Im Zeichen des Zorro
Plaza zum
Gefängnis verlief absichtlich langsam. An der Tavernentür stand
eine Meute von Halunken, die auf Kosten des Gouverneurs Wein getrunken
hatten, und sie verstärkten das Getöse.
Einer der Männer warf
mit Schlamm, und er traf Don Carlos' Brust, der aber weigerte sich, das
zur Kenntnis zu nehmen. Er hatte einen Arm um seine Frau und den anderen
um seine Tochter gelegt, als wolle er sie beschützen, so gut er
konnte, und er blickte starr geradeaus.
Einige Männer von Geblüt
wurden Zeuge der Szene, beteiligten sich aber nicht an dem Aufruhr. Manche
waren so alt wie Don Carlos, und dieser Anblick entflammte neuen, wenn
auch untätigen Hass in ihren Herzen.
Und manche waren jung, und
heiß pochte das Blut in ihren Adern. Sie sahen das gepeinigte
Gesicht Dona Catalinas und stellten sich ihre eigenen Mütter vor; und
sie sahen das hübsche Gesicht der Senorita und dachten an ihre eigene
Schwester, ihre eigene Braut.
Einige dieser Männer
tauschten verstohlene Blicke, und obwohl sie nicht miteinander sprachen,
dachten doch alle dasselbe — ob Senor Zorro davon erfahren würde
und ob er dem neuen Bündnis den Befehl gäbe, zusammenzutreten.
Endlich hielt die carreta,
umringt von hohnlachenden Indianern und Tagelöhnern, vor dem cárcel
an. Die Soldaten machten einige vorgebliche Anstalten, sie zurückzuhalten,
dann stieg der Feldwebel ab und zwang Don Carlos, seine Frau und seine
Tochter auszusteigen.
Ungehobelte, betrunkene Männer
rempelten sie an, während sie die Stufen zur Tür
hinaufschritten. Mehr Schlamm flog, und ein Teil davon landete auf Dona
Catalinas Kleid. Aber falls der Mob erwartet hatte, dass der betagte
caballero jetzt explodieren würde, wurde er enttäuscht. Don
Carlos hielt den Kopf hoch erhoben, ignorierte jene, denen danach
verlangte, ihn zu peinigen, und führte so seine Damen bis an die Tür.
Der Feldwebel schlug mit dem
schweren Knauf seines Säbels dagegen. Eine Luke öffnete
sich, und darin erschien das bösartige, grinsende Gesicht des Gefängniswärters.
»Was haben wir denn da?«,
wollte er wissen.
»Drei Gefangene,
angeklagt des Hochverrats«, erwiderte der Feldwebel.
Die Tür wurde
aufgerissen. Die Meute ließ ein letztes Mal lautes Hohngelächter
erschallen, und schon waren die Gefangenen hinter der verschlossenen und
verriegelten Tür verschwunden.
Der Gefängniswärter
führte sie durch einen übel riechenden Korridor und stieß
dann eine weitere Tür auf. »Hinein mit euch«, wies er sie
an.
Die drei Gefangenen wurden
hineingestoßen, die Tür wieder geschlossen und verriegelt. Sie
blinzelten in das Halbdunkel. Langsam konnten sie zwei Fenster, ein paar
Pritschen und gegen die Wände gelehnte menschliche Wracks ausmachen.
Nicht einmal die Höflichkeit
einer eigenen, sauberen Zelle ließ man ihnen zuteilwerden. Don
Carlos, seine Frau und seine Tochter waren mit dem Abschaum des Ortes
zusammengesperrt, mit Säufern und Dieben, mit ehrlosen Frauenzimmern
und fluchenden Indianern.
Sie setzten sich auf eine
Pritsche in einer Ecke des Raumes, so weit weg von den anderen wie nur möglich.
Und dann ließen Dona Catalina und ihre Tochter ihren Tränen
freien Lauf. Tränen strömten auch über das Gesicht des
betagten Don, als er versuchte, ihnen Trost zu spenden.
»Ich wünschte bei
allen Heiligen, Don Diego wäre jetzt mein Schwiegersohn«, stöhnte
der Grande.
Die Tochter drückte
seinen Arm.
»Vielleicht, mein
Vater, wird ein Freund erscheinen«, flüsterte sie. »Vielleicht
wird der böse Mann, der für dieses Leid verantwortlich ist,
bestraft werden.«
Denn es war der Senorita, als
sei das Bild Senor Zorros vor ihr erschienen; und sie glaubte an den Mann,
dem sie ihre Liebe geschenkt hatte.
29
DON DIEGO IST UNWOHL
Eine Stunde nachdem Don
Carlos Pulido und seine Damen im cárcel eingekerkert worden waren,
schmückte sich Don Diego mit den ausgesuchtesten Kleidern und erklomm
sodann langsam zu Fuß den Hang zur Garnison, um Seiner Exzellenz dem
Gouverneur die Aufwartung zu machen.
Er ging schlendernden
Schrittes, ließ den Blick nach links und rechts schweifen, als
interessierten ihn die Hügel in der Ferne, und einmal hielt er inne,
um eine am Wegesrand blühende Blume zu betrachten. Das Rapier
baumelte an seiner Seite, sein elegantestes, das mit dem juwelenbesetzten
Knauf, und in der Rechten trug er ein
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