Im Zeichen des Zorro
vom Meer hereinziehen?«,
schauderte Don Diego. »Das wäre mein Tod. Und der Indianer
spielt wesentlich besser Gitarre als ich.«
»So etwas ist mir ja
überhaupt noch nie untergekommen!« Dona Catalina, deren Gefühl
für Anstand und Sitte aufs Tiefste verletzt war, war fassungslos.
»Lass Don Diego
vorgehen, wie er es für richtig hält«, drängte Don
Carlos.
»Ich hatte mir
vorgestellt«, ergriff Don Diego wieder das Wort, »dass Ihr
Euch um alles kümmert und mich dann wissen lasst, wenn es so weit
ist. Ich werde natürlich mein Haus auf Vordermann bringen lassen und
mehr Personal einstellen. Vielleicht sollte ich mir auch eine Kutsche
zulegen und mit meiner Braut den ganzen Weg bis Santa Barbara fahren und
dort ein paar Freunde besuchen. Wäre es denn nicht möglich, dass
Ihr Euch um alles andere kümmert? Gebt mir einfach Bescheid, wann die
Hochzeit stattfinden soll.«
Jetzt war auch Don Carlos
Pulido ein wenig verärgert.
»Caballero«,
sagte er, »als ich Dona Catalina freite, saß ich ihretwegen
wie auf Kohlen. Einen Tag schenkte sie mir nichts als böse Blicke,
den nächsten wieder das schönste Lächeln. Das war das Salz
in der Suppe. Ich hätte es nicht anders haben wollen. Ihr werdet es
bereuen, Senor, ihr nicht selbst den Hof gemacht zu haben. Wünscht
Ihr, jetzt die Senorita zu sehen?«
»Mir wird wohl nichts
anderes übrig bleiben«, seufzte Don Diego.
Dona Catalina warf den Kopf
in den Nacken und ging ins Haus, um das Mädchen zu holen;
und dann kam sie auch schon: ein zierliches, kleines Ding mit blitzenden
schwarzen Augen und schwarzem Haar, das sie in einem großen Schwung
um den Kopf geschlungen trug. Zierliche kleine Füße spitzten
unter farbenprächtigen Röcken hervor.
»Ich freue mich, Euch
wiederzusehen, Don Diego«, sagte sie.
Er verbeugte sich über
ihrer Hand und führte sie zu einem der Stühle.
»Ihr seid nicht weniger
bezaubernd denn das letzte Mal, da ich Euch sah«, erklärte er.
»Man sagt einer
Senorita immer, dass sie noch schöner ist als beim letzten Mal«,
stöhnte Don Carlos. »Ach, wäre ich doch wieder jung und könnte
mich selbst auf Freiersfüße machen!«
Er entschuldigte sich und zog
sich ins Haus zurück. Dona Catalina ging ans andere Ende der Veranda,
damit das Paar sich unbelauscht unterhalten konnte, hatte von dort aus
aber alles im Blick, wie eine gute duena es muss.
»Senorita«, sagte
Don Diego, »heute Vormittag hielt ich bei Eurem Vater um Eure Hand
an.«
»Ach, Senor!«,
verschlug es dem Mädchen die Sprache. »Seid Ihr der Ansicht,
dass ich einen guten Gatten abgäbe?«
»Nun ja, ich - das heißt…«
»Sagt einfach nur das
eine Wort, Senorita, und ich werde es meinem Vater berichten, und Eure
Familie wird die Feierlichkeiten vorbereiten. Sie kann mir dann ja einfach
einen Indianer vorbeischicken, wenn es so weit ist. Es ermüdet mich
schrecklich, so weit auszureiten, wenn das in keinster Weise notwendig
ist.«
Jetzt fingen Senorita Lolitas
liebliche Augen an, warnende Signale auszusenden, die Don Diego aber ganz
eindeutig nicht bemerkte, und so rannte er schnurstracks weiter in sein
Verderben.
»Wollt Ihr Eure
Zustimmung geben, meine Frau zu werden, Senorita?«, fragte er und
beugte sich ein wenig zu ihr hinüber.
Senorita Lolitas Gesicht war
feuerrot, und sie sprang von ihrem Stuhl auf, die Fäuste in die Hüften
gestemmt.
»Don Diego Vega«,
erwiderte sie, »Ihr entstammt einem edlen Geschlecht, habt große
Besitztümer und werdet größere erben. Aber Ihr lebt nicht,
Senor! Ist das etwa Eure Vorstellung von Liebe und Romantik? Ist es denn
zu viel verlangt, vier Meilen weit auf einer befestigten Straße zu
reiten, um das Mädchen zu sehen, das Ihr ehelichen wollt? Was für
Blut fließt eigentlich in Euren Adern, Senor?«
Die von diesem Ausbruch
aufgeschreckte Dona Catalina lief eilig über die Veranda auf die
beiden zu, doch die beschwichtigenden Zeichen, die sie ihrer Tochter gab,
übersah Senorita Lolita geflissentlich.
»Der Mann, der mich
heiratet, muss um mich werben und sich meine Liebe verdienen«, fuhr
das Mädchen fort. »Er muss in mein Herz dringen. Haltet Ihr
mich für ein gemeines Weib, das sich dem ersten Mann, dem nach ihr
verlangt, hingibt? Der Mann, der mich zur Frau bekommt, muss ein Mann
sein, der Leben genug besitzt, um mich auch zu wollen. Einen Diener
vorbeischicken, um unter
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