Im Zeichen des Zorro
deinen Adern? Ich bin nicht wenig geneigt, eine
davon aufzuschlitzen und nachzusehen.«
»Können wir diese
Heiratsgeschichte nicht für eine Weile einfach vergessen?«,
fragte Don Diego.
»Du bist vierundzwanzig
Jahre alt. Als du geboren wurdest, war ich nicht mehr jung. Bald schon
werde ich den Weg meiner Väter gehen. Du
bist mein einziger Sohn, der Erbe, du musst Frau und Kinder haben. Soll
die Familie Vega aussterben, nur weil dein Blut aus Wasser besteht? Du
wirst noch vor Ablauf des nächsten Quartals eine Frau für dich
gewinnen, junger Herr, und zwar eine Frau, die ich als Familienmitglied
akzeptieren kann, oder aber ich werde meine Reichtümer den
Franziskanern vermachen, wenn ich sterbe.«
»Padre mio!«
»Das ist mein voller
Ernst. Zeig endlich ein wenig Feuer! Ich wünschte nur, du hättest
halb so viel Mut und Geist wie ihn dieser Bandit, Senor Zorro, besitzt!
Der hat Grundsätze, für die er kämpft. Er hilft den
Hilflosen und rächt die Unterdrückten. Ich ziehe den Hut vor
ihm! Lieber wäre mir, mein Sohn, du würdest an seiner statt
Kerker und Galgen riskieren, als ohne jede Energie nur Träume zu träumen,
die doch zu nichts führen!«
»Padre mio! Ich war
Euch ein gehorsamer Sohn.«
»Wärst du doch nur
ein wenig wild gewesen — das wäre natürlicher.« Don
Alejandro seufzte. »Über ein paar Eskapaden könnte ich
leichter hinwegsehen als über diese Trägheit. Reiß dich
zusammen, junger Mann! Vergiss nicht, dass du ein Vega bist. Als ich in
deinem Alter war, war ich nicht das Gespött der Leute. Ich war
jederzeit bereit zu kämpfen, mein Herz an jedes Paar feuriger Augen
zu verlieren und gegen einen jeden caballero in den Wettstreit zu treten,
in geistigen wie in körperlichen. Ha!«
»Ich bitte Euch, werter
Herr Vater, nicht dieses Ha! Meine Nerven halten das nicht mehr aus.«
»Du brauchst einfach
mehr von einem Mann.«
»Ich werde mich sofort
an die Arbeit machen«, sagte Don Diego, der sich ein wenig in seinem
Stuhl aufrichtete. »Ich hatte gehofft, es würde sich vermeiden
lassen, aber wie es aussieht, ist das nicht der Fall. Ich werde also
um Senorita Lolita freien, wie andere Männer um andere Frauen freien.
Was Ihr über Euren Besitz sagtet, war doch Euer Ernst?«
»Allerdings«,
rief Don Alejandro.
»Dann muss ich mich
wohl aufraffen. Es geht natürlich nicht an, dieses Vermögen aus
der Familie fortzugeben. Ich werde diese Angelegenheit heute Nacht in Ruhe
und Frieden überdenken. Vielleicht habe ich ja hier, fern von Reina
de los Angeles, die Muße zur Kontemplation. Im Namen der Heiligen!«
Dieser letzte Ausruf wurde
von einem plötzlichen Tumult vor dem Haus verursacht. Don Alejandro
und sein Sohn hörten eine Schar von Reitern anhalten, sich etwas
zurufen, hörten Zaumzeug klappern und Degen klirren.
»Es gibt keinen
einzigen Ort auf der ganzen Welt«, verkündete Don Diego mit großer
Düsternis.
»Hört sich an wie
eine Dekade Männer«, sagte Don Alejandro. Und so war es auch -
auf den Mann genau. Ein Diener machte die Tür auf, und zehn
caballeros betraten den Salon, Degen an der Seite und Pistolen im Gürtel.
»Ha! Don Alejandro, wir
erbitten Euer Gastrecht!«, rief der Erste aus.
»Ihr braucht nicht erst
darum zu bitten, caballeros. Was für eine Mission ist das, auf der
ihr euch befindet?«
»Wir verfolgen Senor
Zorro, den Gesetzlosen.«
»Im Namen der Heiligen!«,
rief Don Diego. »Nicht einmal hier kann man ihm entfliehen. Gewalt
und Blutvergießen!«
»Er hat die Plaza in
Reina de los Angeles heimgesucht«, fuhr der Sprecher fort. »Er
ließ den magistrado auspeitschen, weil er Fray Felipe dazu
verurteilt hatte, die Peitsche zu spüren, und er hat den dicken Wirt
verprügelt, und währenddessen hat er es auch noch mit einem
knappen Dutzend Männer aufgenommen. Dann ist er davongeritten, und
wir haben uns zusammengeschlossen, um ihn zu verfolgen. Er ist nicht
zufallig hier vorbeigekommen?«
»Meines Wissens nicht«,
erwiderte Don Alejandro. »Mein Sohn kam kürzlich erst von der
Landstraße her hier an.«
»Ihr habt den Kerl auch
nicht gesehen, Don Diego?«
»Das habe ich nicht«,
antwortete Don Diego. »Wenigstens in dieser Beziehung hatte ich Glück.«
Don Alejandro hatte nach den
Dienern gerufen, und so standen jetzt auf dem langen Tisch Weinbecher und
Berge von Gebäck. Die caballeros fingen an zu
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