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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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meinem Fenster Gitarre zu spielen? O ja, ich habe
     es mitangehört, Senor! Schickt ihn nur, Senor, und ich werde ihm
     kochendes Wasser über den Kopf schütten und seine rote Haut
     damit bleichen! Buenos dias, Senor!«
    Stolz warf sie den Kopf zurück,
     hob die seidenen Röcke beiseite und ging so an Don Diego vorbei in
     das Haus zurück, wobei sie ihre Mutter gleichermaßen
     ignorierte. Dona Catalina seufzte ihren verlorenen Hoffnungen einmal nach.
     Don Diego Vega sah der entschwindenden Senorita hinterher, kratzte sich
     nachdenklich am Kopf und blickte zu seinem Pferd hinüber.
    »Ich fürchte, ich
     habe ihr Missfallen erregt«, sagte er zaghaft.

 
    7
    EINE ANDERE ART VON MANN
    Don Carlos lief sofort wieder
     auf die Veranda zurück — da auch er gelauscht hatte, wusste er,
     was vorgefallen war - und nahm es auf sich, den düpierten Don Diego
     Vega zu beruhigen. Auch wenn er über alle Maßen bestürzt
     war, versuchte er, mit einem Lächeln über den peinlichen Vorfall
     hinwegzugehen.
    »Frauen sind nun einmal
     launisch, und ihre Herzen quellen über vor Traumbildern, Senor«,
     sagte er. »Bisweilen ziehen sie sogar über die her, die sie
     doch in Wahrheit anbeten. Das Wirken des weiblichen Hirns lässt sich
     nicht erforschen — nicht einmal sie selbst wissen es befriedigend zu
     erklären.«
    »Aber ich - ich
     verstehe nicht recht«, keuchte Don Diego. »Ich wählte
     meine Worte mit Bedacht. Ich habe sicherlich nichts gesagt, was die
     Senorita hätte verstimmen oder beleidigen können.«
    »Sie wünschte sich
     wohl, vermute ich, auf die gewöhnliche Weise umworben zu werden.
     Verzagt nicht, Senor. Zwischen ihrer Mutter und mir herrscht Einigkeit,
     dass Ihr der rechte Mann seid, ihr Gatte zu werden. Es ist Brauch, dass
     eine junge Frau ihren zukünftigen Mann bis zu einem gewissen Grad zurückweist,
     ehe sie sich unterwirft. Das scheint ihr die Unterwerfung zu versüßen.
     Bei Eurem nächsten Besuch wird sie umgänglicher sein. Dessen bin
     ich mir ganz gewiss.«
    Und so schüttelte Don
     Diego Don Carlos Pulido die Hand, stieg auf sein Pferd und ritt gemächlich
     den Pfad hinunter.
    Don Carlos drehte sich um und
     schritt wieder ins Haus, um seiner Frau und Tochter gegenüberzutreten.
     Als er vor Letzterer stehen blieb, seine Hände in die Hüften
     gestemmt, betrachtete er sie mit einer Regung, die dem Kummer nahe kam.
    »Er ist die beste
     Partie im ganzen Land!«, klagte Dona Catalina und bedeckte die Augen
     mit einem exquisiten Rechteck aus zartester Spitze.
    »Er besitzt Reichtümer,
     ist von hohem Stand und könnte mein schweres Los wieder geraderücken,
     wenn er nur mein Schwiegersohn wäre«, erklärte Don Carlos,
     der seine Augen nicht vom Gesicht seiner Tochter wandte.
    »Er hat ein
     wundervolles Haus und eine Hacienda noch dazu, hat die besten Pferde rund
     um Reina de los Angeles und ist der Alleinerbe seines reichen Vaters«,
     sagte Dona Catalina.
    »Ein Raunen nur aus
     seinem Mund ins Ohr von Seiner Exzellenz dem Gouverneur, und ein Mann ist
     ganz oben — oder ganz unten«, fügte Don Carlos hinzu.
    »Er sieht gut aus
     …«
    »Das bestreite ich ja
     gar nicht!«, rief Senorita Lolita, als sie den hübschen Kopf
     mutig hob und ihre Eltern anfunkelte. »Das ist es ja, was mich
     ärgert! Was für ein Liebhaber der Mann doch sein könnte,
     wenn er nur wollte! Soll ein Mädchen vielleicht stolz darauf sein,
     wenn es überall heißt, der Mann, den sie geheiratet hat, hätte
     niemals eine andere angeschaut und hätte sie erwählt, ohne
     vorher mit anderen zu tanzen und zu tuscheln und zu turteln?«       
    »Er hat dich allen
     anderen vorgezogen, sonst wäre er heute nicht hierhergeritten«,
     meinte Don Carlos.
    »Und das hat ihn gewiss
     gänzlich erschöpft!«, sagte das Mädchen. »Warum
     lässt er es zu, dass er zum Gespött des ganzen Landes wird? Er
     ist gut aussehend und reich und begabt. Er ist gesund und könnte sich zum Anführer
     aller anderen jungen Männer machen. Und trotzdem hat er kaum genug
     Energie, um sich anzukleiden.«
    »Das begreife ich alles
     einfach nicht«, klagte Dona Catalina. »Als ich ein Mädchen
     war, hat es so etwas nicht gegeben. Ein Ehrenmann kommt, um dich zu seiner
     Frau zu machen -«
    »Wäre er weniger
     ehrenhaft und mehr Mann, würde ich ihn mir vielleicht zweimal
     anschauen«, erklärte die Senorita.
    »Du musst ihn öfters
     als nur ein zweites Mal ansehen«, warf Don Carlos mit einigem
     Nachdruck

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