vier Reihen weiter vorn auf der linken Seite sitzen. Dort waren auch Sandra, Elizabeth, Missy, Nick und Matt, nur Ian fehlte.
»Und jetzt«, Melissa beugte sich zu mir herüber, den Blick auf einen kahlköpfigen kleinen Mann in einer langen blauen Robe gerichtet, der auf das Podium zusteuerte, »auf die Plätze, fertig, gähn!«
Ich verbiss mir ein Lachen.
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