Im Zeichen des Zorro
Besuch abgestattet und alle Welt
verschreckt. Ich bin geschäftlich auf meine eigene Hacienda geritten,
und von dort bin ich hinüber, um den alten Fray Felipe zu besuchen,
da ich dachte, in seiner Gegenwart böte sich mir Gelegenheit zur
Kontemplation. Und schon platzt so ein dicker Feldwebel mit einem Trupp
Soldaten auf der Suche nach diesem Senor Zorro herein.«
»Man hat ihn gefangen?«
»Ich glaube nicht,
werter Herr Vater. Ich kehrte zurück ins Dorf, und was, meint Ihr
wohl, hat sich heute dort zugetragen? Man schleppte Fray Felipe herbei,
angeklagt, einen Händler betrogen zu haben, und nach einem Prozess,
der nicht mehr als eine Parodie auf einen solchen war, wurde er an den
Pfahl gebunden und erhielt fünfzehn Peitschenhiebe auf den Rücken.«
»Diese räudigen
Hunde!«, rief Don Alejandro.
»Ich konnte es nicht länger
ertragen, und so beschloss ich, Euch einen Besuch abzustatten. Wohin ich
auch gehe, überall herrscht Aufruhr. Das ist wahrhaft genug, einen
Mann in den Wahnsinn zu treiben. Fragt Bernardo, ob ich nicht recht habe.«
Don Alejandro warf dem
taubstummen Indianer einen kurzen Seitenblick zu und grinste. Bernardo
grinste voller Selbstverständlichkeit zurück, da er nicht
wusste, dass dies nicht die Art war, in der man sich in
Gegenwart eines Don zu benehmen hatte.
»Gibt es noch etwas,
das du mir zu sagen hast?«, fragte Don Alejandro und blickte seinen
Sohn forschend an.
»Im Namen der Heiligen!
Jetzt ist es so weit. Ich hatte gehofft, es ließe sich vermeiden,
werter Herr Vater.«
»Ich will es hören.«
»Ich habe die Hacienda
Pulido besucht und mit Don Carlos und seiner Frau gesprochen, außerdem
mit Senorita Lolita.«
»Die Senorita gefällt
dir?«
»Sie ist nicht weniger
reizend als jedes andere Mädchen, das ich kenne«, erwiderte Don
Diego. »Ich unterhielt mich mit Don Carlos über die Frage der
Heirat, und er schien entzückt.«
»Und zwar völlig
zu Recht«, erklärte Don Alejandro.
»Aber die Hochzeit kann
nicht stattfinden, fürchte ich.«
»Wie das? Gibt es da
etwa einen dunklen Fleck, was die Senorita angeht?«
»Nicht dass ich wüsste.
Sie scheint mir eine zarte und unschuldige Jungfer, werter Herr Vater. Ich
lud sie ein, einige Tage in meinem Haus in Reina de los Angeles zu
verbringen. Das hatte ich eingefädelt, damit sie das Mobiliar sehen
und von meinem Reichtum erfahren könne.«
»Das war ein weiser
Plan, Sohn.«
»Und doch will sie
nichts von mir wissen.«
»Wie das? Sie weigert
sich, einen Vega zu heiraten? Weigert sich, sich mit der mächtigsten
Familie des Staates, mit dem besten Blut des Landes zu vereinigen?«
»Sie deutete an, werter
Herr und Vater, ich sei nicht die richtige Art Mann für sie. Sie hat
eine Schwäche für Narretei, fürchte ich. Sie wünscht
wohl, mich unter ihrem Fenster Gitarre spielen zu sehen und dass ich ihr
schöne Augen mache und ihre Hände
halte, wenn die duena nicht hersieht, und dergleichen Dummheiten mehr.«
»In aller Heiligen
Namen! Bist du denn ein Vega?«, rief Don Alejandro. »Würde
sich denn nicht jeder anständige Mann nach einer solchen Gelegenheit
sehnen? Geht nicht jedem caballero das Herz auf, wenn er in mondklarer
Nacht Serenaden seiner Liebe singt? Die kleinen Dinge, die du dumm zu
nennen beliebst, machen das wahre Wesen der Liebe aus. Kein Wunder, dass
die Senorita verstimmt über dich war.«
»Aber ich konnte
einfach keine Notwendigkeit für derlei Dinge entdecken«, sagte
Don Diego.
»Bist du vielleicht
kaltblütig vor die Senorita getreten, um ihr vorzuschlagen zu
heiraten, und das wärs dann auch? Hast du vielleicht gemeint, junger
Mann, du würdest ein Pferd kaufen oder einen Ochsen? Im Namen der
Heiligen! Und jetzt ist jede Gelegenheit, das Mädchen zu heiraten,
verspielt? Sie hat mit Abstand das beste Blut, nach dem unseren.«
»Don Carlos sagte, ich
solle die Hoffnung noch nicht aufgeben«, erwiderte Don Diego.
»Er ließ sie zurück auf die Hacienda fahren und deutete
an, wenn sie erst eine Zeit dort oben zugebracht und über alles
nachgedacht hätte, könnte sie womöglich ihre Meinung noch
einmal ändern.«
»Sie gehört dir,
wenn du nur das Spiel spielst«, wusste Don Alejandro. »Du bist
ein Vega und daher die beste Partie im ganzen Land. Wenn du auch nur einen
Hauch von einem Liebhaber zeigst, ist die Senorita dein. Was für Blut
fließt eigentlich in
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