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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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essen und zu trinken.
     Don Diego wusste sehr gut, was das zu bedeuten hatte. Die Verfolgung des Räubers
     war abgeblasen, ihr Enthusiasmus hatte sich verflüchtigt. Sie würden
     am Tisch seines Vaters sitzen bleiben und die ganze Nacht dem Wein
     zusprechen, bis sie allmählich betrunken würden. Sie würden
     schreien und singen und Geschichten erzählen und am folgenden Morgen
     zurück nach Reina de los Angeles reiten wie so viele andere Helden
     vor ihnen.
    Das war allgemein so üblich.
     Die Jagd nach Senor Zorro war nicht mehr als ein Vorwand für ein
     geselliges Beisammensein.
    Die Diener brachten große
     Steingutkrüge voll von edlem Wein, die sie auf den Tisch stellten,
     und Don Alejandro gab Order, auch Fleisch zu bringen. Die jungen
     caballeros hatten eine Schwäche für diese Zusammenkünfte
     bei Don Alejandro, denn die gute Frau des Don war schon seit einigen
     Jahren tot, und abgesehen vom Personal gab es hier keine Frauen, weshalb
     sie die ganze Nacht lang nach Herzenslust lärmen konnten.
    Nach einer Weile legten sie
     Pistolen und Degen ab und fingen an zu prahlen und zu protzen. Don
     Alejandro ließ die Waffen von der Dienerschaft in einen abgelegenen
     Winkel des Salons bringen, denn er wünschte keinen Streit unter
     Betrunkenen, an dessen Ende womöglich ein bis zwei tote caballeros in
     seinem Haus zurückblieben.
    Eine Zeit lang trank und
     sprach Don Diego mit ihnen, dann lehnte er sich zurück, als
     langweilten ihn diese Dummheiten.
    »Dieser Senor Zorro hat
     bloß Glück gehabt, dass wir ihn nicht eingeholt haben«,
     rief einer. »Von uns kann es schließlich jeder mit ihm
     aufnehmen. Wenn die Soldaten gestandene Männer wären, dann hätte
     man ihn schon längst geschnappt.«
    »Ha, wenn ich ihn bloß
     einmal zu fassen kriegte!«, schrie ein anderer. »Wie der Wirt
     unter der Peitsche doch gejault hat!«
    »Ist er denn in diese
     Richtung geritten?«, fragte Don Alejandro dazwischen.
    »Da sind wir uns nicht
     ganz sicher. Er ist über den Pfad nach San Gabriel, und dreißig
     von uns sind ihm hinterher. Wir haben uns dann in drei Gruppen aufgeteilt,
     und eine jede ist in eine andere Richtung geritten. Ich schätze, eine
     andere Gruppe hat im Moment das Glück, ihn zu erwischen. Dafür
     haben wir das unverschämte Glück, hier zu sein.«
    Don Diego erhob sich vor der
     Gesellschaft.
    »Senores, Ihr werdet
     mir sicherlich verzeihen, wenn ich mich zurückziehe«, sagte er.
     »Ich bin ermattet von der Reise.«
    »Zieht Euch um Himmels
     willen zurück«, rief einer seiner Freunde. »Und wenn Ihr
     Euch erholt habt, kommt wieder und unterhaltet uns.«
    Darüber mussten alle
     lachen, und als Don Diego sich umständlich verneigte, konnte er
     beobachten, dass eine Reihe von ihnen kaum noch auf die Füße
     kam, um sich ihrerseits zu verbeugen. Dann verließ der Spross des
     Hauses Vega rasch den Raum, und hinter ihm lief der Taubstumme her.
    Er betrat ein Zimmer, das
     stets für ihn bereitet war und in dem auch jetzt bereits eine Kerze
     brannte. Don Diego schloss die Tür hinter sich, während Bernardo
     seinen massigen Körper vor dem Zimmer auf den Boden legte, um seinen
     Herrn während der Nacht zu beschützen.
    Im großen Salon wurde
     Don Diego kaum vermisst. Sein Vater legte die Stirn in Falten und
     zwirbelte seinen Schnurrbart, denn er hätte zu gerne einen Sohn
     gehabt, der war wie andere junge Männer auch. In seiner Jugend,
     erinnerte er sich, hatte er eine solche Gesellschaft niemals so früh
     am Abend verlassen. Und wieder seufzte er und wünschte, die Heiligen
     hätten ihm einen Sohn geschenkt, in dessen Adern rotes Blut floss. 
    Die caballeros sangen jetzt,
     sie fielen in den Refrain eines beliebten Liebesliedes ein, und ihre
     dissonanten Stimmen erfüllten den großen Raum. Don Alejandro lächelte
     beim Zuhören, denn er erinnerte sich an seine eigene Jugend.
    Zu beiden Seiten des langen
     Tisches, auf den sie beim Singen mit ihren Bechern pochten, lagen sie auf
     Stühlen und Bänken, und immer wieder brachen sie in schallendes
     Gelächter aus.
    »Wenn doch bloß
     dieser Senor Zorro jetzt hier wäre!«, rief einer von ihnen.
    Die Antwort erklang vom
     Eingang her.
    »Senores, er ist hier!«

 
    25
    EIN BÜNDNIS WIRD
     GESCHLOSSEN
    Das Lied erstarb; das Lachen
     verstummte. Sie blinzelten und glotzten durch den Saal. Senor Zorro war
     hinter der Tür stehen geblieben, durch die er von der Veranda her
     eingetreten war, ohne dass sie es bemerkt

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